Parallels vs. VMWare

ml, den 2. April 2007
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Seit die Firma Parallels im letzten Jahr eine Virtualisierungssoftware für Mac-Anwender anbietet, ist dieses Thema auf dem Mac nicht mehr wegzudenken. Litten frühere Produkte wie zum Beispiel VirtualPC immer unter einem Geschwindigkeitsmanko, weil Prozessorbefehle erst von X86- in PowerPC-Befehle umgewandelt werden mussten, ist dieses Hindernis seit dem Umstieg von Apple auf Intel-Prozessoren gefallen. Hinzu kommen Techniken der Prozessorhersteller Intel (VT) und AMD (Pacifica), die nahezu identische Geschwindigkeiten von virtuellen Maschinen und physischen Rechnern ermöglichen.

Parallels, auf dem PC-Markt eher ein Nischenspieler, hat sich inzwischen auf dem Mac zum Marktführer gemausert und zeigt mit Funktionen wie Coherence oder Transporter, wie unkompliziert das Arbeiten mit virtuellen Maschinen funktionieren kann. Auf dem PC-Markt ist der Hersteller VMWare führend und bietet seit einiger Zeit eine Beta-Version einer Virtualisierungslösung für Mac OS X unter dem Namen Fusion an. Vor zwei Wochen habe ich beide Hersteller auf der CeBit besucht und mir erklären lassen, wie sie sich die Zukunft von Virtualisierungsprogrammen auf dem Mac vorstellen.

Parallels

Bei Parallels ist man sehr stolz auf den Erfolg, den Parallels Desktop auf dem Mac hat. Dabei gibt man offen zu, dass dieser ohne das Feedback und die Mitarbeit der vielen Beta-Tester nicht möglich gewesen wäre. Daher soll für den nächsten Entwicklungsschritt von Parallels Desktop wieder eine umfangreiche Beta-Phase gestartet werden. Bedeutendstes neues Feature der nächsten Version wird vermutlich die direkte Unterstützung von hardwarebeschleunigter 3D-Grafik sein. Damit sollen anspruchsvolle CAD-Anwendungen oder sogar Spiele flüssig in virtuellen Maschinen benutzbar sein. Durch Unterstützung von Intel VT-D, soll sich die Integration von externen Geräten verbessern und vor allen Dingen die Geschwindigkeit erhöhen.

Doch Parallels wird nicht nur auf dem Gebiet für Endanwender aktiv sein. Im Sommer dieses Jahres wird ein Serverprodukt auf den Markt kommen, das auf Apples Xservern lauffähig ist. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Hypervisor, der nicht auf ein Betriebssystem angewiesen ist, sondern direkt auf der Hardware installiert wird. Der Hypervisor ermöglicht dann die parallele Ausführung mehrerer virtueller Maschinen und vermeidet so den „Overhead“ durch das normalerweise benötigte Host-Betriebssystem.

VMWare

Die Situation am VMWare-Stand stellte sich etwas anders dar, denn dort wusste man auf erste Nachfrage nach Fusion erstmal nichts von einer solchen Software. Erst als ich das Stichwort „Mac“ in die Runde warf, klingelte es und man führte mich zu einen zugeklappten 17 Zoll MacBook Pro. Anschließend zeigte mir ein offensichtlich der Windows-Welt entstammender Mitarbeiter die aktuelle Beta-Version von Fusion. Dabei machte er keinen Hehl daraus, darauf hinzuweisen, dass man zwar eine Mac-typische Toolbar integriert habe, aber die Einstellungen doch eher Windows-typisch sind, weil man ja aus der Windows-Welt komme. „Wir probieren es halt mal aus und gucken, wie der Mac-Markt funktioniert“, stellte er fest. Eine Kampfansage an Konkurrenten hört sich anders an.

Ansonsten bietet Fusion schon rudimentäre Unterstützung für hardwarebeschleunigte 3D-Grafik. Dabei wird der Standard DirectX 8.1 unterstützt. Daher lässt sich z. B. nicht die neue Aero-Oberfläche von Windows Vista nutzen, denn diese verlangt mindestens DirectX 9. Ähnlich zu Parallels‘ Transporter gibt es bei Fusion ein Programm namens Converter, mit dem sich ein physischer PC in eine virtuelle Maschine übertragen lässt. Auf Nachfrage, welche Features denn in der für Sommer erwarteten finalen Version noch zu finden seien, bekam man nur ein knappes „darüber kann ich leider nichts sagen“ zu hören. Nicht einmal bei so grundlegenden Funktionen wie Drag-and-drop zwischen Gast- und Host-Betriebssystem, war man zu einer konkreten Aussage bereit.

Fazit

Parallels hat auf mich eindeutig den dynamischeren und innovativeren Eindruck gemacht. Funktionen wie z. B. Coherence wurden von dem VMWare-Mitarbeiter mit einem „wer’s braucht“ kommentiert. Insgesamt machte der VMWare-Auftritt auf der CeBit 2007 einen wenig enthusiastischen Eindruck und man scheint die Entwicklung auf dem Mac etwas verschlafen zu haben. Als Kampfansage an Parallels Desktop kann man die aktuelle Beta von Fusion allerdings nicht bezeichnen. Mit hardwarebeschleunigter 3D-Grafik und der Möglichkeit einen Snapshot von einer virtuellen Maschine anzulegen zeigt VMWare, dass es durchaus interessante Funktionen gibt, die die Konkurrenz (noch) nicht hat. Aber Innovationen sehen anders aus.

Der Endanwender kann dem gelassen entgegensehen, hilft Konkurrenz doch, dass die Produkte sich ständig verbessern. Parallels hat mit Parallels Desktop gezeigt, dass es auf dem Mac einen riesigen Markt für Virtualisierung gibt. Der Marktführer VMWare muss deshalb nachziehen. Bleibt zu hoffen, dass VMWare sein Engagement für den Mac nicht nur halbherzig verfolgt. Denn dann können wir uns auf wirklich innovative Produkte freuen.


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