Test: iPod Nano (3. Generation)

ml, den 14. Oktober 2007
iPod nano
iPod nano

Wir haben den neuen iPod nano getestet und sagen, wo Stärken und Schwächen des von manchen wegen seines 4:3-Displays als Fatty-Pod bezeichneten Geräts liegen. Für den Test wurde uns von Apple ein iPod nano in Silber mit 8 GB zur Verfügung gestellt.

Beim „The Beat goes on“ Special-Event von Apple am 5. September wurde die gesamte iPod-Familie überarbeitet. Der iPod nano wuchs damit in die 3. Generation und steht nun zumindest funktionell auf gleicher Ebene mit dem iPod classic. Er spielt genauso Videos ab und ermöglicht jetzt auch im iTunes Store gekaufte Spieletitel auszuführen. Aber Vorsicht: für den alten iPod (5. Generation) gekaufte Spiele funktionieren nicht auf den neuen Geräten. Das ist ärgerlich und unverständlich, und wird Apple sicher wieder reichlich Kritik einbringen.

Äußere Werte

Apple bietet den iPod nano in 5 unterschiedlichen Farben (Silber, Grün, Rot, Blau und Schwarz) an. Allerdings wirken die Farben nicht mehr so knackig wie beim Vorgängermodell, sondern blass und ausgewaschen. Jedes Modell ist sowohl mit 4 als auch mit 8 GB Speicher verfügbar.

Äußerlich wirkt der iPod nano wie ein zu heiß gewaschener und daher eingelaufener iPod classic. Die Vorderseite besteht aus Aluminium und die Rückseite aus einer glänzenden Stahlwanne. Die Ecken des Geräts sind in allen Dimensionen leicht abgerundet und machen den iPod damit zu einem wahren Handschmeichler.

Für Liebhaber nackter Zahlen hier ein paar physische Kennwerte der neuesten Nano-Generation: Breite 5,2 cm, Höhe 7 cm, Dicke 0,6 cm und Gewicht 50 g. Ausgebeulte Hosen- oder Jackentaschen sind damit definitiv passé.

Anschluss gesucht

Der Dockanschluss befindet sich an der Unterseite des iPods und wurde von Apple wieder in die Mitte des Geräts gerückt. Rechts daneben befindet sich der Kopfhöreranschluss. Damit lässt sich der iPod nano einerseits wieder schön symmetrisch in alle üblichen iPod-Lautsprecherstationen stecken, allerdings passt (mal wieder) für den Vorgänger entwickeltes Zubehör nicht mehr. So ließ sich das praktische iPod-Mikrofon MicroMemo von Xtreme Mac nicht anstecken, da Apple den Abstand zwischen Dock- und Kopfhöreranschluss gegenüber der Vorgängergeneration geändert hat. Allerdings gibt es Berichte, die schreiben, dass das vom ersten iPod nano beliebte Lanyard mit den integrierten Kopfhörern wieder passt. Links vom Dockanschluss befindet sich der Hold-Knopf. Der ist allerdings sehr klein und fummelig geraten. Menschen mit großen Fingern, werden damit so ihre Mühe haben.

Inbetriebnahme

Der iPod lässt sich wie gewohnt einfach in Betrieb nehmen. Einfach an den Mac oder PC anstöpseln und warten, bis das Gerät in iTunes angezeigt wird. Für den Test musste zunächst die aktuelle iTunes-Version (damals 7.4.1) von Apple heruntergeladen werden. Dieser Schritt ist ärgerlich, denn in Zeiten von DSL ist noch nicht jeder Anwender mit einem Breitbandanschluss gesegnet und ohne diesen gerät der Download von iTunes, immerhin um die 55 MB, zu einem Geduldsspiel. Besser wäre es, wenn Apple einfach die für den jeweiligen iPod mindestens benötigte iTunes-Version auf dem iPod mitliefert. So könnte man den iPod schneller und einfacher in Betrieb nehmen.

Innere Werte

Das im neuen iPod nano verbaute Display ist Spitze. Auf 4 x 3 cm bringt die Anzeige 320 x 240 Bildpunkte unter. Das ergibt unter dem Strich eine Pixeldichte von 204 ppi. Das Display ist homogen ausgeleuchtet und besticht durch seine Schärfe. Hält man das Display des alten iPod nano direkt dagegen, dann wirkt dieses grob und unscharf. Die Hintergrundbeleuchtung wird, Greenpeace wird’s freuen, durch weiß-blaue LED erbracht. Das ermöglicht es Apple erstmals eine anpassbare Display-Helligkeit im iPod zu realisieren. Im Einstellungsmenü lässt sich die Anzeigehelligkeit stufenlos anpassen. Selbst die „dunkelste“ Einstellung war bei hellen Lichtverhältnissen (sonniger Tag, kein direktes Sonnenlicht) ausreichend.

Für die Speicherung der Musiksammlung spendiert Apple, je nach Ausstattung, 4 bzw. 8 GB Flash-Speicher. Real ergeben sich für das 8-GB-Modell 7,16 GB freier Speicher, wobei ca. 100 MB allein schon für die iPod-Software benötigt werden. Die bescheidene Speicherausstattung wird zumindest bei dem kleineren Modell häufig zu einem Abwägen zwischen Musik und Videos führen.

Der iPod nano nimmt seine Daten über einen USB-2.0-Anschluss entgegen. Dieser übertrug im Test eine 3,14 GB große Sammlung von Videos und Musiktiteln in 5:05 Minuten auf den Musikspieler. Für Besitzer älterer Macs lässt sich die USB 1.1 Schnittstelle nutzen, allerdings geht dann die Übertragung entsprechend langsamer.

Bei der Akkulaufzeit gibt sich der iPod keine Blöße. Apple wirbt mit bis zu 6 Stunden Video- und bis zu 24 Stunden Audio-Genuss. Mit noch untrainiertem Akku spielte der iPod immerhin 4:30h Video ab. Das reicht für zwei Spielfilme oder ein paar Folgen der Lieblingsserie. Um während der Musikwiedergabe Strom zu sparen, wird auf dem Display in großen Zahlen die aktuelle Uhrzeit angezeigt.

Beim Klang konnte ich keine Veränderungen gegenüber der Vorgängergeneration feststellen. Dem neuen iPod liegen noch die gleichen Kopfhörer wie dem alten bei. Aus meiner Sicht nervig und manchmal schmerzhaft ist das Knacken in den Kopfhörern beim Einschalten des iPods. Das stört mich schon beim alten Nano und mir ist es ein Rätsel, wieso Apple das nicht hinbekommt. Hier besteht klar noch Handlungsbedarf. Ob sich das allerdings über ein Firmware-Update realisieren lässt, ist schwer zu beantworten.

Benutzeroberfläche

Mit der Überarbeitung der iPods hat Apple dem iPod nano und iPod classic eine neue Benutzeroberfläche spendiert. Das Hauptmenü präsentiert sich zweigeteilt: auf der linken Seite die Menüpunkte, rechts eine dazu passende Inhaltsvorschau (Albumcover oder Filmausschnitt) oder Informationsanzeige (z. B. freier Speicherplatz). Die Speicherplatzbelegung des iPod wird jetzt ähnlich wie in iTunes mit einem farbigen Balken angezeigt, der den Speicherverbrauch der unterschiedlichen Dateien (Photos, Musik und Video) erkennbar macht. Neu ist, dass man für Videos auf dem iPod Wiedergabelisten erstellen kann. Die Bedienung des neuen Interface ist flüssig und macht einen flotten Eindruck.

Das neue Click-Wheel ist gegenüber dem Vorgänger nochmals kleiner geworden. Ich selbst bezeichne mich nicht gerade als Grobmotoriker, doch hatte ich bei genauen Einstellungen (z. B. beim Wecker) so meine Probleme mit dem Click-Wheel. Es reagiert sehr empfindlich auf Bewegung. Manchmal reicht es, den Finger leicht zu kippen, um ein paar Menüpunkte zu überspringen. An dieser Stelle wäre es wünschenswert, wenn Apple die Geschwindigkeit bzw. Empfindlichkeit des Click-Wheels, ähnlich wie bei der Desktop-Maus, einstellbar machen würde.

Software

Während des Tests stellte Apple eine aktualisierte Version 1.0.1 der iPod-Software zur Verfügung. Nachdem diese eingespielt war, ließ sich ein Absturz, der im Zusammenhang mit Videoabspiellisten auftrat, nicht mehr reproduzieren. Inzwischen hat Apple Version 1.0.2 veröffentlicht und behebt damit vor allen Dingen Geschwindigkeitsprobleme beim iPod classic.

Mit der neuen iPod-Software hat Apple dem Gerät gegenüber dem alten iPod nano zahlreiche neue Applikationen und Spiele spendiert. Insgesamt gibt es drei Spiele (Klondike, Vortex und iPod Quiz). Ansonsten sind eine Weltzeituhr und ein Wecker hinzugekommen. Beim Wecker lassen sich als Weckton entweder ein Signalton oder eine Wiedergabeliste auswählen.

Fazit

Mit dem neuen iPod nano hat Apple die alte Version sinnvoll weiterentwickelt. Funktional hat der nano damit mit dem „großen“ iPod gleichgezogen. Zugleich bahnt sich aber ein Generationswechsel an: Nano und Classic gehören zu einer langfristig aussterbenden Art, denn wo die Reise hingeht, hat Apple mit dem iPod touch gezeigt. Videos lassen sich auf dem iPod nano erstaunlich gut anschauen, für den Filmabend zu zweit eignet er sich jedoch nicht.

Auch wenn mir die Form des iPod nano beim ersten Sehen nicht gefallen hat, änderte sich das als ich ihn dann in den Händen hielt. Mit seinem (fast) Scheckkartenformat liegt er gut in der Hand und als Fliegengewicht dürfte er in der Hosentasche kaum noch stören. Eindeutig negativ muss jedoch die Bedienung bewertet werden, denn diese ist selbst für normale Finger einfach zu fummelig und empfindlich.

Die von uns berichtete hohe Kratzempfindlichkeit des neuen iPod nano, konnte ich während des Tests nicht beobachten. Natürlich habe ich den iPod nicht mit dem Schlüsselbund zusammen in der Tasche getragen oder den Dockanschluss mit einem Messer bearbeitet.


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