Test: Powerpoint 2008

ml, den 21. Februar 2008
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Nachdem sich Anfang und Mitte der Woche schon Word und Excel unserem großen Office 2008 Test unterziehen mussten, hat jetzt die neue Ausgabe von Powerpoint unser Testlabor verlassen. Powerpoint ist quasi ein Mac-Urgestein, erschien doch die erste Version des Programms, damals noch unter dem Namen Presenter von der Firma Forethought entwickelt, zuerst für den 512k-Mac.

Als letztes großes Softwarepaket liegt die Office-Suite von Microsoft im Universal-Binary-Format vor. Damit entfällt auf Intel-Macs die Emulation des PowerPC-Codes durch die Rosetta-Umgebung. Gleichzeitig hat Microsoft die Codebasis von Office für Mac auf Apples Entwicklungsumgebung Xcode migriert. Im Test muss Powerpoint jetzt zeigen, was die Entwickler in den zurückliegenden 4 Jahren an Neuem in das Programm integriert haben.

Oberfläche

Wie schon Word und Excel präsentiert sich das neue Powerpoint endlich in einem Mac-typischen Look. Das Hauptfenster kommt mit einer Standard-Toolbar daher und die Formatierungspalette ist an seine Pendants aus der iWork-Familie angelehnt. Leider hat Microsoft die Formatierungspalette mit zu vielen Optionen bestückt, so dass auf kleineren Bildschirmen die Palette gerne mal über den unteren Bildschirmrand hinaus ragt. Teilweise bis zu drei Unterebenen erschweren zudem das Auffinden der gewünschten Option. Dafür hätte Microsoft den Kompatibilitätsbericht besser als Menüpunkt im Hauptmenü geführt, als dafür einen eigenen Punkt in der Formatierungspalette zu vergeuden.

Lobenswert ist hingegen die Integration der iPhoto-Bibliothek. Damit lassen sich schnell und einfach Bilder aus iPhoto einer Präsentation hinzufügen. Gut umgesetzt ist die Spotlight-artige Suche nach Objekten in der Objektpalette. Den von Word und Excel bekannten neuen Einstellungsdialog findet man bei Powerpoint leider nicht. Der Einstellungsdialog vermittelt vielmehr den Eindruck bei der Qualitätskontrolle vergessen worden zu sein. Anders ist kaum zu erklären, wieso das Fenster soviel Platz verschwendet.

VBA

Wie in Word und Excel wurde in Powerpoint die VBA-Unterstützung entfernt. Glücklicherweise ist man bei Präsentationen weniger darauf angewiesen als bei z. B. Excel. Aber wie Microsoft ohne VBA die Mac-Version von Office erfolgreich im Geschäftsumfeld positionieren möchte ist mehr als unklar. Die (rudimentäre) Apple Script Integration und ein paar Automator-Aktionen können diese Lücke kaum füllen, zumal es damit an einer plattformübergreifenden Lösung fehlt.

Neue Funktionen

Über die unter der Werkzeugleiste angeordnete Elementleiste hat man Zugriff auf die wichtigsten Elemente die man für eine Präsentation benötigt. Zunächst wählt man ein passendes Foliendesign aus, fügt weitere Folien mit definierten Folienlayouts hinzu und definiert Übergänge.

Die von Microsoft angebotetenen Designs können sich übrigens sehen lassen, aber an die Qualität der Keynote-Vorlagen reichen sie trotzdem nicht heran. Allerdings zeigt sich wieder das umständliche Bedienkonzept, welches das gesamte Programm durchzieht. Um eine neue Folie hinzuzufügen, muss man zunächst einen Radio-Button auswählen. Dann lassen sich Folien des gewünschten Layouts hinzufügen. Drag and Drop scheint sich bis Redmond noch nicht herumgesprochen zu haben.

Bei der Anzahl an Animationen lässt sich Microsoft nicht lumpen und bietet ganze 66 Stück davon an. Mittels kleiner, statischer Vorschaubilder soll erkennbar sein, um welche Animation es sich handelt. Über Unterkategorien à la Garageband lässt sich schneller die gewünschte Animation finden. Hilfe beim Erstellen von Folien versprechen dynamische Führungslinien, die bei der Ausrichtung von Objekten helfen sollen.

Möchte man seiner Präsentation Tabellen oder Diagramme hinzufügen, so führt der Weg nur über Excel. In Powerpoint wird ein Diagrammformat ausgewählt und in Excel wird eine Tabelle mit vordefinierten Feldern geöffnet. Auch hier helfen Unterkategorien wieder schnell den passenden Diagrammtyp zu finden.

Neu ist die Möglichkeit Präsentationen direkt in ein iPhoto-Album zu exportieren. Dabei werden die einzelnen Folien der Präsentation entweder im JPEG- oder im PNG-Format exportiert. Anschließend lässt sich ein solches Album auf einen iPod transferieren.

Geschwindigkeit

Mit dem Übergang zum Universal-Binary-Format verbanden viele Nutzer die Hoffnung, dass durch Lösen der Rosetta-Handbremse die Office-Programme an Geschwindigkeit zulegen. In unserem Test konnten wir das leider nicht beobachten. Im Gegenteil: Powerpoint 2008 fühlt sich über weite Strecken zäher und langsamer als der Vorgänger an. Teilweise genehmigt sich das Programm Denkpausen von einigen 10 Sekunden. Immerhin scheint die Stabilität zu stimmen; während des Tests konnten wir keinen Absturz verzeichnen.

In der Praxis

In der Praxis geht das Erstellen von Präsentationen mit Powerpoint 2008 wesentlich geschmeidiger als mit dem Vorgänger von der Hand. Die Verbesserungen an der Oberfläche erleichtern die tägliche Arbeit und sind trotz aller Unzulänglichkeiten ein wesentlicher Fortschritt. Man fühlt sich als Mac-Benutzer einfach mehr zu Hause als bei den alten Versionen.

Fazit

Mit Powerpoint 2008 hat Microsoft einen beherzten Schritt in Richtung der besseren Integration auf dem Mac versucht. Leider schien man dabei aber Angst vor der eigenen Courage zu haben, denn die vielfach guten Ansätze z. B. bei der iPhoto-Integration wurden oft nicht bis zum Ende (z. B. keine Anzeige der Photoalben) durchdacht. An einigen Stellen blitzen die Möglichkeiten, die die Mac-Benutzerschnittstelle bietet durch, aber sie wurden nicht konsequent ausgenutzt. Mit dem Übergang zu Xcode hat Microsoft vielmehr eine Chance versäumt die Benutzeroberfläche gleichzeitig tüchtig zu entrümpeln. So findet sich z. B. die selbe Funktionalität teilweise mehrmals in unterschiedlichen Menüs.

Insgesamt halten sich die Neuerungen bei Powerpoint 2008 in Grenzen. Die Neuerungen beziehen sich fast ausnahmslos auf die Oberfläche. Und auf diesem Gebiet hat die neue Version immer noch gravierende Schwächen. Bei vier Jahren Entwicklungszeit hätte man einfach mehr erwartet.


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