Test: MacBook Air 1,6 GHz

Redaktion Macnotes, den 11. März 2008
MacBook Air im Test
MacBook Air im Test, Bild: Macnotes

Nachdem wir unsere erste Begegnung mit dem MacBook Air schon auf der Macworld Mitte Januar hatten, dauerte es leider etwas, bis das Testgerät von Apple bei uns eintraf. Inzwischen hat es die Redaktion wieder verlassen und es wird Zeit für unseren gewohnt ausführlichen Testbericht. Ist das MacBook Air mehr als ein schickes Spielzeug für Menschen, die sonst schon alles haben?

Design, Ergonomie und Bedienung

Zum Design des MacBook Air bedarf es nicht mehr vieler Worte. Das Gerät gehört ohne Zweifel zu den „sexiest Gadgets alive“, unabhängig davon, ob es nun das dünnste Notebook der Welt ist oder nicht. Es ist hervorragend verarbeitet und wirkt wie kein anderer Laptop aus Cupertino „wie aus einem Guss“. Dank seiner geschickt platzierten Rundungen scheint das MacBook Air tatsächlich über dem Tisch zu schweben.

Premiere feierte im MacBook Air auch das neue MultiTouch-Trackpad. Es wirkt auf den ersten Blick deutlich größer als sein Pendant im MacBook Pro, tatsächlich ist es aber nur um genau die Fläche gewachsen, um die die „Maus“-Taste geschrumpft ist. Letzteres stört nach kurzer Zeit des Umlernens nicht weiter.

Aktuell ist das MultiTouch-Trackpad allerdings noch nicht viel mehr als eine nette Spielerei. Abgesehen von der Zoom-Geste finden die neuen Fingerfertigkeiten noch zu wenig Unterstützung in OS X und vor allem in Programmen von Drittherstellern.

Die Tastatur ist die perfekte Verbindung aus MacBook und MacBook Pro: Von der kleinen Schwester erbt das MacBook Air die räumlich abgesetzten Tasten mit knackigem Druckpunkt, vom großen Bruder gab es die Hintergrundbeleuchtung, die zwar kein Must-Have ist, wegen der schwarzen Tasten aber durchaus auch praktische Berechtigung hat.

Die Sache mit den Anschlüssen

Durch die flache Bauart kommt man leider nicht umhin, das MacBook Air anzuheben, wenn man angeschlossene Kabel entfernen will – und umgekehrt. Gerade weil das Gerät nur einen USB-Port hat, kann das auf Dauer recht nervig werden.

Im MacBook Air nutzt Apple erstmals ein neues Schanier-Design. Dabei schiebt sich die Unterkante des Displays beim Aufklappen unter das Tastaturteil. Das spart zwar Bauhöhe und sieht schick aus, hat aber auch den Nachteil, dass es den maximalen Aufklapp-Winkel stark einschränkt. Nicht einmal 45 Grad sind drin – sehr unpraktisch in Situationen, in denen man das MBA nicht auf Augenhöhe vor sich hat, sondern zum Beispiel auf dem Schoß balanciert. Puristen mögen sich auch an dem etwas zu breit wirkendem Display-Rahmen stören, dieser ist aber wohl nötig, um dem Gerät die nötige Stabilität zu geben.

Im Display-Rahmen stecken auch die iSight-Kamera und der Umgebungslichtsensor, der auf Wunsch die Beleuchtung von Tastatur und Display automatisch regelt – ganz so, wie man es vom MacBook Pro kennt.

Bedingt durch das flache Gehäuse musste Apple für das MacBook Air den MagSafe-Adapter überarbeiten. Der kommt nun mit einem Kopf aus Aluminium und – wichtiger noch – mit einer flexiblen Kabelverstärkung. Damit sollte auch der bisher übliche Hang zum Kabelbruch bzw. -schmelz am Stecker beseitigt sein.

Leistung

Nicht nur Display und Tastatur unterscheiden das MacBook Air von den meisten Konkurrenten in der Klein-und-leicht-Klasse. Auch die inneren Werte sind einzigartig: Apple verzichtete auf die üblichen Ultra-Low-Volt-Lösungen und ließ sich von intel stattdessen einen Merom-basierten Core 2 Duo Prozessor auf einer besonders kleinen Platine unterbringen. Mit 1,6 GHz, 4 MB L2-Cache und 800 MHz Frontside-Bus ist das MacBook Air dadurch wesentlich besser ausgestattet, als man es von vergleichbaren Laptops bisher gewohnt war.

Wir haben das MacBook Air gegen ein MacBook Pro ins Benchmark-Rennen geschickt. Beide Geräte verfügen über 2 GB Arbeitsspeicher und 10.5.2, beim MacBook Pro handelt es sich um ein Gerät mit 2,2 GHz (gekauft im Januar 2008). Die Benchmark-Ergebnisse zeigen, dass das MacBook Air zwar keine Bäume ausreißt, aber durchaus brauchbar ist. Größere Abstriche muss man nur bei 3D-Anwendungen machen, hier machen sich die Schwächen der Onboard-Grafiklösung (die baugleich auch im MacBook steckt) gepaart mit dem niedriger getakteten Prozessor wirklich bemerkbar. Auch wer regelmäßig mit Photoshop-Filtern arbeitet oder Video-Material bearbeitet, sollte besser zum MacBook Pro greifen.

Für den Einsatz als Surf- und E-Mail-Maschine ist das MacBook Air dagegen absolut geeignet. Wir haben das Gerät während des Testzeitraums vor allem für unsere Cebit-Berichte genutzt – also Artikel geschrieben, Fotos bearbeitet und beides anschließend drahtlos auf unseren Server hochgeladen. Nie trat dabei das Gefühl auf, mit dem MacBook Air untermotorisiert zu sein.

Festplatte besser als ihr Ruf

Die Festplatte im MacBook Air ist unseres Erachtens besser als ihr Ruf. Mit 4.200 Umdrehungen pro Minute wirkt sie im Vergleich zu den in den anderen MacBooks üblichen Platten mit 5.400 U/min zwar recht schwach auf der Brust, tatsächlich sind aber nur eher geringe Geschwindigkeitsunterschiede feststellbar. Das gilt sowohl für den Benchmark- als auch für den Praxistest: Xbench vergibt 29,39 Punkte für die Leistung der Platte im MacBook Air. Unser MacBook Pro (120 GB, 5.400 U/min) schneidet nur nur unwesentlich besser ab. Das Duplizieren einer 140 MB großen Datei dauert auf dem MacBook Air gut 11 Sekunden, das MacBook Pro ist gerade einmal eine Sekunde schneller. Photoshop CS 3 startet nach einem Neustart auf beiden Geräten in knapp 18 Sekunden. Beim Neustart selbst ist das MacBook Pro dagegen mit 37 Sekunden deutlich schneller als das MacBook Air (51 Sekunden).

Das (gegen Aufpreis erhältliche) externe SuperDrive ist langsamer als die internen Modelle: Oben erwähnte 140 MB Datei kopierte das externe SuperDrive in ziemlich genau einer Minute von einer DVD auf die Festplatte im MacBook Air; das MacBook Pro (mit internem SuperDrive) erledigte die gleiche Aufgabe etwa doppelt so schnell. Auch bei größeren Datenmengen schlug das interne SuperDrive die externe Variante, wenn auch nicht ganz so deutlich. Die eher schwache Performance des externen SuperDrive verwundert schon ein wenig, denn auf dem Papier kann es DVDs mit 8-facher Geschwindigkeit lesen (entspricht einer Datenrate von etwa 10MB/s) – genau so schnell wie die interne Variante. Auch am USB-Anschluss sollte es nicht liegen, denn der schafft nominell eine Datenrate von 60MB/s. Der Schuldige dürfte also eher ein nicht ganz ausgereifter Treiber oder ein Problem des USB-Wandlerchips im SuperDrive sein.

Remote Disc

Als Ausgleich für das fehlende optische Laufwerk hat sich Apple „Remote Disc“ einfallen lassen: Damit kann man über WLAN oder Ethernet auf das Laufwerk eines anderen Macs zugreifen. Voraussetzung ist, dass man dort das mitgelieferte, rund 60 MB große Tool installiert und anschließend in den Systemeinstellungen „DVD- oder CD-Sharing“ aktiviert.

Am anderen Mac wird man gefragt, bevor das MacBook Air auf das Laufwerk zugreifen darf. Aus welchen Gründen auch immer wurden die Dialoge hier jedoch nicht ins Deutsche übersetzt.

Sobald der andere Mac das Laufwerk freigegeben hat, erscheint die CD/DVD wie jede andere auch auf dem Schreibtisch des MacBook Air.

Musik-CDs oder gar Film-DVDs können leider nicht aus der Ferne genutzt werden. Das Installieren von Programmen mittels Remote Disc klappt dagegen reibungslos. Ein wenig Geduld sollte man allerdings mitbringen. Auch das System lässt sich über ein entferntes Laufwerk und WLAN-Verbindung neu installieren – der Kauf des externen SuperDrives ist also keineswegs zwingend. Dazu hält man beim Starten die Alt-Taste gedrückt und wählt dann das passende WLAN-Netz aus.

Alles in allem ist Remote Disc aber nicht mehr als eine Notlösung, die zudem noch Raum für Verbesserungen lässt. So lässt sich die oben erwähnte Nachfrage für die Laufwerks-Freigabe nur komplett abschalten, was sicher nicht zu empfehlen ist. Stattdessen sollte Apple eine Option integrieren, mit der man einer Liste „vertrauenswürdiger Macs“ dauerhaften Zugriff gewähren kann.

Akkulaufzeit, Wärme- und Geräuschentwicklung

Positiv überrascht waren wir von der Wärmeentwicklung des MacBook Air. Steht das Gerät auf dem Tisch, wird es maximal lauwarm. Auf dem Schoß oder Kopfkissen, Sofa, etc. wird das MacBook Air zwar etwas wärmer, erreicht jedoch keine bedenklichen Temperaturen.

Ins Schwitzen kommt das MacBook Air nur bei prozessorintensiven Aufgaben. Dann ist auch der Lüfter deutlich zu hören. Im Surf- und E-Mail-Betrieb dagegen rotiert er bei etwa 2.500 U/min kaum hörbar. Dagegen macht sich die Festplatte zuweilen durch ein kurzes, aber lautes Knarz-Geräusch bemerkbar. Das Geräusch trat bei unserem Testgerät nicht allzu häufig auf (etwa alle 1-2 Tage). Es ist aber nicht zuletzt deshalb sehr unangenehm, weil es an die Akustik todgeweihter Festplatten kurz vor dem Exodus erinnert.

Über die Akkulaufzeit lassen sich bekanntlich nur schwer objektive Aussagen machen. Während Apple fünf Stunden „drahtlose Produktivität“ verspricht, haben wir durchschnittlich etwas mehr als vier Stunden gemessen – wiederum im oben beschriebenen Einsatz und bei etwa einem Drittel der maximalen Displayhelligkeit.

Fazit

Das MacBook Air ist im Alltagseinsatz schneller als man es von der Papierform vermuten würde. Ein internes optisches Laufwerk vermissten wir unterwegs nicht. Mit ein wenig Wohlwollen lassen sich auch die begrenzten Anschlussmöglichkeiten ertragen. Die Tastatur ist grandios und das Display sogar noch heller als das ebenfalls LED-beleuchtete Pendant im MacBook Pro.

Es sind eher Kleinigkeiten, die uns stören. Das Display lässt sich zum Beispiel nicht weit genug nach hinten klappen. Die Anschlüsse sind (un)praktisch nur nach Anheben des Gerätes zu erreichen. Und das externe SuperDrive ist nicht das schnellste. Für professionelle Nutzer dürfte die Tatsache, dass man keinen Ersatz-Akku verwenden kann, ein KO-Kriterium sein. Denn die Akkulaufzeit des MacBook Air ist mit rund vier Stunden keine Offenbarung.

Es bleibt die grundsätzliche Frage, ob der Hang zum Schlankheitswahn wirklich das richtige Konzept ist. Denn letztlich entscheidet nicht der Hüftumfang, sondern das Gewicht über den Mobilitätsfaktor eines Laptops. Ein paar mehr und besser zugängliche Anschlüsse hätten das Gewicht nicht spürbar erhöht. Trotzdem wäre das Gerät aber deutlich attraktiver. Dies gilt auch für einen austauschbaren Akku.

Wir können das MacBook Air als „solides“ Leicht-Laptop guten Gewissens empfehlen. Ihr solltet Euch aber der bauart-bedingten Kompromisse bewusst sein.


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