Test: World of Warcraft Comic #1: Fremder in einem fremden Land

Alexander Trust, den 16. Mai 2008
World of WarCraft
World of WarCraft

Panini hat einen neuen Comic zum MMORPG World of WarCraft in sein Portfolio aufgenommen. Wir haben Ausgabe 1 vom WoW-Comic im Test unter die Lupe genommen.

Die US-Filmindustrie hat Franchise-Welten geschaffen. Es ist normal, dass es von erfolgreichen Filmen Computerspiele, Bücher, Anziehsachen oder weitere Fanartikel gibt. Die erste Ausgabe des World of WarCraft Comic von Panini ist ein weiterer Beleg, dass auch Computerspiele in der Lage sind, ein Franchise zu erzeugen.

Eines der derzeit erfolgreichsten Online-Rollenspiele ist World of Warcraft (WoW). Vor Jahren ist WoW als Echtzeit-Strategiespiel gestartet. Mittlerweile gibt die Online-Spielwelt Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit in eine phantastische Identität zu schlüpfen. Spieler verbringen Stunden damit, Azeroth zu bevölkern.

Comic soll nicht nur Fans ansprechen

Von Abenteuern, Leid, Freude, Intrigen und Habgier, Gemeinschaftssinn und dem Glauben an das Gute (wie Böse) handeln die neuen World-of-Warcraft-Comics aus dem Panini Verlag. In gewohnter Qualität gibt es ab sofort alle zwei Monate für knapp vier Euro (in Deutschland: 3,95 EUR) 52 Seiten nicht nur für WoW-Liebhaber.

Steffen Volkmer, PR-Manager bei Panini, gibt im Gespräch mit NextGaming zu verstehen, dass Panini nicht ausschließlich WoW-Spieler als Zielgruppe ausgemacht hat, sondern Comic-Liebhaber im Allgemeinen ansprechen möchte.

Ein alter Bekannter

Die deutschsprachige Ausgabe hat mit Mick Schnelle einen alten Bekannten zum Übersetzer, der sich als ehemaliger Redakteur und Herausgeber von Spiele-Zeitschriften in der Computerspiel-Branche auskennt.

World of WarCraft Comic #1 geht zum Einstand in die Offensive: Wie von anderen Comics bekannt, erscheint der WoW-Comic in zwei Varianten, mit je unterschiedlichem Cover. Eines für den Zeitschriftenkiosk, eines für den Comic-Shop. Zudem finden sich in Ausgabe Eins gleich zwei Poster und ein Gewinnspiel. Lediglich der Veröffentlichungs-Rhythmus (alle zwei Monate) irritiert den Comic-Fan.

Solides Material

Die Zeichnungen und die Story im World of WarCraft Comic #1 sind mehr als solide: Ohne zu wissen, wer er ist, gerät ein Mensch, in einen Kampf mit einem Krokilisk (Monster-Krokodil). Er wird dabei von einer vorbeiziehenden Karavane Orcs entdeckt und gerät in Gefangenschaft. Der Anführer der Horde, Rehgar, will den Menschen als Gladiator ausbilden, für seine Zwecke missbrauchen. In Gefangenschaft kommt der Mensch mit einer Blutelfe und einem gehörnten Nachtelfendruiden und Gestaltwandler, Broll Bärenpfelz, zusammen. Letzterer ist bereits Gladiator im Dienst Rehgars. Während eines Trainings geraten die drei mit einer Gruppe aneinander, die im Turnier von Düsterbruch ihre Gegner sein sollten. Wie die Konfrontation ausgeht, und was in Düsterbruch geschieht möchten wir ungern verraten…

Wer hat‘s erfunden?

Fantasy-Fans können mit dem Plot leben. Ich werde unwillkürlich an den Film Gladiator mit Russell Crowe erinnert. Obwohl das Rad nicht neu erfunden wurde, ist die Variante im Comic annehmbar. Städtenamen wie „Düsterbruch“ hingegen werden bei Nichtspielern amüsiertes Achselzucken hervorrufen.

Anders schaut es mit WoW-Spielern aus: Das Szenario im WoW-Comic #1 ist in der Welt von World of WarCraft aus Spielerperspektive undenkbar. Dafür wirken auf sie die Ortsbezeichnungen weniger irritierend. Sie sind ein echtes Plus für WoW-Spieler, weil sie einen an Erlebtes erinnern.

Hätte man die erzählte Geschichte in der Welt von Warcraft realisieren können, hätten die WoW-Gamer dem Comic-Autor womöglich aus der Hand gefressen.

Die erzählte Zeit in der Geschichte von Band 1 umfasst etwas mehr als einen Monat. Auf 52 Seiten bleiben daher ein paar Sprünge nicht aus. Für unseren Geschmack allerdings ein paar zu viele.

Fazit

Kann ich nach der Lektüre der ersten Ausgabe des neuen WoW-Comics ein Fazit ziehen? Wenn man WoW-Spieler fesseln möchte, wird man mehr Wert auf eine authentischere inhaltliche Darstellung der Spielwelt legen müssen. Unbescholtene Comic- und Fantasy-Liebhaber könnten manchmal zu Grinsen anfangen.

Einfach ist es nicht, zwischen diesen beiden Lagern einen Weg zu beschreiten. Panini und der WoW-Comic haben meiner Meinung nach auf jeden Fall eine zweite Chance verdient.

Ein Comic allein reicht nicht aus, um zu entscheiden, ob dieser mich Monat für Monat als lockere Lektüre durch meinen Alltag begleiten soll. Da liegt ein entscheidender Hase im Pfeffer begraben, der für mich einen Minuspunkt bedeutet. Möchte man Comic-Fans begeistern, darf man die Durststrecke bis zur nächsten Ausgabe nicht auf zwei Monate ausweiten.


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