Einheits-Kolumne: Mac, unvermeidbar

rj, den 3. Oktober 2008
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Apple, man kommt nicht drum herum, aber so wirklich schlimm ist das gar nicht. Das sagt jetzt jemand, der sich seit einiger Zeit mit dem Gedanken trägt, endlich die Usergruppe „Mac-User wider Willen“ auf Macnotes zu starten und schwankte, hier statt „Kolumne“ lieber „Notes from the Mac Hell“ zu titeln. Altersmilde oder der bekannte Toleranzeffekt – wenn man damit zu tun hat, ists an sich auszuhalten.

Vor zwei Monaten hätte ich „Wall-E“ nicht anschauen können, ohne wegen der permanenten Mac-Anspielereien Ausschlag zu bekommen, heute find ich das allerliebst. Vom Mac-Chime nach dem Akkuladen angefangen bis hin zu Eves Design, für das Mac-Designer Jonathan Ive gewonnen werden konnte, der iSight-Hommage, Wall-Es Video-iPod und so weiter, man könnte meinen, Steve hat einen entsprechenden Deal mit Disney rausgeschlagen. Eine Videoübersicht gibt‘s bei Youtube.

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Wir haben Einheits-Wochenende, einen Begriff, den ein Freund von mir gerne in Einheiz-Wochenende umbenannte, und angesichts der heutigen arbeitsfreien Begehung der deutschen Einheit in Freiheit und Selbstbestimmung scheint mir das temporäre Ausblenden der Wirklichkeit per Kinosaal keine schlechte Idee. Muss ja nicht gleich der Baader-Meinhof-Komplex sein, den real existierenden Kapitalismus kann man auch mit Pixar temporär zum Hintergrundtask erklären.

Börsen-Panik

Denn an der Börse ging es ja ein wenig rund. An die allgemeine Talfahrt schlossen sich die Apple-Aktien vorerst an, später dann hatte vermutlich irgend ein Broker bemerkt, dass von der Firma aus Cupertino, Kalifornien tatsächlich real existierende Produkte mit bezifferbarem Nutzwert hergestellt werden. Dass sowas bei den aktuellen panischen Stimmungen in der Bankenbranche nicht immer auf dem Schirm ist, kann man vielleicht nachvollziehen, gutheißen braucht man das aber nicht. Möglicherweise hälfe ein kleines Post-It auf dem Monitor: „Die Zahlen hier drauf sind virtuell. Der Monitor existiert wirklich.“ Das könnte man vielleicht gar als „Eine kleine Merkhilfe zur Unterscheidung von Börsenzertifikaten und Hardware“ patentieren, nur findet sich aktuell sicher kein Venturekapitalist, der Geld für die Idee gibt.

Schöne Ideen mit Macs

Schöne Ideen gibts aber auch andere zuhauf, und nachdem Apple in Sachen NDA ein wenig die Zügel gelockert hat, kann man sich über selbige gar ein wenig unterhalten. Schöne neue Welt, wir werden dennoch noch eine Weile die illegalen iPhone-Programme brauchen, und wenn wer fragt, warum in Gottes Namen man sich einen Samba-Server auf einem iPhone installieren sollte, dann bleibt lakonisch zu antworten „Weil man es kann.“ Früher, ganz früher, kritzelte ich Comics, in denen sich mein Bassverstärker mit dem Soldano-Röhrenverstärker unseres Gitarristen über Gott, Philosophie und die Welt unterhielt und zwischenrein immer mal wieder die Frage aufkommt, was wir bei der letzten Probe gespielt hätten. A und D, war dann die Antwort. Danach waren sie immer etwas gelangweilt.

Gelegentlich stelle ich mir heute einen iPod touch vor, der sich im Comic mit einem gejailbreakten iPhone über großartige Apps unterhält und dann gefragt wird, was er letzte Woche alles so machen durfte, und dann antwortet der Touch „Coldplay spielen“. Das ist nicht komisch, das ist eine traurige, arme Existenz, die keiner Hardware zu wünschen ist.

Glückliche Hardware

Glückliche Hardware durfte ich letztes Wochenende in Porto sehen. Diesen zehn iMacs geht es gut. Mit viel wilder Peripherie ausgestattet, balancieren sie irgendwie zwischen Hochkultur und Menschheit und geben jedem interessierten Besucher der Casa da Musica – der Philharmonie in Porto – die Möglichkeit, auf professioneller Hardware mit ebensolcher Software ausgestattet die Möglichkeit, sich einen Eindruck vom Stand der Technik und ihren Möglichkeiten zu verschaffen. Reason, Cubase, Wavebearbeitung, ein, zwei MIDI-Geschichten und natürlich iTunes. Kioskmode, aber man konnte laden und speichern. Nur die Sprache umstellen ging nicht, oder ich habs nicht gefunden. An sich einfach eine wunderschöne Idee und fein umgesetzt – man geht nicht nur in die Philharmonie, um irgendwelchen Experten beim Musizieren zuzuhören, sondern jeder kann und darf sich eben auch selber versuchen.

ReBirth 338

Am Rande: Reason-Hersteller Propellerheads hat den ReBirth 338 schon seit geraumer Zeit zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt. Wer sich zu Hause mit den Emulatoren der legendären Synths vergnügen mag, muss sich dazu nur im Rebirth-Museum einen kostenlosen Account registrieren und kann sich anschließend eine CD-Rom-ISO per Torrent laden. Darüber hinaus finden sich dort Songs, Mods und Add-ons. Ende der Abschweifung.

Ansonsten ist auch in Portugal alles wie überall anders auch. Ist ein iPhone öffentlich ausgestellt, dann wird damit gespielt. Von Leuten, die in der Regel Windows gewohnt sind und denen dann meist nicht klar ist, wie sie ihre Einträge und Einstellungen wieder aus dem unbekannten Teil rausbekommen, Intuition hin oder her. Sie wollten intelligente Rechner und bekamen Karl Klammer, und dass da nichts gutes dabei rauskommen kann, das kann man keinem Anwender zum Vorwurf machen. Und überhaupt ist es ja auch schön, wenn man auf dem Ausstellungsgerät dann mal nachsieht, woher die vierzehn ungelesenen E-Mails kommen, und der erste Eintrag ist dann natürlich gleich von Adult Friendfinder. E-Mail auf dem Handy, auch dafür gilt Rule #34: „If it exists, then there’s porn of it.“ No exceptions und vermutlich gar systemübergreifend, ob es nun um iPhones, Rechner oder deutsche Staaten geht.

Schönes Wochenende.


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