iPhone ohne Vertrag und Simlock aus Frankreich: Einkauf im EU-Ausland, Teil 3

rj, den 27. November 2008
iPhone 3G
iPhone 3G, Bild: Apple

Wer in Grenznähe zu Frankreich lebt, für den ist der größte europäische Nachbar ein naheliegendes Einkaufsland – im Fall des Einkaufs eines iPhone ohne Vertrag jedoch mit Einschränkungen. Preislich hält Frankreich mit anderen Importländern bedingt mit, die von Orange in Frankreich verkauften iPhones sind jedoch mit einem Netlock versehen. Einen autorisierten Unlock gibt es für 100 Euro Aufpreis.

Angeboten wird das iPhone in Frankreich von Orange. „Locked to Carrier“, vermeldet Apples Übersicht, aber gegen Aufpreis kann ein autorisierter Unlock vorgenommen werden, nach dem das iPhone mit beliebigen SIM-Karten seinen Dienst verrichtet und Apples Upgrades ohne Folgeprobleme eingespielt werden können.

Filialen finden

Orange-Filialen in Frankreich, in denen das iPhone verkauft wird, sind etwas umständlich via orange.fr zu finden. Auf der Seite des Netzbetreibers kann via Eingabe der Departement-Nummer nach den Händleradressen eines Departements gesucht werden, mit den gefundenen Adressen füttert man beispielsweise Google Maps. An Deutschland grenzen die Departements mit den Nummern 57, 67 und 68.

Preis für das iPhone in Frankreich

509 Euro zahlt man für das 8-GB-Modell, 609 für die 16-GB-Variante. In beiden Fällen kommen 100 Euro Aufpreis für den Unlock hinzu. Dieser wird per Prepaid-Karte bezahlt, man muss also 100 Euro auf die Prepaid-Karte laden, bevor man die Orange-Hotline anrufen und die Freischaltung buchen kann. Verglichen mit unserem Referenzangebot vom Partner 3Gstore spart man noch 50 Euro, muss dafür aber wie schon in Tschechien und Belgien Anfahrt (im Fall Frankreich ggf. zweimal, siehe unten) und mögliche weitere Touren im Garantie- bzw. Gewährleistungsfall kalkulieren.

Problematisch dabei: vor dem Unlock muss das iPhone aktiviert werden, dazu braucht man iTunes. Wer nicht zwei Touren nach Frankreich machen will – einmal zum iPhone-Kauf, einmal zur Karten-Aufladung und zum Unlock – sollte sich eine Möglichkeit überlegen, vor Ort seinen iTunes-Account nutzen zu können, um das iPhone freizuschalten. Der Unlock wird per Kartenguthaben bezahlt, die Aufladung kann nur aus dem Orange-Handynetz vorgenommen werden. Anschließend kann man per Hotline-Anruf den Unlock beauftragen und ist kurz darauf im Besitz eines vollwertigen, ungelockten EU-iPhones.

Erfahrungsbericht von Leser Marco

Die Story beginnt im Juli 2008: Ein neuer Kollege hatte sich das iPhone Classic kurz zuvor gekauft. Anfangs war ich skeptisch, stand ich doch auf dem Standpunkt: Ein Telefon brauch‘ ich zum Telefonieren – E-Mail oder Internet? Das ist Spielerei! Das änderte sich schnell, als ich es ein paar Mal in der Hand gehalten habe und voller Widerstreben zurückgeben musste. Dann fand ich mich in den Geschäftsräumen des Rosa-Riesen wieder. Angelockt vom Sonderangebot, bei Bestellung bis 30. September noch 500 MB Inklusiv-Traffic zu erhalten, versuchte ich meine bestehende Rufnummer eines anderen Anbieters zu übernehmen. Das Vorhaben scheiterte jedoch. Fairerweise muss ich gestehen, dass ich aus einem laufenden Vertrag „ausgelöst“ werden wollte, was bei Privatkunden nicht auf sonderlich viel Unterstützung stößt.

Die Suche nach einer Alternative konnte losgehen. Ein nicht autorisierter Unlock kam für mich nicht in Frage, weshalb nur die Alternative EU-Ausland blieb. die stundenlange Suche nach Erfahrungen anderer iPhone-Jäger schrumpfte die Liste der Länder, in denen man sein Telefon per Gesetz immer auch ohne Simlock kaufen können muss, auf ein paar wenige zusammen. Die beste Alternative bot meiner Meinung nach Frankreich, wohne ich doch nur knapp 15 Kilometer von der Grenze entfernt.

Orange, Unlock und Aktivierung

Im Webshop von Orange wurde ich schnell fündig: „Sans engagement“ war das Zauberwort – 509 Euro lautete das Angebot. Weitere 100 Euro werden fällig, will man das Gerät in allen anderen Netzen nutzen. Mit zwei Freunden machten wir uns auf den Weg nach Frankreich. Im Shop von Orange in Saargemünd (Sarreguemines) war man uns gegenüber sehr freundlich, selbst als klar wurde, dass wir ein iPhone kaufen, und es nicht weiter im Netz von Orange benutzen wollten. Mit dem „Unlock“ konnte das Personal direkt etwas anfangen und erklärte mir, wie das Ganze funktionierte. Es folgte der erste Schock. Anders als erwartet, schaltet nicht das Personal das Telefon frei, sondern man selbst muss das mit einem Anruf bei einer Hotline erledigen. Hierzu muss man die eingangs angesprochenen 100 Euro auf eine Prepaid-Karte laden. Nach kurzer Überlegung war klar: „Das wird heute nichts mehr“. Schließlich will dieses iPhone erst einmal per iTunes aktiviert werden, damit es überhaupt eine SIM-Karte akzeptiert. Ein Umstand, an den ich nicht gedacht hatte.

Nachdem geklärt war, wie das Freischalten funktionieren solle, ging alles ganz schnell. Das Verkaufsformular enthält sogar einen Abschnitt für Kunden aus dem Ausland. Name und Adresse vom Personalausweis wurden abgeschrieben, das iPhone bezahlt. So unkompliziert hatte ich mir diesen Einkauf nicht vorgestellt – aber der schwierige Teil sollte noch folgen.

Per iTunes ließ sich – wieder daheim – das Telefon ohne Weiteres aktivieren und akzeptierte dann die Prepaid-Karte aus Frankreich. Haken an der Geschichte mit den 100 Euro Guthaben: Man kann dieses nur aus Frankreich aufladen, muss sich also im Netz von Orange befinden. Am nächsten Tag ging es erneut mit einem Freund Richtung Frankreich. Kurze Zeit später stand ich auf einem Feldweg und versuchte mich durchs französischsprachige Menü der Prepaid-Karte zu hangeln und zuerst das Guthaben aufzuladen. Glücklicherweise sind Gespräche zur Hotline so lange kostenlos, wie man mit keinem Mitarbeiter verbunden wird. Das Aufladen des Guthabens ging flott und bei einer Aufladung von 100 Euro bekommt man ganze 50 Euro Bonus dazu – genug Gesprächszeit, um mit den Mitarbeitern das Freischalten zu exerzieren.

Warten

So einfach das Aufladen des Guthabens war, so schwer tat ich mich damit, dem Hotline-Mitarbeiter beizubringen, dass ich das Telefon gerne ohne Simlock nutzen wollte. Ein Mitarbeiter, der Englisch sprechen konnte, war nicht aufzutreiben und so dauerte alleine das Buchstabieren der E-Mail-Adresse geschlagene 10 Minuten. Franzosen kennen nämlich kein „at“, sondern nennen es „escargot“ (dt. Schnecke). Am Ende des Gesprächs teilte man mir dann mit, dass innerhalb der nächsten 48 Stunden eine E-Mail mit weiteren Anweisungen zum Freischalten eintreffen würde. Dass ich gewartet habe, bereue ich noch heute, denn das wäre nicht notwendig gewesen. In der E-Mail steht sinngemäß übersetzt: „Setzen sie ihr iPhone mittels iTunes auf Werkseinstellungen zurück“. 10 Minuten nach dem Wiederherstellen war das Telefon wieder komplett einsatzbereit, ich legte meine deutsche SIM-Karte ein. Das iPhone war „befreit“ und akzeptierte alle SIM-Karten, die ich kurzfristig im Haushalt finden konnte.


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