E-Books, der App Store und das F-Word

rj, den 24. Dezember 2008
Bücher
Bücher, Bild: CC0

Apples etwas restriktive Art, Apps für den App Store zuzulassen, sorgte schon mehrfach für Befremden. Ein Krimithriller wurde nun abgelehnt, der Grund scheint im Auftauchen eines ominösen F-Worts im Buchtext zu liegen. Da das Buch ansonsten nicht gerade als „obszön“ oder „pornografisch“ gilt, wird nun spekuliert, dass sich Apple in Sachen E-Books auf reine Wortfilter verlässt, ohne deren Treffer weiter zu prüfen.

Konkret geht es um das Buch „Knife Music“ vom cnet-Redakteur David Carnoy. In dem Krimi kommt eine Passage mit dem umstrittenen four-letter-word vor, die auch im Schreiben zur Ablehnung zitiert wurde. Der Verleger Carnoys tippt auf eine automatisierte Ablehnung nach dem Anspringen eines simplen Wortfilters und hält ein solches Vorgehen im Bereich der Literatur für unmöglich:

„Apple sollte es nicht erlaubt sein, literarische Arbeiten nur anhand eines Wortfilters nicht zur Veröffentlichung zuzulassen. Darüber hinaus, was wäre, wenn ich (ein Rumäne) ein E-Book veröffentlichen würde, welches voller rumänischen Obszönitäten ist? – würde man bei Apple Rumänisch lernen müssen … und das ganze Buch lesen …, um sicherzustellen, dass sowas nicht passiert?“
David Carnoy

Unbenommen – Apple hat jedes Recht der Welt, den Vertrieb von Werken auf dem App Store zuzulassen oder abzulehnen. Im Bereich der Literatur sollten aber ein paar feinere Handschuhe getragen werden, wenn das iPhone als E-Book-Reader bzw. -Plattform einigermaßen ernstgenommen werden soll. Es wäre wohl nichts peinlicher als „E-Book-Editionen“ mit wortfiltergerechten Modifikationen.

Wer sich einen Eindruck vom „literarischen Erlebnis“ unter diesen Bedingungen machen will: im Deutschen fallen mir spontan zwei Titel ein, einer der frühen John Irvings, „Lasst die Bären los“, der besagtes F-Wort immer mit „Frot“ umschrieb, und Norman Mailers „Die Nackten und die Toten“, das eigentlich erst dann einigermaßen authentisch rüberkommt, wenn man bedenkt, dass immer, wenn in der Übersetzung ein „Äääh“ steht, dort eigentlich was anderes gesagt wurde. Kurz gesagt: es macht keinen Spaß. Auch nicht auf dem iPhone.


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