Rückblick auf das Mac-Jahr 2008 (Teil 2/2)

ml, den 31. Dezember 2008
MacBook aus Aluminium (10/2008)
MacBook aus Aluminium (10/2008), Bild: Apple

Im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks schauen wir noch einmal auf die Monate Juli bis Dezember zurück. Da gab es die Einführung des iPhone 3G im Juli, das iPod-Event im September und im Oktober bekam Apples Notebook-Linie endlich ein neues Design verpasst.

Zum Schluss wagen wir noch einen kleinen Ausblick auf das kommende Jahr. Wie wird Apple die Wirtschaftskrise meistern? Was wird es an neuen Produkten zu erwarten geben?

Juli

Der Juli 2008 stand mit der Einführung des iPhone 3G wieder ganz im Zeichen von Apples Mobiltelefon. Noch vor der Veröffentlichung zog T-Mobile mit seinen Vertragskonditionen den Unmut der Bestandskunden auf sich. Schon vor dem offiziellen Start kam Apple scheinbar an die Grenzen seiner Lieferkapazitäten, denn nach kurzer Zeit konnte das iPhone 3G nicht mehr vorbestellt werden. Um die wichtigsten Fragen zu beantworten, stellten wir eine iPhone FAQ zusammen.

Schon vor 11. Juli war es dann endlich soweit: der App Store ging online, das iPhone OS 2.0 wurde veröffentlicht und am 11. Juli gab es lange Gesichter vorm T-Punkt, weil Apple das Gerät nur in gefühlten 10 Stück geliefert hatte. Wer trotzdem ein Gerät abbekam sah sich mit einer überlasteten Aktivierung konfrontiert.

Mobile Me war kaum veröffentlicht, da bekam es schon das erste Update. Wirklich zuverlässig funktionierte da nur der Jailbreak des neuen iPhones. Insgesamt war es ein eher schwarzer Freitag in Cupertino, bei dem es drunter und drüber ging. Trotzdem überzeugte das iPhone 3G in unserem Test.

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Erfreulich dagegen die Quartalsbilanz für das dritte Quartal. 2,5 Millionen verkaufte Macs und 11 Millionen iPods spülten insgesamt 808 Millionen Dollar in Apples Kassen. Jedoch fragten wir uns, wie Apple rechnet und wann eine Million eine Million ist.

Was war im Juli noch interessant? Der Marktanteil des Macs befindet sich seit langer Zeit wieder auf dem Weg nach oben. Wir testeten die ersten iPhone-Applikationen, darunter Things, Twitterific und NetNewsWire. Andere steckten ihr neues iPhone lieber in den Mixer als damit zu telefonieren. Wir schickten einen iPod nano in die Waschmaschine und testeten die zweite Beta von VMWare Fusion.

August

Im August herrschte auch im Mac-Universum mehr oder weniger das Sommerloch. Das Thema Mac OS X auf Standard-PCs bekam durch die Firma EFI-X neue Nahrung, die einen USB-Dongle vorstellte mit dem sich Mac OS X auch auf normalen PCs installieren lassen soll. Das man das bei Apple mindestens kritisch sehen dürfte, zeigt auch die Klage gegen den Mac-Klon-Hersteller Psystar. Da Psystar das nicht auf sich sitzen lassen konnte, verklagte die Firma kurzerhand Apple.

Kritisch ist in den Augen vieler auch die Informationspolitik von Apple wenn es um das Thema Sicherheit von Mac OS X geht. Unverständlich erscheint daher der Rückzug eines Apple-Vortrags von der Sicherheitskonferenz Black Hat.

Um uns die Zeit zu vertreiben schauten wir mal wieder in München am Apple Store vorbei, wo man schon mit dem Innenausbau begonnen hatte. Leser Gregor Pittke schrieb uns, warum er keinen Grund zum Umstieg auf das iPhone 3G hat. Am 13. August gratulierten wir dem iMac zu seinem 10. Geburtstag, denn die Knutschkugel dürfte nicht unerheblich zu Apples Wiederauferstehung beigetragen haben. Ebenfalls im August entschuldigte sich Apple für den holprigen Mobile-Me-Start und legte noch einmal 60 Gratistage oben drauf.

Am 22. August ging das iPhone 3G dann, nachdem Apple die gröbsten Lieferschwierigkeiten behoben hatte, in weiteren 21 Ländern an den Start. Kurz darauf verkündete T-Mobile bereits den Verkauf des 120.000 iPhones 3G.

September

Das Weihnachtsgeschäft im Blick machte sich Apple im September daran alle Produkte noch einmal auf Vordermann zu bringen. Den Anfang machte die iPod-Linie am 9. September auf dem Let’s-Rock-Event. Bereits vorher tauchten Bilder des iPod nano 4G auf, die eine Rückkehr zum schlanken Design der ersten beiden Generationen erahnen ließen. Ansonsten wurden der iPod touch überarbeitet und der Classic auf nur noch ein Modell reduziert.

Mit einer Kopie der erfolgreichen Get-a-Mac-Kampagne versuchte Microsoft sich mit Bill Gates und Jerry Seinfeld ein cooleres Image zu verpassen. Wie sich herausstellte eher erfolglos.

Erfolgreich unterwegs dagegen waren die WebKit-Entwickler. Zunächst integrierten sie die Javascript-Engine aus Googles Chrome-Browser, um dann sogleich mit SquirrelFish Extreme wieder nach der Performance-Krone zu greifen.

Was gab es im September noch? Mac OS X bekam sein inzwischen fünftes Zwischenupdate spendiert und es durfte bereits über eine Aktualisierung der Notebooks im Oktober gerüchtet werden. Zudem schlossen wir uns dem Flehen nach der Möglichkeit der Deaktivierung der iPhone Autokorrektur an. Mit dem Befreiphone-Wettbewerb lobten wir einen eigenen SEO-Contest aus und der Gewinner trafficmaxx versteigerte das iPhone schließlich und spendete den Gewinn der Initiative Bremer Engel.

Oktober

Im Oktober gab es für die vielen iPhone-Entwickler endlich Erleichterung: das NDA wurde gelockert. Im Zusammenhang mit der Monopol-Klage von Psystar gegen Apple fragten wir uns, ob Apple wirklich ein Monopol hält.

Wenige Tage vor dem Spotlight-on-Notebooks-Event tauchten wieder Bilder vom zukünftigen MacBook Pro auf, die sich am Ende als echt erwiesen. Trotzdem machten wir uns unsere eigenen Gedanken zum dem Event. Wenige Stunden vorher tauchte dann wieder ein schwer verwackeltes und unscharfes Bild des neuen MacBook Pros auf. Die Keynote von Steve Jobs brachte dann die erwarteten Updates und das neue Unibody-Alu-Kleid der MacBooks. Ärgerlich für viele ist der fehlende Firewire-Port an den MacBooks auch wenn USB 2.0 quasi Standard für viele Camcorder ist.

Bei den neuen Geräten schien sich dann die Situation vom iPhone im Sommer zu wiederholen. Für viele hieß es warten, weil keine Geräte verfügbar waren. Andere stellten derweil fest, dass in den MacBook Pros scheinbar mehr drin steckt, als Apple selbst sagt und nutzt.

Im Oktober war es dann ebenfalls wieder Zeit für Quartalszahlen. 7 Millionen verkaufte iPhones trugen Apple zu einem weiteren Rekordquartal. Von den 2,6 Millionen verkauften Macs waren bereits 2 Drittel Mobilrechner. Das dürfte u. a. auch an der fehlenden Produktpflege des Mac minis liegen.

Was machte den Oktober sonst noch interessant? Wir fanden: wer ein iPhone hat, braucht keine bewusstseinserweiternden Stoffe mehr zu konsumieren. Zudem fragten wir uns, ob und wann Apple die Möglichkeiten der neuen Nvidia-Chips aus den MacBooks und MacBook Pros zu nutzen beginnt. Glücklich durfte sich Apple schätzen bei den Big Brother Awards leer ausgegangen zu sein. Wer das iPhone als Fluchthelfer braucht, sollte sich Fake Calls anschauen. Derweil machte Apple weitere Fortschritte bei Snow Leopard und wir analysierten die iPhone-Plattform als Technologieträger bei Apple.

November

Im November ging es dann wieder ruhiger zu. Apple hatte sein Produktfeuerwerk abgebrannt und so hatten wir Zeit u. a. einen Nachruf auf Windows 3.x zu schreiben. Die US-Präsidentschaftswahl beschäftigte auch uns, denn Barack Obama bekam das erste iPhone-Musical.

Mitte November trafen dann unsere Testgeräte vom MacBook und MacBook Pro ein. Die folgenden Tests versprachen ob der vielen schon berichteten Probleme interessant werden.

Derweil konnte Apple den ersten Punkt in den Streitigkeiten mit der Firma Psystar machen. Das iPhone-Devteam vermeldete am 20. November weitere Fortschritte beim iPhone-Unlock. Einen Tag später erschien das iPhone OS 2.2, welches endlich einen Schalter zum Deaktivieren der Autokorrektur mitbrachte.

Was war im November noch so lesenswert? Steve Ballmer, wahrscheinlich mit der Leistung seiner eigenen Entwicklungsmannschaft unzufrieden, plauderte aus dem Nähkästchen, dass das WebKit eine Option für den Internet Explorer 8 sei, um kurz darauf zurück zu rudern. Im November starteten wir unsere Serie zum Einkauf des iPhones im EU-Ausland. Einem Leser schien Apple im November ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk zu machen, als ihm statt der bestellten Festplatte eine SSD in sein MacBook Air eingebaut wurde. Der Apple Store in München präsentierte sich kurz vor seiner Eröffnung ganz bayrisch in blau-weiß.

Dezember

Highlight im Dezember dürfte die Eröffnung des Apple Stores in München gewesen sein. Am 6. Dezember war es dann soweit.

Viren waren auf dem Mac bislang kein ernsthaftes Problem. Trotzdem riet Apple erst zum Einsatz eines entsprechenden Scanners, um dann später das Dokument komplett aus der Datenbank zu tilgen.

Im Dezember kam die Wirtschaftskrise langsam auch in der IT-Welt an. Adobe gab die Streichung von 600 Stellen bekannt und zahlreiche Firmen kündigten an der MWSF 2009 fern bleiben zu wollen.

Der Dezember ist auch immer der Monat vor der Macworld in San Francisco und so wundert es nicht, dass es bereits erste Gerüchte zu einem iPhone 4G und iPhone nano gibt. Weitere Gerüchte setzen sich mit Updates für Mac mini und iMac auseinander, die mit Nvidia Chipsatz „Snow Leopard“-ready werden sollen.

Während es 2008 wieder kein selbsternannter iPhone-Killer geschafft hat, dem iPhone wirklich das Wasser zu reichen, kommt über T-Mobile das erste Android-Handy G1 in Deutschland auf den Markt. Mit dem 10.5.6-Update baute Apple einen Jailbreak-Schutz ins System ein.

Schock für die Mac-Gemeinde eine Woche vor Weihnachten: Steve Jobs wird keine Keynote auf der MWSF halten. Zudem wird Apple 2009 das letzte Mal auf der Messe vertreten sein. Das muntere Messe-Sterben ging in der Woche auch gleich weiter: die Apple Expo in Paris wird nicht mehr stattfinden.

Ebenfalls nicht erfreulich sind Nachrichten von heute, die von einem dramatisch verschlechterten Gesundheitszustand bei Steve Jobs künden.die 10.000er Marke durchbrochen. Außerdem fragten wir uns, ob die Programme im App Store vielleicht zu billig sind. In München fand ohne Apple die erste iPhone Developer Conference statt. Wer selbst in die iPhone-Programmierung einsteigen möchte, kann einen Blick in den Programmierkurs der Uni Stanford werfen. Schließlich konnten wir noch den Test des 15″ MacBook Pros abschließen.

Ausblick auf 2009

Wie also wird sich Apple 2009 schlagen? Die Wirtschaftskrise wird nicht spurlos an der Firma vorbeiziehen. Daher dürften weitere Rekordquartale vorerst ausbleiben, aber mit seinen Produkten ist Cupertino gut aufgestellt und dürfte auch 2009 schneller als der Markt wachsen und somit weitere Marktanteile gewinnen. Zudem verfügt man in Cupertino über satte Barreserven, die es Apple ermöglichen die Krise gut zu überstehen.

Hardwaremäßig dürfte es ein interessantes Jahr werden. Bei Intel steht 2009 der nächste Tock-Schritt ins Haus. Die Nehalem-Architektur verspricht weitere Performance-Zuwächse. Im Sommer sollen die ersten Mobil-Chips erscheinen und kurze Zeit später wird Apple die Notebooks auf die neue Architektur umrüsten.

Auf der Softwareseite wird Snow Leopard das Licht der Welt erblicken und vielen Macs einen Geschwindigkeitszuwachs und den Übergang in die 64-Bit-Welt bringen. 2009 wird wohl auch wieder ein iLife-Update auf dem Plan stehen.

Wie das Jahr beginnt werden wir euch wieder direkt und live aus San Francisco von der Macworld berichten. In diesem Sinne wünschen wir euch einen guten Start ins neue Jahr und bleibt uns gewogen.


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