Kommentar: Der Universal-Lader für Handys und Apples Macht

rj, den 20. Februar 2009
iPhone 3G
iPhone 3G, Bild: Apple

„Wird an Apple das Universalladegerät für Handys scheitern?“ fragt die Computerworld, um rhetorisch auf die eben 1,1% Marktanteil am Mobilfunkmarkt zu verweisen, die Cupertino aktuell hält. Der Rest vom Artikel dreht sich dann jedoch um Apples prägende Rolle in der Branche, die Gründe jenseits des iPhone sind dann noch einen Absatz zum Schluss wert.

Das spricht für sich – auch vom Mobile World Congress, auf dem der Ladegerätestandard abgesegnet wurde, ging die Rede von der nicht vertretenen Firma, über die dennoch am meisten gesprochen wurde – Apple. Der Einfluss auf die Branche wird als immens betrachtet, im Guten wie im Schlechten.

Positiv: die Innovationen Apples werden aufgegriffen, die Branche versucht mehr oder weniger fieberhaft, das iPhone nachzubauen oder zumindest mit ähnlichen bzw. besseren Feature-Umsetzungen zu glänzen. Die Standards, die Apple setzte, werden einmal mehr zu den Standards einer Branche, und die Kunden profitieren.

Negativ: wenn ein Unternehmen wie Apple aus der überraschend formierten Allianz für umweltfreundliche, weil standardisiere Ladegeräte ausschert bzw. sich nicht einreiht, ist die Reaktion, wie die Computerworld zeigt, gelegentlich heftig. Aus einer hoch umstrittenen und nach harten Auseinandersetzungen entstandenen Einigung wird so angesichts Apples gewichtigem Prozent Marktanteil eine Bauchlandung herbeigeschrieben.

Gegen den „Handystandard“ spricht das indes nicht unbedingt. Die Einheitslösung kommt spät, bietet mit der USB-Lösung aber auch Wege, dass Geräte und Ladestation gegebenenfalls kommunizieren können. Im Highendbereich geht der Trend ohnehin zur direkten Koppelung des Mobilgeräts an den Rechner – Apple hat es mit der iPhone-Mac(Book)-Kombination vorgemacht, auch hier ziehen die ersten Wettbewerber nach, konkret beispielsweise RIM und Lenovo, die Blackberrys und Thinkpads enger vernetzen möchten. Zugegeben, die Extrawurst für die Highend-Platzhirsche wird in diesem Kontext offensichtlich gebraten. Diese Extrawurst mag jenseits des Massenmarkts zu verschmerzen sein. Sollte Apple aber mit einer der abgespeckten iPhone-Varianten, die immer mal wieder in der Gerüchteküche auftauchend, am Massenmarkt größere Marktanteile erobern wollen, wird sicher nochmal kritisch hinterfragt werden müssen, wie weit man sich hier einen Sonderstatus herausnehmen kann.

Einem anderen Fazit der CW kann man zustimmen: fünf bis sechs Jahre zu spät seien die Pläne für das Universalgerät. Nichts hindert die Branche jedoch daran, entsprechend zukunftsorientiert den kommenden Standard zu gestalten. Dass Schnittstellen wie Geräte nun ein Stück weit intelligenter sind als noch vor fünf Jahren, kann nur hilfreich sein. Eine Entwicklung übrigens, an der Apple nicht ganz unbeteiligt war. Einen Beitrag zur anstehenden Standardisierung kann man Apple paradoxerweise selbst dann attestieren, wenn sie das Einheitsergebnis selber anschließend nicht unterstützen.


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