Test: Let’s Golf – mit Gameloft geht’s

Alexander Trust, den 19. März 2009
Let's Golf!
Let’s Golf! – iPhone

Jede Sportart lebt von und mit ihren Stars. Das ist beim Golf nicht anders. Die Zeiten von Bernhard Langer sind vorbei, doch auf dem iPhone verliert man bald schon wieder den Überblick, ob der vielen Golfspiele. Denn der App Store bietet Golffreunden mittlerweile schon 8 Alternativen, Light- und einige Spezialversionen nicht mit gerechnet kommt man fast auf ein Dutzend Golf-Spiele. Ob ein näheres Hinsehen bei Gamelofts Let’s Golf! lohnt, das preislich im oberen Segment liegt, soll der folgende Review klären.

Let’s Golf! jedenfalls wirft eine Menge in die Waagschale. Nicht alles davon wird jedem gleichermaßen gefallen. Was gut ist, wo man etwas noch hätte besser machen könne, und was eigentlich eher unnötig erscheint, darauf möchte ich im Folgenden eingehen.

Ansprechende Grafik mit leichten Schwächen

Die Spielumgebung – die Golffelder sind detailreich aufgebaut. Zwar glänzt das Wasser nicht, aber was möchte man Spiegeleffekte auf dem iPhone erwarten. Grundriss und Fauna sind stimmig für die 4 verschiedenen Schauplätze hergerichtet: ein Strand auf den Fidschi-Inseln, Berge in den USA, Lochs in Schottland und eine ländliche Gegend in England. Zu den 4 Plätzen gesellen sich noch 4 Charakter, die der Spieler zur Auswahl hat, jeder davon mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen.

So ordentlich die Grafik ausschaut, gibt es dennoch etwas an ihr zu mäkeln. Zum einen werden sich nicht alle mit den comichaften Spielfiguren anfreunden, die wie Avatare auf der XBox wirken. Wer damit auskommt, muss dennoch hin und wieder bei genauerem Blick feststellen, dass ein wenig unsauber gearbeitet wurde. Denn die Ränder mancher Texturen heben sich unnötig vom Untergrund ab. Das schaut dann manchmal so aus, als hätte jemand ein Palmblatt mit einem sehr dünnen Filzstift umrandet. Ins Auge springt das allerdings nur, wenn man den Fokus nicht auf den Bildmittelpunkt legt und dem Geschehen folgt, sondern sich fixe Punkte sucht, um sie die ganze Zeit über zu beobachten. Im Spielverlauf sind diese Dinge also durchaus vernachlässigbar, zumal die 3D-Umgebung insgesamt einen soliden Eindruck hinterlässt.

Ton vom Band

Mal fliegt nicht nur ein Blatt vorbei und die Anzeige für die Windgeschwindigkeit lässt uns wissen, ja, da weht was, sondern ein Rascheln ertönt oder ein Hund bellt. Man hat versucht für Atmosphäre zu sorgen. Allerdings wird das ganze Golfspiel überlagert von einem Soundtrack, der irgendwann zum Abschalten einlädt. Das lässt sich glücklicherweise in den Optionen bewerkstelligen. Einfachste Midi-Melodien, die sogar Variationen zeigen und beim Flug über den jeweiligen Golfplatz in Töne der Nationalhymnen oder Folklore verfallen. Aber von diesen primitiven Details im Klangorchester abgesehen, wird man das Gefühl nicht los, man hat hier keinen vollwertigen Musik- und Videoplayer zwischen den Händen, sondern ein Relikt aus der grauen Vorzeit. Schade, denn Gameloft hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie es besser können.

Golfen as Golf is

Wenn man die Hintergrundmelodie stumm geschaltet hat, kann man sich auf das Wesentlich konzentrieren und ein paar Löcher spielen. Let’s Golf bietet einen schnellen Einstieg an, und sogar ein Tutorial. Oder man spielt ein ganzes Turnier. Ebenfalls möglich ist die freie Lochwahl, oder – ganz toll – der Mehrspielermodus. Let’s Golf! bringt alles mit, was man von anderen Golfspielen gewohnt ist. Die Steuerung ist leichtgängig, man kann die Schlagrichtung durch Tippen auf den Bildschirm justieren, sogar bis ins Detail hinein. Ein Tippen auf die Übersichtskarte bewirkt nämlich den Sprung ans Ziel des eigenen Schlags. Ein Gitter zeigt uns an, wo der Ball überall landen könnte.

Das Spiel gibt uns einen Schläger vor. Doch grundsätzlich haben wir freie Schlägerwahl, und diejenigen, die sich damit auskennen, werden froh darüber sein. Denn nicht immer ist die Entfernung zum Zielpunkt oder der Untergrund ausschlaggebend dafür, das Eisen vorauszuwählen. Ist der Ball im Flug, können wir ihm noch einen Drall in eine der 4 Himmelsrichtungen verpassen. Das ist eine nette Idee, aber zu statisch umgesetzt. Während der Flugphase wird ein vergrößerter Ball unten links eingeblendet, um ihn herum 4 Anzeiger. Tippt man einen davon an, kriegt der Ball automatisch einen Drall in diese Richtung. Hätte man das völlig frei mit der Bewegung des Fingers erledigen können, es wären bestimmt nicht wenige (Hobby-)Golfer froh darüber gewesen.

Steuerung für Fortgeschrittene und Anfänger

Da es sich aber um ein Detail handelt, dürfte man auch darüber hinwegsehen können. Let’s Golf! macht, wie eigentlich viele von Gamelofts Spielen, keinen Gebrauch von iPhones und iPod touchs Accelerometer-Funktionen. Stattdessen wird die Steuerung meistens über die Bildschirmeingabe mit den Finger realisiert. Bei Let’s Golf bietet Gameloft dennoch zwei Alternative Steuerungsmöglichkeiten an, die ebenfalls nicht neu sind. Im Anfänger-Modus öffnet sich auf das Tippen mit dem Finger hin ein sichelförmige Schwungbalkenanzeige, die im Wechsel immer wieder befüllt und geleert wird. Es kommt hier nur auf Reaktion an, im richtigen Moment zu drücken. Der Zeitpunkt wird dazu durch eine Markierung besonders hervorgehoben. Hat man das erledigt, kommt noch die Genauigkeit hinzu. Als unteres Viertel des schon erwähnten Schwungbalkens wird nun dieser Teil im Wechsel be- und entfüllt. Wieder heißt es: Im richtigen Augenblick mit dem Finger tippen.

Der Modus für Fortgeschrittene hingegen fordert den Spieler dazu auf, den Finger über den Bildschirm zu wischen. Mit einem einzelnen Tippen ist es nicht getan. Wischt man nur vor, holt man womöglich zu wenig schwung. Wischt man den angezeigten sicherlförmigen Kreis (oder Pfeil beim Putten) zuerst bis ans hintere Ende und dann mit etwas Schwung nach vorne, holt man wesentlich weiter zum Schlag aus. Diese Eingabemethode kennen wir von der Wii oder sogar von Golfspielen am Computer, bei denen die Mausbewegung entsprechend der Fingerbewegung in diesem Fall umgesetzt wurde. Dieser Modus erfordert tatsächlich etwas Übung und im wörtlichen Sinn Fingerspitzengefühl.

Ich und Du und wir

Der Mehrspielermodus hält zwei Varianten für das Spiel Mann gegen Mann bereit. Die eine hat man „Hot Seat“ getauft, und damit das Spiel an einem iPhone bezeichnet, das zwischen den Spielern weiter gereicht wird. Der andere Modus erlaubt das Spielen an zwei Geräten über eine drahtlose Verbindung oder mit Spielern, die sich überall auf der Welt befinden können. So zumindest die Theorie, denn wo keine Spieler sind, da gibt es auch keine Gegner. Kommt Zeit, kommt Rat, könnte man sagen wollen, doch selbst namhafte Videospiele haben oft trotz sechsstelliger Verkaufszahlen kaum Spieler, die darauf warten, online zu spielen. Da Let’s Golf! noch neu im App Store ist, muss man die Entwicklung abwarten. Da heißt es dann: Probieren geht über Studieren. Meine Versuche, einen Gegenspieler zu finden blieben dank leerer Raumlisten glücklos (vgl. Screenshot).

Zu den Spielarten im Mehrspieler: Man spielt entweder um Punkte oder um Löcher an den verschiedenen Plätzen. Wenn jemand unter Paar bleibt, gibt das Pluspunkte, darüber liegende Spieler kriegen entsprechend Minuspunkte aufs Konto notiert. Am Ende wird dann zusammen gezählt. Oder es zählt eben nur der direkte Vergleich von Loch zu Loch, egal wie viel Schläge über oder unter Paar man gewesen ist. Das Loch gewonnen hat man, sobald man weniger Schläge als der andere benötigt.

Der Preis ist heiß

Angesichts der Alternativen muss man notwendig Vergleiche bemühen. Preislich liegt Gameloft’s Let’s Golf! am oberen Ende der Skala. Es kostet 4,99 Euro und damit so viel, wie für Gameloft oft üblich. Eine Demoversion gibt es nicht. Man muss sich also auf die Bewertungen anderer verlassen. Wer gerne Golfspiele spielt, und eine ordentliche, farbenfrohe Umsetzung für das iPhone sucht, der ist mit Let’s Golf! gut beraten. Für diejenigen, die mit Kalibern wie Mariogolf auskamen, gilt das Gleiche. Wem die comichaften Figuren schon einen Punktabzug in der Realismus-B-Note bedeuten, der sollte auf den Titel besser verzichten. Die wenig erquickliche Hintergrundmusik kann man abstellen, und sie fällt nicht weiter ins Gewicht. Letzlich kommt es wohl auf den Preis und das persönliche Interesse an. Denn von der technischen Seite ist Let’s Golf! ein gut gemachtes Spiel mit verzeihbaren Fehlern. Zum Spielumfang sollte man folgende Worte verlieren: Natürlich sind 4 Golfplätze mit insgesamt 63 Löchern keine World Tour. Doch die findet man sonst nur in Vollpreisspielen für Computer und Konsolen, und diese Spiele kosten entsprechend mehr Geld.

Fazit

Mir selbst gefällt die Comic-Optik, trotz kleinerer Fehler bei den Texturen. Ich konnte schnell ins Spiel einsteigen und kann mit Freunden mal ein paar Löcher spielen, die selbst kein iPhone haben. Einen wirklichen Mehrspielermodus könnte man aber auf mehr als 2 Spieler ausweiten. Der Online-Mehrspielermodus krankt derzeit noch an der Zahl der Spieler. Je besser Let’s Golf! angenommen wird, desto größer werden die Chancen auf weltweites gegeneinander Golfen. Das würde sich positiv auf der Bewertung auswirken. Bislang muss ich sagen: Ich bin nicht hellauf begeistert, aber durchaus zufrieden gewesen mit Let’s Golf! Und wer weiß, angesichts der neuen Möglichkeiten mit dem kommenden iPhone OS 3.0, wird es von Gameloft später sogar weitere Golfplätze zum Pay per Play geben, die dafür sorgen, dass man längerfristig die Freude am Spiel behält.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7

Positives

  • Spaßige Umsetzung fürs iPhone

Negatives

  • Online-Mehrspieler mit zu wenig Spielern

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