Balloon Headed Boy im TesT: Des iPhones Kirby?

Alexander Trust, den 15. April 2009
Balloon Headed Boy
Balloon Headed Boy, Screenshot

Die Aufmachung der Website des Ballon-Kopfs, Screenshots und Trailer hatten mich neugierig gemacht. Irgendwie erinnerte mich das rosa Bubblegum-Männchen an Kirby, dem ich schon vor Jahren auf Nintendo-Konsolen und -Handhelds begegnet bin.

Der Protagonist des Spiels ist schon eine Weile vorher in Erscheinung getreten. Denn Balloon Headed Boy von Playora ist bereits als Flashgame zum Einsatz gekommen. Was aber hat der rosa Ballon-Kopf bei seinem iPhone-Auftritt zu bieten?

Comic-Optik

Wer schon einmal ein Flashgame im Browser oder als Download am heimischen Rechner gespielt hat, wird sich an die oftmals gleichartige Vektor-Comicoptik erinnern, die solche Spiele benutzen. Der Balloon Headed Boy macht es auf dem iPhone nicht anders als sein Klon im Flashgame. In der Tat handelt es sich um eine 1 zu 1 Umsetzung des Spiels. Die Übersichtsgrafiken sind allerhöchstens noch ein bisschen aktualisiert worden, ansonsten gibt es in Sachen Grafik keine Veränderungen gegenüber dem Browserspiel.

Doch kein Kirby

Fast so friedlich, lieb und nett wie Kirby ist der Balloon Headed Boy, aber eben nur beinahe. Während Kirby munter alles in sich aufsaugen und hernach wieder ausspucken konnte und sogar musste, kann sich unser Balloon Headed Boy hauptsächlich aufplustern. Weil sein Kopf wie ein Kaugummi gestaltet ist, den man aufblasen kann, lässt er sich ebenso leicht dehnen. Auf Tastendruck lässt der Ballon-Junge seinen Gummischädel durch die Gegend schwingen – eine Attacke, mit der wir bösen Fröschen und anderem Ungetüm später zu Leibe rücken müssen. Wir springen bisweilen außerdem auf im Eisblock eingefrorene Propellerschwanz-Katzen. Befreien wir sie aus ihrem Eisgefängnis tragen sie uns in luftige Höhen, selbst wenn wir noch keine Blumen konsumiert haben.

Partyheld Ballon-Kopf

In jedem der 34 Level auf dem iPhone geht es aber ausschließlich darum, die versteckten Ballons aufzusammeln. Erst dann öffnet sich der Ausgang. Und um alle Ballons einzusammeln, muss man die Birne der Spielfigur eben bald zum Explodieren bringen. In den Leveln finden sich dafür Blumen als Hilfsmittel, die wir aufsammeln müssen. Erst jene verleihen uns Flügel, respektive füllen unseren Plustertank auf, so dass wir im Level herumschweben können. Die Ballons einsammeln müssen wir wohl, weil wir als langfristiges Ziel die heldenhafte Tat im Blick haben, einer Geburtstagsparty auszuhelfen, auf der ebenjene Ballons abhanden gekommen sind – so viel ungefähr zur Story.

Tiri li tiri la

Der Soundtrack zu Balloon Headed Boy ist nicht außergewöhnlich. Wir haben es mit fröhlichem Midi-Geträller zu tun, das aber nach einer Weile langweilig wird. Doch die Musik lässt sich zum Glück in den Optionen ausstellen. Die Akustik kann man also getrost als Randerscheinung betrachten. Und was gibt bei der Bewertung nun bitteschön den Ausschlag?

vier Himmelsrichtungen…

Während man sich bei Ego-Shootern auf dem iPhone schon von Beginn an Gedanken über eine bzw. die optimale Steuerung gemacht hat und immer wieder feststellt, dass der gordische Steuerungsknoten noch nicht gelöst wurde, gehen manche Entwickler in anderen Genres unnötig komplizierte Wege. So leider auch Playora und Honeyslug. – Sowohl auf der linken Seite des Touchscreens, als auch auf der gegenüber liegenden rechten finden sich jeweils zwei Steuerungstasten.

Man kann mit Balloon Headed Boy links gehen und rechts gehen und sich den Kopf aufblasen. Zwar sieht man auf diese Weise relativ viel vom Spielbildschirm, doch ist das Steuerungsprinzip wenig intuitiv. Ein gut programmiertes, virtuelles Steuerungskreuz hätte gereicht. Und leider ist die Bedienung von unserem Ballon-Kopf im Vergleich zur Flash-Version ein wenig zu sensibel. Beim Überqueren von beweglichen Hindernissen ist man schnell hinten über gefallen, weil schon ein leichter Druck in die Bewegungsrichtung ausreicht, um den Kollegen Ballon-Junge ziemlich weit fortzubewegen.

… und (k)eine Bewegung

Hat man in einem Level alle Ballons eingesammelt, wird der Fokus kurz auf den Levelausgang gelegt. Wenn unser Held dann vor diesem zu stehen kommt, bekommen wir bedeutet, dass wir doch bitte das iPhone nach hinten kippen mögen. Ein wenig umständlich ist das, denn ein leichtes Kippen reicht nicht, eine Weile muss ich das Spielgerät schon von mir wegdrehen, damit der Ballon-Kopf in die Tür zum Ausgang eintritt. Jeder neugierige Mensch würde gerne wissen, was grad auf der anderen Seite passiert. Durch die Geräuschkulisse erfahren wir spätestens, wenn wir das Level geschafft haben. Die Funktionen des iPhone oder iPod touch werden aber auf diese Weise kaum ausgereizt.

Herzschlagfinale

Am unteren Bildschirmrand prangen ein paar Infokästen. Einer zeigt quasi den Wasserstand an. Denn wir können unterwegs hüpfende Wassertropfen einsammeln (die Hoppers) und damit unser Zeitkonto aufbessern, und den Wasserpegel zurückdrängen. Mit Beginn des Levels steigt nämlich ein rauschender Pegel unaufhörlich und würde uns das Leben unnötig schwer machen, weil wir offenbar nicht schwimmen können. Wieviel Zeit wir noch haben wird neben einem Herzen in einem weiteren Infokasten eingeblendet. Wichtig werden diese Dinge dann auch bei der späteren Abrechnung am Levelende. Wer nicht alle Hopper einsammelt und zu lange braucht, der wird in der Highscore nicht weit kommen können und wohl auch nicht alle Trophäen (Achievements) erreichen können. Die Begriffe in Klammern deuten es an: eine lokalisierte Fassung gibt es (noch) nicht.

Fazit

Auf der Website zum Spiel, kann man den Kollegen Balloon Headed Boy als Flashgame spielen. Die Steuerung mittels Pfeiltasten und Spacetaste zum Aufplustern funktioniert einwandfrei. Das hätte ich mir für das iPhone ebenfalls gewünscht. Die insgesamt 34 Level an der Seite des Ballon-Kopfs sind ein schwacher Trost für einige Stunden. Dass er sich in späteren Leveln in Schale (Verkleidungen) schmeißt, kann nicht über die unausgewogene Steuerung hinwegtäuschen. Der Hersteller selbst gibt an, dass die Motivation zum Wiederspielen durch Trophäen gesteigert wird. Die hat es bei Super Mario Land auf dem GameBoy nicht gebraucht, und bei Kirby’s Dreamland ebensowenig. Offenbar steht der Wiederspielwert also nicht in einem Kausalzusammenhang mit einem Trophäensystem. Für mich ist Balloon Headed Boy leider nur ein Plattformspiel unter vielen, das wenig zu bieten hat. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann zur vorhandenen Lite Variante greifen, die 6 der 34 Level umfasst.


Ähnliche Nachrichten

Testergebnis

URS: 4,5 von 10
4,5

Positives

  • optisch kein Einheitsbrei

Negatives

  • spielerisch leider nur Hausmannskost

Zugehörige Plattformen