CSS-Layouts: Galileo-Lektorat ungenügend

Alexander Trust, den 6. Juni 2009
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Blog, Bild: Macnotes

Bei der Lektüre des Buchs CSS-Layouts von Dirk Jesse aus der Reihe Galileo Computing sind mir sowohl beim Text als auch bei der DVD zum Buch Probleme mit der Barrierefreiheit untergekommen. Das Lektorat von Galileo Press sorgt darüber hinaus nicht für Jubelstürme. Quasi von Seite 1 an ziehen sich die Fehler wie ein roter Faden durch das Sachbuch. Vor allem wenn der Quellcode nicht lektoriert wird, ist das dem Verständnis des Lesers wenig zuträglich.

Ich bin inhaltlich mit Jesses Buch „CSS-Layouts. Praxislösungen mit YAML 3.0“ zufrieden. Wie in vielen IT-Büchern gibt es Satzbausteine, die sich wiederholen (manchmal ungewollt) und einige der einführenden Hinweise hat man denke ich in 90% aller themenverwandten Bücher schon gelesen. Diese Redundanz hat mich früher oft geärgert, heute nehme ich sie eher gelassen zur Kenntnis. Es ist nach wie vor schade, dass über solche Gemeinplätze versucht wird, die Seitenzahlen aufzublähen, damit man für ein Buch mehr Geld einstreichen kann. Sich wirklich auf die Zielgruppe einzurichten, versteht wohl kaum jemand so richtig. Ich selbst bilde keine Ausnahme. Allerdings ist es immer einfacher, die Arbeit von Fremden zu überprüfen.

Anspruch des Lektorats

Was mich jedoch bei der Lektüre der 2ten Auflage gestört hat, war die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Denn der Lektor Stephan M. behauptet zu Beginn des Buches: „Dieses Buch wurde mit großer Sorgfalt lektoriert und produziert.“ Das kann ich so absolut nicht finden. Außerdem heißt es, diese Ausgabe sei „komplett durchgesehen“ worden. Dann muss der Lektor bei der Arbeit mit Scheuklappen unterwegs gewesen sein.

Der Leser wird außerdem ermuntert, solle er Fehler finden, Kontakt zum Verlag aufzunehmen. – Eine Handvoll Fehler auf über 450 Seiten hätte ich erwartet und mich beim Verlag gemeldet mit einer Aufzählung. Während der Lektüre ist in mir der Gedanke gereift, darüber zu bloggen.

Fehlerteufel

Schon im Geleitwort von Jens Grochtdreis fand sich der erste Fehler:

„Diese Vorlagen boten keine umfassenden (!sic) Hilfestellung.“
S. 16
„Über die Zugänglichkeit einer Seite entscheidet letztlich nicht, ob in allen Browser (!sic) jedes Pixel an der gleichen Stelle steht, sondern wie flexibel sich ein Layout (…).“
S. 26
„(…) denn dazu gehört noch einiges mehr als eine (!sic) tabellenfreies Layout.“
S. 27
„Die Qualität der visuelle (!sic) Darstellung ist in diesem Fall eingeschränkt;“
S. 33
„Im Ergebnis erlebt man als Entwickler nicht selten die eine oder anderere (!sic) Überraschung (…).“
S. 61

Der Text in Abbildung 2.7 auf Seite 79 ist fehlerhaft (Rechtschreibfehler).

Das Listing 2.21 auf S. 95 ist fehlerhaft insofern als es nicht konsistent in der Auszeichnung von Attributen in CSS ist. Bei #column1 fehlt die Einheit „px“ für das Attribut left.

Abbildung 2.23 auf S. 105 ist fehlerhaft (Rechtschreibfehler).

„In Abschnitt 1.24 (!sic) werde ich auf einige dieser Ansätze näher eingehen (…).“
S. 106

Es gibt den zitierten Abschnitt nicht. Unmittelbar im Anschluss folgt Kapitel 2.11.4. Es kann jedoch aus inhaltlichen Gründen nicht gemeint sein. Einen „Abschnitt“ 2.24 gibt es allerdings auch nicht, falls man sich in der Zählung vertan haben sollte.

Abbildung 2.24 auf S. 107 ist direkt an 3 Stellen fehlerhaft. 2 Mal handelt es sich um Rechtschreibfehler, ein Mal um einen Wortfehler in Kombination mit einem Satzbau-Fehler.

Abbildung 2.27 auf S. 113 ist fehlerhaft (Zeichensetzung).

„(…) allerdings birgt dieser Prozess auf Dauer auch ein gewisses Frustationspotenzial (!sic).“
S. 124
„Dieses Buch ist im Juli 2006 in der 4., überarbeiten (!sic) und erweiterten (…).“
S. 142
„Der Interner (!sic) Explorer ermöglicht (…).“
S. 143
„Bei der zweiten Variante ist es genau umgehrt (!sic): (…).“
S. 153
„Für dieses Buch habe (!sic) alle zuvor beschriebenen (…).“
S. 156
„(…) und das Wissen um diese Problematik erleichtet (!sic) das Erkennen (…).“
S. 157

In Abbildung 3.2 auf S. 161 findet sich in einer abgebildeten Box ein Satz, der genau nicht das beschreibt, was zu sehen ist.

„(…) bezieht (!sic) der Internet Explorer 5.x nicht nur das Elternelement heran, (…).“
S. 162

In Abbildung 3.3 auf S. 163 finden sich 2 Rechtschreibfehler.

„(…) zum Kollabieren einzelner margins (!sic) von Elementen der Webseite führen.“
S. 164

Margins müsste großgeschrieben werden, wurde auch davor immer großgeschrieben. An der Stelle also unzureichende Konsistenz.

Abbildung 3.4 auf S. 165 weist 2 Fehler auf. Einmal wurde ein Reflexivpronomen mit einer Anrede verwechselt und zum anderen ist ein Satz unvollständig.

Abbildung 3.6 auf S. 169 ist komplett falsch. Denn sie ist nur eine Kopie der folgenden Abbildung und illustriert an dieser Stelle etwas doppelt, vor allem aber etwas, das im Text nicht erläutert wird. Anstatt den Internet Explorer/Win-Doubled-Float-Margin-Bug zu zeigen, wurde die Abbildung zum Escaping Floats Bug gezeigt.

Abbildung 3.9 auf S. 174 beinhaltet 3 Fehler, von denen zwei Grammatikfehler sind.

Auf S. 175 finden sich 2 Sätze, die vor allem mit Bedingungswörtern glänzen als da wären: an sich, daher, eigentlich, allerdings und eben. Abgesehen von der Diskussion über schlechten Stil, sind diese zwei Sätze ein sehr gutes Beispiel für eine Diskussion um Textverständlichkeit. Denn die vielen Einschränkungen verdunkeln die Bedeutung eher als dass sie dazu beitragen, sie zu spezifizieren.

„Im Anschluss müssen lediglich eine Hand voll Elemente, deren Standardwert davon abweicht, wieder in Ihren (!sic) Ausgangszustand zurückversetzt werden.“
S. 176
„Noch spielen der Internet Explorer 5x. (!sic) und der Internet Explorer 6, deren wegen (!sic) wir uns hier abmühen müssen, noch (!sic) nicht ganz mit.“
S. 176

Abbildung 3.10 auf S. 177 ist fehlerhaft. Der Inhalt einer Box zeigt einen erklärenden Text, der auf den verwendeten Screenshot nicht zutrifft. Man hat unterschätzt, dass ein verkleinertes Browserfenster den Effekt nicht mehr richtig abbildet, hat aber offenbar genau das Fenster verkleinert, um einen kleineren Screenshot anzufertigen, der in das Druckbild passt.

„In Abbildung 3.11 (!sic) sehen Sie wieder das Beispiel von eben.“
S. 178

Diese Aussage ist irreführend, denn die Abbildung ist nicht identisch mit der vorhergehenden. Hier hätte eine andere Formulierung mehr Sinn erzeugt.

„(…) wohl noch das beste Mittel zu (!sic) Vermeidung des Problems.“
S. 180

Ein Grammatikfehler findet sich in Abbildung 3.12 auf S. 181.

Endlos weitermachen?

Ich könnte noch ewig viele Fehler notieren, und zwar auf den Seiten 190, 193, 194, 200, 203, 207, 211, 226, 239, 243, 246, 248, 257, 261, 263, 281, 282, 283, 284, 295, 297, 321, 324, 333, 336, 363, 374, … Bis hierhin reichte Kapitel 6. Die beiden, dann folgenden Kapitel habe ich nur punktuell durchgearbeitet, kann also nicht zu viel über die Fehler festhalten.

Ich hab bis hierhin sogar Fehler ausgelassen. Solche nämlich, die sich um Stil drehen und um Wiederholungen von Textbausteinen. Beides kann und muss man nicht als Fehler werten. Aber alles zusammen genommen hat das sehr viel Eindruck hinterlassen.

Mangelnde Konsistenz

Die Schreibung in CSS-Listings ist zudem absolut nicht konsistent. Mal gibt es Leerstellen und/oder Semikola und mal nicht.

Hinweise im Text, die auf Farben von Elementen in Abbildungen verweisen, sind für den Leser schwer oder überhaupt nicht nachvollziehbar, da es sich um einen S/W-Druck handelt. Auf blaue Kanten hinzuweisen, wenn diese Grau in Grau abgebildet sind, ist wenig hilfreich (vgl. z. B. S. 327 und 330f.).

Irgendwann im 6ten Kapitel ist außerdem ein Fehler im Druckbild auszumachen. Denn die Zeilenhöhe der Kapitelnummerierung passt offenbar nicht mehr zum umgebenden Text. Die nachgestellten Ziffern werden unterhalb der normalen Zeilenhöhe dargestellt. Das war die ersten 5 Kapitel lang anders.

Das Lektorat

Es gibt zwei Formen des Lektorats. Das eine wird primär an der Oberfläche ausgeführt und dient dazu, Rechtschreib- und Grammatikfehler auszumerzen. Wie man an meinen Hinweisen gemerkt hat, gibt es davon jede Menge.

Darüber hinaus gibt es aber auch ein „inhaltliches“ Lektorat, das in diesem Fall ebenfalls nur sehr unzureichend funktioniert hat. Das fängt an bei Bildunterschriften, kohärenten Kapitelnummerierungen, Kopf- und Fußzeilen reicht bis in den Quellcode oder die Überprüfung von Abbildungen hinein.

Fast schon eine Kür wäre dann die Diskussion der Gliederung, die helfen könnte inhaltliche Wiederholungen zu vermeiden. Dass es diese gibt, habe ich bereits angemerkt. Dass ich Fehler übersehen habe, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Dinge, die ich auf jeden Fall außer Acht gelassen habe, weil ich sie nicht ausprobiert habe, sind z. B. die im Buch notierten Softlinks. Ich kann also weder bestätigen noch verneinen, dass diese nicht zu vollster Zufriedenheit funktionieren. Es ist mir durchaus schon bei der Lektüre anderer Bücher untergekommen, dass Internetlinks nicht funktionierten.

Fazit

Wenn man meine Auflistung dem anfänglich zitierten Hinweis auf „sorgfältiges Lektorat“ gegenüberstellt, lässt sich diese Behauptung nicht aufrecht erhalten. Da hat Stephan M. von Galileo Press seine Aufgabe eindeutig nicht zufriedenstellend ausgeführt.

Für ein Buch, das 35,00 Euro kostet, und nicht etwa für 5 bis 10 Euro zu haben ist, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Lektorat ungenügend zu nennen. Zweifelhaft ist außerdem, was in der Zeit von der ersten zur zweiten Auflage geschehen ist.


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