Cannon Fodder für iPhone: Warpack Grunts von Freeverse im Test

Alexander Trust, den 3. Juli 2009
Warpack Grunts
Warpack Grunts, Screenshot

Freeverse hat schon mit einigen Spielen im App Store beachtliche Verkäufe erzielt, mit dazu gehört Flick Fishing. In eine ganz andere Richtung allerdings tendiert die aktuelle Co-Produktion von Freeverse mit Strange Flavour. Warpack Grunts heißt sie und erinnert verdammt stark an Cannon Fodder aus den 90ern. Ob sich die Ballerei lohnt, verrät unser Testbericht.

Sean Cooper, der seinerzeit bei der Entwicklung des Klassikers Syndicate mitverantwortlich war und selbst Flash- und demnächst iPhone-Entwickler, gab vor kurzem zu Protokoll (engl.), dass man mit einer Portierung von Cannon Fodder in Flash einen Riesenerfolg erzielen könnte. Die jetzige Generation sei zu jung, um es zu kennen. Für sie wäre es ein komplett neues Spiel und sie würden darauf anspringen. Was für Flashgames gilt, kann für iPhone und iPod touch so falsch nicht sein. Vielleicht haben das auch Strange Flavour gedacht, als sie sich an die Entwicklung ihres neuen iPhone-Titels Warpack Grunts gemacht haben. Dieser ist ein Klon von Cannon Fodder.

Interaktiver

Wenn man sich den Titel aus den 90ern von Sensible Software anschaut, mit den kleinen Pixelmännchen, die auf Mausklick hin gewandert und geschossen haben und ihn mit dem aktuellen Warpack Grunts vergleicht, stellt man viele Ähnlichkeiten fest. Auf Fingerdruck wandern 4 Männchen durch insgesamt 40 Level und sollen in der Regel alles ausschalten, was sich bewegt oder in Form von Geschütztürmen und Gefährten als gegnerische Einheit zu erkennen ist. Geschossen wird, indem man zwei mal kurz hintereinander auf den Bildschirm tippt. Beim zweiten Tipp kann man den Finger auf dem Touchscreen belassen und richtet das eigene Feuer entsprechend der Richtung des Fingers aus, hebt man den Finger allerdings einen Moment zu lange, kann es passieren, dass des Spielers Soldate tatsächlich zu Kannonenfutter werden, weil sie nicht mehr schießen sondern blind ins Feuer rennen; gleichzeitig gehen und schießen funktioniert nicht. Im Gegensatz zum Vorbild kann man in Warpack Grunts jedoch auch Panzer fahren und Hubschrauber steuern.

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Es gibt Heilpackungen, zusätzliche Waffen (Bazookas, Scharfschützengewehre, uvm.) oder Gadgets wie ein Fernglas – die Sicht damit zu steuern bedarf etwas Feingefühls. Denn man ist geneigt, nicht in sein näheres Umfeld zu tippen, sondern weiter weg. Der Blick des Fernglases schweift aber, je weiter man den Finger von den eigenen Figuren nimmt immer schneller in die Ferne. Ein wenig wie mit dem automatischen Scrollen von Internetseiten, wenn man das Mausrad gedrückt hat aber der Mauszeiger außerhalb des Sichtfelds liegt. Waffen und Gadgets einsammeln tut man, indem man die Objekte einfach mit den Spielfiguren überläuft. In der linken unteren Ecke kann man das Zubehör dann als zweite Waffen auswählen, aber eben nur das und auch nur ein Mal direkt hintereinander. Möchte man ein zweites Mal eine Granate werfen, muss man erst wieder den Button links unten betätigen – zu umständlich.

Quo vadis?

Ebenfalls nicht vollkommen ohne Schwierigkeiten gestaltet sich die Orientierung im Spiel. Das Blickfeld indes wandert einerseits erst mit ein bisschen Verzögerung mit, überholt dann die Spielfiguren und sobald man zum Stehen kommt, wird der Sichtkegel in die letzte Laufreichtung austariert. Ist man zuletzt nach Süden gelaufen, um sich hinter Bäumen zu verstecken, möchte aber nach Norden gucken, um den Feind auszuspähen, hat man ein Problem. Oft wird man deshalb von gegnerischen Einheiten überrascht, weil man sie nicht sofort sieht.

Fazit

Die Geräuschkulisse ist für ein Spiel dieser Form und Preisklasse durchaus in Ordnung. Die Grafik ist deutlich besser als seinerzeit noch bei Cannon Fodder. Und mehr Möglichkeiten gibt es auch. Trotzdem kommt Warpack Grunts nicht an das Original heran. Der kleine iPhone-Bildschirm zusammen mit der zu umständlichen Steuerung können den Flair des Originals nicht transportieren. Man hätte vielleicht auf Seiten von Freeverse und Strange Flavour überlegen sollen, ob man nicht die Steuerung der Pixel-Soldaten mittels Bewegungssensor realisiert und ansonsten das Tap-to-shoot-Verfahren verwendet. Dadurch hätte man sich ein Problem gespart (gleichzeitiges Laufen und Schießen). Natürlich ist Warpack Grunts irgendwo interessant, aber wer nicht aus nostalgischen Gründen oder zu großem Interesse an dem Genre getrieben ist, für den dürften nicht genügend Kaufargumente vorhanden sein. Immerhin ist der Titel nur 79 Cent teuer. Von mir trotzdem nur 3 von 5 Macs. Schade.


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Testergebnis

URS: 4,5 von 10
4,5

Positives

  • erinnert an das Original

Negatives

  • Spielkonzept auf kleinem Bildschirm nicht spielenswert
  • Steuerung umständlich