Nielsen-Analyse: iPhone nicht dominant

Alexander Trust, den 11. August 2009
iPhone 3GS schwarz (Vorderseite)
iPhone 3GS schwarz (Vorderseite), Bild: Macnotes

Einer Analyse der Nielsen Company zufolge ist das iPhone als Mobiltelefon nicht die dominante Komponente bei der Kaufentscheidung, respektive dabei einen Handyvertrag abzuschließen und überdies ist das iPhone nicht derart bestimmend in der Industrie, wie die öffentliche Wahrnehmung vermuten lassen könnte. Aber stimmt die Schlussfolgerung überhaupt?!

Die Nielsen Company befragt monatlich 25 000 Mobilfunknutzer und das schon seit Jahren. Roger Entner hat nun Zahlen aus dem 3ten Quartal 2006, als es noch keine durchdringende iPhone-Berichterstattung gab, mit jenen aus dem 1sten Quartal 2009 verglichen.

Kein iPhone-Effekt?

Entner möchte so kontrollieren, ob es so etwas wie den iPhone-Effekt gab. Das Mobiltelefon selbst rangierte damals wie heute nur auf Platz 7 der Liste von Gründen, die die Entscheidung für einen Mobilfunkprovider bestimmen. Wohlgemerkt ist hier nicht nach dem iPhone selbst gefragt worden, sondern gemeint sind Mobiltelefone aller Hersteller. – Zwar war 2006 die Netzwerkqualität noch wichtiger, als sie es heute ist, doch sie rangiert immer noch vor dem Mobiltelefon (vgl. Blogeintrag von Entner, engl.). Entner begründet dies damit, dass die Netzwerkqualität in der öffentlichen Wahrnehmung besser gelitten ist, wohl auch deswegen weil Verizon, denen nachgesagt wird, eine allgemein bessere Netzwerkqualität anzubieten als die Konkurrenz, zuletzt stark zulegen konnte. Das dominante Kriterium damals wie heute ist allerdings der Preis.

Nach wie vor rangiert das Endgerät als Entscheidungsgrund nur auf Platz 7. Für Entner ein Grund, einen iPhone-Effekt auszuschließen. Er gibt an, dass das Mobiltelefon von knapp 3% immerhin auf über 6% in der Wichtigkeit gestiegen ist, was jedoch nicht zu einer Verbesserung in der Platzierung führte. Entner erkennt hier eine Differenz zwischen der Anzahl an Schlagzeilen und der Aufmerksamkeit durch Regulierungsbehörden und den Kongress im Verhältnis zur Position in der Entscheidungs-Liste. Der durchschnittliche Amerikaner bliebe davon unbeeindruckt.

It seems that what makes for an outsize share of newspaper headlines, and congressional and regulatory attention, leaves the average American cold.
Roger Entner

Grundsätzlich ist es schwierig über fremde Zahlen zu urteilen. Die Methodik von Nielsen bleibt hinter Schlagwörtern verborgen und das konkrete Zahlenmaterial bleibt man schuldig. Richtig ist, dass Nielsen sehr viele quantitative Daten erhebt. Aber wie einer der Kommentatoren unter Entners Beitrag erwähnt, muss man berücksichtigen, dass die Ziffern von Nielsen wohl prozentual weniger Antworten von Smartphone-Besitzern beinhalten und bei der Gruppe dieser das Handy wahrscheinlich einen anderen Stellenwert einnimmt als bei anderen Benutzergruppen. Dazu kommt auf jeden Fall, dass die Daten, die Entner miteinander vergleicht grundsätzlich nicht miteinander vergleichbar sind, man spricht von einem „ökologischen Fehlschluss“ den Entner hier begeht. Denn er unternimmt hier einen Vergleich von Trendstudien-Daten (vgl. Wikipedia zum Thema Längsschnittanalyse). Wichtig wäre überdies zu wissen, wie sich die Gesamtheit der Befragten zusammensetzt, weil es viele Faktoren gibt, die ein Ergebnis beeinflussen (dazu gehören neben dem Geschlecht, Dinge wie das Einkommen oder der Grad der Bildung).

Das Magazin PC World liefert allerdings noch weitere Indizien dafür, dass Nielsen Company und Entner zumindest ein bisschen Wahrheit kundtun. Der Redakteur trägt aus diesem Grund Zahlen von Gartner zusammen, die belegen, dass Apple derzeit „nur“ 10,8% Marktanteile im globalen Smartphone-Markt besitzt und immer noch deutlich hinter Marktführer Nokia (41%) und dem Hersteller Research in Motion (20%) liegt. Verglichen mit den Zahlen am Markt für Mobiltelefone generell hält Apple zudem nur 1,5% Marktanteile.

Dazu kommt, dass iPhone-Besitzer im Schnitt nicht mehr – aber auch nicht weniger – Programme auf ihr Handy herunterladen, 5 Stück an der Zahl. Sehr wohl verändert hat das iPhone allerdings die mobile Browsernutzung, hier ist deutlich so etwas wie ein iPhone-Effekt zu erkennen (gewesen). Allerdings gibt Jared Newmann von PC World zu bedenken, dass diese Aussagen auf Zahlen aus dem Mai 2009 beruhen und Apple entgegen dem allgemeinen Trend noch zugelegt haben könnte. Auf jeden Fall spannend zu beobachten! Aber eben nicht mit der Rosa-Apple-Brille.


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