Modern Combat: Sandstorm im Test

Alexander Trust, den 29. September 2009
Modern Combat: Sandstorm
Modern Combat: Sandstorm, Screenshot

Auf der gamescom durfte ich den Titel bereits anspielen, nun hatte ich einige Zeit mich ausgiebig mit Gamelofts Ego-Shooter Modern Combat: Sandstorm auseinanderzusetzen. Der Titel wurde von uns seinerzeit schon als aussichtsreicher Kandidat für den Thron „bester Ego-Shooter“ gehandelt. Ob Sandstorm dem Anspruch gerecht werden kann, soll dieser Review verraten.

Das Setting von Sandstorm erinnert an große Spiele des Genres, allen voran dem halben Namensvetter Modern Warfare von Activision. Die Musikuntermalung und das Szenario lassen manchmal ein wenig die Erinnerung aufflackern, als ich mit Solid Snake in Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots unterwegs gewesen bin. Der mittlere Osten ist bei Sandstorm Haupteinsatzort. Zum Glück steht nicht gerade der Irak-Krieg vor der Haustür, weil man sonst wieder schnell mit irgendwelchen Vergleichen bei der Hand gewesen wäre. Aber: Es geht um Atombomben.

Anfänger mit Anspruch

Gameloft bietet dem Spieler insgesamt 4 Schwierigkeitsgrade an, in denen er Sandstorm absolvieren kann. Neben einfach, normal und schwer gesellt sich extrem – aber nur, wenn wir ihn freispielen können. Und das dürfte Anfängern schon schwierig fallen. Während der Komplettierung des einfachen Schwierigkeitsgrades bin ich insgesamt 10 Mal verstorben. Ein Mal unfreiwillig, weil Clippingfehler eine elektrisches Tor haben schließen lassen, dass nicht gemerkt hat, dass sich noch wer zwischen seinen Flügeln befindet. Gestorben ist unser Protagonist dabei natürlich nicht, aber von der Stelle bewegen ging dann auch nicht mehr. Es könnte sein, dass dieses Problem sich durch’s komplette Spiel zieht.

Nicht Vollgas

Wir werden wohl mit Zwischensequenzen und teilweise englischer Sprachausgabe verwöhnt. Doch gerade der Ton hakt manchmal. Zudem musste ich mein iPhone-3G-Testgerät nach einem allerersten Versuch erst neustarten. Es ist schade, dass im Hause Apple nicht ein besserer Weg gefunden werden kann, wie Entwickler das Speichermanagement handhaben dürfen. Wer sein Gerät vorher viel im Einsatz hatte, für den kann es dann nicht bedeuten: Runterladen und Losspielen. Plug and Play gibt’s also bei derart umfangreichen Titeln wohl nicht in absehbarer Zukunft. Es sei denn man nimmt in Kauf, mit angezogener Handbremse zu spielen.

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Sandbox

Terminator – die Erlösung steht Pate für das Grundgerüst, wobei wahrscheinlich nicht mal das. Allerdings kommt bei Sandstorm eine Sandbox-Umgebung zum Einsatz, wie auch der Kollege Keller bereits bei Gangstar: West Coast Hustle erwähnte. Gameloft versucht also bei der Entwicklung seiner Spiele den Aufwand zu minimieren. Dass das durchaus funktionieren kann, zeigt z. B. Batman Arkham Asylum, das zwar mit der Unreal 3-Engine ausgestattet ist, jedoch als ein komplett anderes Spiel wahrgenommen wird. Das ist bei Sandstorm leider nicht immer so. Wer den Terminator-Titel schon kennt, der wird schnell zu große Ähnlichkeiten feststellen. Als Ganzes betrachtet ist das allerdings weniger schlimm, da die Zwischensequenzen eine andere Geschichte erzählen und man durch etliche neue Polygone und Texturen weg von der Science Fiction kommt.

Hacke und Spitze

Ego-Shooter auf der Konsole haben ein Problem: die Steuerung, nicht mit dem Analogstick oder dem Digitalkreuz, sondern mit der Maus am Computer funktioniert um Längen besser, man kann in seinen Reaktionen viel schneller sein. Auf Handhelds gibt es, wie auf den großen Brüdern und Schwestern, deshalb oftmals eine Art Zielhilfe. Sandstorm verfügt ebenfalls über eine solche, die sich bei Bedarf jedoch abschalten lässt. Es kommt dem Spielfluss (für Einsteiger) deutlich zugute. Ansonsten bietet Sandstorm eine Menge an Optionen an. Es gibt ein überschaubares Arsenal an Waffen. Es sind solche dabei, die das Schießen in der Entfernung erlauben und damit eine Funktion im Spiel ansprechen. Mit einem Tippen auf das Fadenkreuz unten rechts im Spielbildschirm zoomen wir entsprechend den Möglichkeiten der Waffe heran.

Rückt uns ein Gegner mal zu nah auf die Pelle, dann können wir ihn mit dem Kolben des Gewehrs eins überziehen. So viel zum Nahkampf. Für die Entfernung hat es verschiedene Arten von Granaten in petto und neben dem normalen Arsenal gibt es auch Raketenwerfer. Die Waffe zu wechseln ist dabei durchaus kein Problem. Doppelt auf das Waffensymbol in der oberen Bildschirmecke tippen. Ein einfaches Tippen lädt die aktuelle Wumme nach. Die Bewegungsabläufe sind ordentlich: Man selbst kann sich ducken und so hinter Gegenständen in Deckung gehen oder an schwierigen Stellen drunter her kriechen. Wir können über kleine Hindernisse springen, müssen manchmal auf Latten balancieren und, wie schon aus anderen Spielen des Genres bekannt, können wir größere stehende Kaliber in Beschlag nehmen, wie z. B. MGs. Der Radius ist dann begrenzt, aber die Schusskraft gewaltig. Nur überhitzen darf es halt nicht. Vieles kennt man schon von woanders, in der Kombination in Sandstorm ist es durchaus gut zusammen gestellt. Gameloft spielt also eine Vorreiterrolle, wenn es darum geht, Genres auf dem iPhone zu etablieren.

Ohne Casual-Flair

Auf Minispiele hat Gameloft dieses Mal verzichtet. Ich denke nicht zu Unrecht. Denn die würden eher die Casual-Gamer ansprechen und den Spielfluss verzögern. Allerdings hätte man dann auch die Gegnerintelligenz etwas weniger übersichtlich programmieren sollen, um den Ansprüchen von Hardcoregamern noch eher gerecht zu werden. Sehr wohl hat man aber für Abwechslung gesorgt, wie man sie auch schon aus Terminator kennt. In Mission 5 „Tod auf Rädern“ beispielsweise werden wir Gelegenheit bekommen, vom fahrenden Jeep aus mit einem auf dem Wagen montierten MG unserem Team alles vom Leib zu halten, was sich uns in den Weg stellt. Das Missionsdesign, dazu sollte ich noch ein paar Worte verlieren: In einem Tutorial zum Einstieg, wird die Steuerung eingeübt. Diese funktioniert in der Standardausführung relativ ordentlich, die anderen angebotenen Varianten haben mich nicht zu 100% überzeugt. Den Großteil des Spieles aber verbringen wir zu Fuß und in relativ eng bemessenem Gelände. Der Weg ist uns vorgegeben und das hat entsprechend Vor- und Nachteile.

Fazit

Es tut, was es soll – dies ist mir schon einige Male untergekommen als Bewertungsmaßstab. Natürlich trifft der Satz auf Sandstorm zu. Doch die Kür bleibt dem Produkt verwehrt. Es erhält nur 4 von 5 Macs von mir. Je mehr nämlich Gamelofts Produkte das Schattendasein als Casual-Titel abstreifen wollen, desto mehr rücken sie sich selbst in den Vergleichshorizont von Vollpreisprodukten auf anderen Handhelds. Den Vergleich nimmt man bei Gameloft natürlich gerne an. Und 4 von 5 Macs sind so schlecht nicht. Doch zum großen Glück hätte man insgesamt etwas sorgsamer arbeiten können. Kleinere Grafikfehler hier und dort, und Sound, der manchmal hakt, hätten nicht sein müssen. Wenn man Resistance Retribution auf der PSP daheim als Maßstab für First Person Shooter auf Handhelds hernimmt, dann steht Modern Combat: Sandstorm eben ein Stück weit hintan. Trotzdem ist es ein solider Titel. Wenn Gameloft sich aber überlegt noch einen Titel mit derselben Engine zu produzieren, würde der nicht mehr so gut abschneiden. Ganz einfach, weil man dann auf jeden Fall das Gefühl nicht loswerden würde, hier nur einen aufgewärmten Abklatsch spielen zu müssen. Denn je mehr Spiele Gameloft auf den Markt bringt, desto augenfälliger wird, dass der Entwicklungszyklus bald von der Stange zu kommen scheint. Modern Combat: Sandstorm ist damit zwar augenblicklich der beste First Person Shooter auf dem iPhone, doch zeigt sich auch, es ist noch genug Luft nach oben.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7

Positives

  • gutes Gameplay

Negatives

  • technische Unzulänglichkeiten