Test: Pulse Smartpen mit Livescribe Desktop

kg, den 5. November 2009
Livescribe Pulse
Livescribe Pulse, Bild: Macnotes

Wer häufiger Notizen, z. B. in Vorlesungen oder Meetings, macht, der kennt das Problem: Was genau habe ich mit Kommentar XY gemeint und was war besonders notierenswert?

Der Pulse Smartpen bringt Licht ins Dunkel: Neben der Digitalisierung aller Notizen bietet er eine nützliche Zusatzfunktion: Er nimmt alles Gesprochene auf und gibt es bei Bedarf wieder.

Mitschriften leichtgemacht: Mit dem Pulse Smartpen lassen sich Mitschriften einfacher und vielseitiger gestalten. Was auf den ersten Blick wie ein schlichter Kugelschreiber aussieht, ist ein umfangreiches System für alle, die Notizen digitalisieren und auch Audioaufnahmen damit koppeln möchten. Das Prinzip: Während man Notizen macht, nimmt der Stift in einem Zuge auch die Umgebungsgeräusche mit auf und speichert diese ab. So genügt es oft, sich nur wenige Stichpunkte zu notieren anstatt komplette Vorträge aufzuschreiben.

Dem Smartpen ähnliche Produkte gibt es schon einige Jahre: Stifte wie der Digiscribble filmen die Stiftbewegungen mittels eines Empfängers an der Oberseite des Blattes. Der Smartpen ist da um einiges ausgereifter, exakter und umfangreicher: Anstatt eines Empfängers nutzt der Stift ein spezielles Papier, das mit winzigen, kaum sichtbaren Punkten versehen ist. Was geschrieben wird, nimmt die Kamera im Stift auf und speichert es ab. Durch die Muster im Papier kann hinterher ganz genau wiedergegeben werden, was geschrieben, gezeichnet und gemalt wurde – also lassen sich auch Diagramme, Tabellen und ähnliches mitscannen. Zusätzlich lässt sich Ton mit dem Stift aufnehmen, den man sich entweder mit dem internen Lautsprecher oder dem beiligen Headset anhören kann. Je nachdem, welche Variante man hat, kann man bis zu 200 Stunden Ton inklusive Mitschriften aufnehmen.

Der Stift

Der Smartpen ist aus stabilem Aluminium und hält damit auch den Transport problemlos aus. Er ist allerdings etwas dicker als ein normaler Stift – was vor allem beim Schreiben gewöhnungsbedürftig ist. Im Stift eingebaut ist der Speicher, ein Display, Monomikrofon sowie ein kleiner Lautsprecher zur Wiedergabe von Aufnahmen. Als Alternative kann man ein mitgeliefertes Stereo-Headset anschließen, das über ein zusätzliches Mikrofon verfügt und sich gerade bei Aufnahmen in großen Räumen empfiehlt. In der Stiftspitze befindet sich neben einer Metallmine die Kamera, die alle Bewegungen des Stiftes auf dem Papier aufzeichnet.

Das Papier

Mit dem Stift bekommt man auch einen Schreibblock ins Haus, der mit einem Punktmuster versehen ist, dies ist die Basis für die Aufzeichnungen. Am unteren Papierrand befinden sich Steuerungselemente für Aufzeichnungen und Wiedergabe – ein Tipp mit dem Stift und es kann losgehen. Einziger Nachteil ist, dass das Standardmodell sich nicht zum Abheften in normalen Papierheftern eignet, da die Lochung nicht passt.

Mit einem normalen Block lassen sich keine Mitschriften anfertigen, alternativ kann man sich das Smartpen-Papier allerdings selbst ausdrucken, man ist also nicht dazu gezwungen, die Originalblöcke nachzubestellen. Voraussetzung dafür ist die Benutzung eines PostScript-fähigen Druckers sowie der damit kompatiblen Software – die aktuell nur Windows-fähig ist, vom Mac aus lassen sich so keine Blätter ausdrucken.

Die Benutzung

Die Benutzung des Stiftes ist denkbar einfach: Über die Steuerungselemente auf dem Papier lassen sich alle Funktionen schnell erreichen. Am Stift selbst beschränken sich die Bedienelemente auf einen Knopf, mit dem man den Stift anschaltet. Aktuelle Statusinformationen werden auf dem stifteigenen Display angezeigt, z. B. Ladestatus oder der aktuelle Betriebsmodus. Diverse Grundeinstellungen (Zeit, Datum, Displayhelligkeit, Audio) lassen sich mit Bedienelementen im Deckel des Blocks tätigen. Es gibt keine unnötigen Zusatzfunktionen, die Aufnahmeoptionen sind selbsterklärend und einfach zu bedienen.

Die Software

Um die aufgenommenen Texte und die Tonspuren auf den Rechner zu übertragen, benötigt man neben dem USB-Dock die Livescribe-Desktopsoftware, die es sowohl für Windows als auch für Mac gibt. Diese ist allerdings nur in Englisch verfügbar – ein Manko für alle, die damit nicht so gut zurechtkommen und des Englischen nicht mächtig sind. Zum Glück sind die Menüstrukturen einfach und deshalb auch leicht zu durchschauen, das relativiert die Sprachprobleme wieder. LivescribeDesktop verfügt zwar nicht über eine komplette OCR-Funktionalität, Mitschriften lassen sich daher nicht direkt in reinen Text verwandeln. Dennoch gibt es eine Suchfunktion: Sucht man innerhalb seiner Notizen nach bestimmten Stichworten, findet er diese für gewöhnlich problemlos – selbst dann, wenn die Handschrift etwas unsauber ist.

Die Notizen lassen sich, virtuell abspeichern und werden nach Entstehungszeitpunkt geordnet. Die Dokumente können bei Bedarf ausgedruckt, in ein PDF verwandelt oder als Bilddatei gespeichert werden. Wer sie in echten Text umwandeln möchte, benötigt hierfür die MyScript-Software für Livescribe, die nochmal mit rund 30€ zu Buche schlägt.

Audioaufnahmen

Die aufgenommenen Sessions lassen sich innerhalb von LivescribeDesktop einfach wieder abspielen, bei Bedarf kann man sogar in 10-Sekunden-Abschnitten vor- und zurückspulen. Der große Vorteil: Die Audiomitschnitte lassen sich mit den Mac-eigenen Funktionstasten für die Audiosteuerung bedienen. So kann man mit dem Zurückspulen-Knopf 10 Sekunden zurückspulen und mit dem Vorspulen-Knopf entsprechend 10 Sekunden weiterspulen. Die Qualität kann sich sehen lassen: In unserer Testumgebung (Vortragsabend in einer großen Eingangshalle) war der Vortragende klar und deutlich zu hören, trotz extremer Umgebungslautstärke.

Zusätzliche Features

Neben der Audioaufnahme ist der Stift auch in der Lage, zusätzliche Anwendungen laufen zu lassen. Als Beispiel ist eine Klavierfunktion vorinstalliert: Malt man ein Klavier auf das Papier, kann man mit diesem ganze Melodien spielen. Livescribe ermöglicht es Entwicklern, ihre eigenen Mini-Apps für den Stift zu bauen, ein Entwicklerkit gibt es bei Livescribe.

Das Headset

Wer Aufnahmen in einer guten Qualität haben möchte, der sollte auf das beiliegende Headset zurückgreifen. In den Ohrhörern sind Mikrofone eingebaut, die zwar sensibel auf Geräusche reagieren, das „weiße Rauschen“ der Umgebung aber effektiv ausfiltern. Der Stecker allerdings ist anders als bei normalen Headsets: Anstatt eines 3,5mm-Klinkensteckers nutzt der Smartpen einen 2,5mm-Miniklinkenstecker. Dies ist zu beachten, sollte man einmal Ersatz brauchen.

Fazit

Der Livescribe Smartpen ist eine gute Lösung für alle, die häufig Mitschriften machen und diese zusätzlich noch auf dem Rechner speichern wollen. Auch die zusätzliche Audiomitschnittfunktion ist eine gute Sache: Hat man einmal vergessen, worauf sich gezeichnete Diagramme oder Notizen beziehen, reicht ein Tippen auf die betreffende Stelle und der Stift spielt den dazugehörigen Ton ab. Am Desktop spielt die zum Stift gehörende Software seine Trümpfe aus: Gesuchte Mitschriften lassen sich durch die Textsuche schnell finden – sofern man halbwegs leserlich schreibt.


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