iPhone meets SAP – Apple im Businessbereich

rj, den 5. Dezember 2009
„Know and Decide“-Schaubild
„Know and Decide“-Schaubild

Der Mac und der Businessbereich – Fachmessen zum Thema und einige prominente „Switcher“-Großunternehmen legen nahe, dass der Mac längst nicht mehr nur in den Designer- und Medienbranchen Arbeitsgerät der Wahl ist. Auf breiterer Front konnte sich Apple aber noch nicht in den Unternehmen durchsetzen. Weitere Breschen schlägt jedoch seit einiger Zeit das iPhone im Businessmarkt. So hat die RSP GmbH mit „Know and Decide“ eine SAP-Lösung auf das iPhone gebracht, die Informations- und Entscheidungsfunktionen von SAP Business Warehouse und SAP R/3 mobil macht. Macnotes sprach mit den Herstellern von RSP.

Unternehmensinformationen erhalten und Entscheidungen treffen können – zwei Schlüsselaktivitäten, denen im Businessbereich auch mobil nachgegangen wird. Auch SAP wurde bereits auf den Mac gebracht – mit gelegentlich durchwachsenen Ergebnissen. Nativ für das iPhone steht für die SAP-Produkte „Business Warehouse“ und „SAP Business Workflow“ bald „Know and Decide“ zur Verfügung. Ein Fuß in der Tür zum Businessbereich – aber damit ist diese Tür jedenfalls offen. Know and Decide bindet Entscheidungsträger via iPhone an SAP Business Warehouse bzw. R/3 an und bietet die Möglichkeit, mobil Informationen aus dem Business Warehouse abzurufen sowie Entscheidungen aus SAP Workflow zu treffen.

Macnotes:

SAP ist als Thema bei Macnotes bislang kaum bis gar nicht in Erscheinung getreten. Zum Einstieg: Welches Problem welcher Zielgruppe wird mit der RSP/iPhone Softwarelösung wie gelöst?

Andreas Wey:

Die RSP-iPhone-Lösung „Know & Decide“ richtet sich an Manager, die zur Steuerung ihres Verantwortungsbereiches – vom Abteilungsleiter über den Bereichsleiter bis hin zur Geschäftsführung – auf aktuelle und vor allem korrekte Informationen zu ihrem Unternehmen angewiesen sind. In der Geschäftswelt gibt es hierzu bereits eine ganze Reihe von sehr guten Werkzeugen. Viele Unternehmen setzen hierzu das SAP Business Warehouse – kurz SAP BW – ein. In diesem Data Warehouse werden regelmäßig alle Daten eines Unternehmens gesammelt und aufbereitet. Allerdings ist es hierzu notwendig, das der Anwender dieses Systems sich an einem Arbeitsplatz-PC befindet.

Das Aufgabenspektrum eines Managers zeichnet sich wiederum zu einem großen Teil durch die Teilnahme an Meetings aller Art, sei es In-House oder – in unserer globalisierten Welt – immer öfter auch „außer Haus“, aus. Hier kommt „Know & Decide“ ins Spiel: Mit der RSP-Lösung können die Anwender von jedem beliebigen Ort der Welt aus auf ihre Unternehmensdaten zugreifen. Weiterhin sind die meisten Manager nicht besonders technikaffin. D.h., oft werden komplexe Systeme von dieser Anwendergruppe nicht wirklich angenommen. „Zu kompliziert, zu aufwändig zu bedienen“ ist häufig zu hören.

Bei der Entwicklung von „Know & Decide“ wurde ein außergewöhnlich großes Augenmerk auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt. D.h. genau darauf, wofür das iPhone so bekannt und beliebt ist. All dies gilt auch für das zweite, das Decide-Modul, mit dem man einfach und übersichtlich Genehmigungsworkflows zu jeder beliebigen Zeit an jedem Ort genehmigen kann.

Macnotes:

Im App Store ist „Know & Decide“ (noch) nicht zu sehen – wie wird das „Know“- und das „Decide“-Modul später auf das iPhone gebracht? Wird es eine eigenständige App oder ein Frontend für eine serverseitig laufende Anwendung sein, und wie wird es vertrieben/installiert?

Andreas Wey:

„Know & Decide“ wird es bald im App Store geben. D.h. die Distribution der Client-Seite unserer Client-Server-Lösung wird „ganz normal“ erfolgen.

Die Server-seitige Installation wird im Rahmen eines kleinen Kundenprojektes erfolgen. Dabei werden dann auch die kundenspezifischen Einstellungen vorgenommen. Dies ist notwendig, da jede Kundenumgebung einzigartig ist.

Macnotes:

Wie unterscheidet es sich von anderen SAP-Portierungen aufs iPhone wie MATG?

Andreas Wey:

MATG erlaubt den Zugriff auf das SAP Produkt „Business One“. Unsere Lösung bindet die SAP Produkte „SAP BW“ und „SAP R/3“ an das iPhone an. Weiterhin haben wir – wie weiter oben schon beschrieben – auf die besonders intuitive Bedienung Wert gelegt.

Macnotes:

Der Mac wird angesichts der wachsenden Beliebtheit im Consumer- und Medienbereich auch regelmäßig als unterbewertete, aber an sich hoch attraktive Businessplattform diskutiert. Hier sehen wir auf dem iPhone eine „klassische“ Unternehmensanwendung, die aber (noch) eine kleine Gruppe der Businessanwender zur Zielgruppe hat. Ich wage einmal die These, dass beispielsweise auf den Sekretariaten die Standardlösung „günstiger Desktop plus Windows, ggf. Linux“ kaum zu verdrängen sein wird. Der Versuch scheint mit dem aktuellen Produktportfolio Apples auch wenig sinnvoll. Wo liegen neben einer App wie „Know and Decide“ aus Ihrer Perspektive die „Anknüpfungspunkte“ für Apple, Einsatzfelder für Macs/Mac OS X im Businessbereich zu erschließen?

Andreas Wey:

Zum Bereich „Mac im Unternehmen“ kann ich Ihnen keine gesicherten Aussagen geben. Wir bewegen uns im iPhone-Bereich. Hier werden auf den diversen Informationsseiten im Internet reichlich Studien bekannt gegeben, die Quartal für Quartal zeigen, wie der Marktanteil des iPhones im Vergleich mit den „typischen“ Wettbewerbern steigt.

Auf dem „iMeeting ’09“ in Köln im letzten Monat, hat die T-Mobile ein paar Zahlen bekannt gegeben. Demnach lag im GK-Segment (Geschäftskunden) im Q2/09 der Anteil des iPhones bei 26%, der des größten Wettbewerbers RIM (Blackberry) bei 32%. Im Q3/09 ist das iPhone auf 30% gestiegen und RIM auf 31% gesunken.

Wir – die RSP – sind davon überzeugt, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Zumal die Kostenseite (Endgerät + Tarif) für Unternehmensanwender kein Hindernis mehr sind. Bei den typischen Geschäftsverträgen tun sich die verschiedenen Anbieter kaum noch etwas.

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Macnotes:

Wenn wir dann nicht von Apple generell, sondern nur vom iPhone im Businessbereich sprechen: das iPhone ist ein High-End-Smartphone, das natürlich insbesondere für Führungskräfte, Besserverdienende etc. interessant ist. In den meisten Unternehmen wird die flächendeckende Versorgung der Belegschaft mit iPhones nur schwer ökonomisch zu rechtfertigen sein bzw. die Vermittlung dieser Rechtfertigung schwierig werden. Aber gäbe es für solche „flächendeckenden“ Einsatzbereiche von Apple-Geräten bzw. Mac OS X die Anwendungsszenarien oder gar Praxisbeispiele jenseits von Springer und Konsorten?

Andreas Wey:

Wie schon erwähnt, für das Management sind die Kosten zwischen den „üblichen“ Alternativen fast identisch. Durch die Preissenkungen für die Hardware – sprich das iPhone – auf 1€ wird nach und nach auch der ökonomische Einsatz für eine weitere Schicht in der Mitarbeiterpyramide interessant: dem Vertrieb.

Vertriebsmitarbeiter zeichnen sich dadurch aus, viel außer Haus zu sein und viel mobil zu telefonieren. D.h. die Mobilfunkrechnung liegt auch hier signifikant über denen eines Privatnutzers. Wir führen bereits Gesprächen mit Unternehmen, die über einen Einsatz von „Know & Decide“ für ihre Vertriebsmannschaft nachdenken.

Zur Vorannahme „flächendeckender Einsatz des iPhone“: es ist ein oft anzutreffender Irrglaube, dass ein Unternehmen die Entscheidung PRO iPhone flächendeckend, sprich für das ganze Unternehmen treffen muss. Aufgrund der Unterstützung von business-üblichen Standards wie Microsoft Exchange ist die friedliche Ko-Existenz von iPhones und anderen Geräten ohne weiteres möglich. Wenn also eine bestimmte Nutzergruppe (z. B. Management und ggf. Vertrieb) mit dem iPhone ausgestattet werden soll, können all die anderen Nutzergruppen im Unternehmen ohne Probleme andere Geräte für ihre Aufgaben einsetzen.

Macnotes:

Meine obligatorische Frage zum Schluss: was sollte ich unbedingt wissen, habe ich aber nichts dazu gefragt?

Andreas Wey:

In der Kombination Businessanwendung und Mobilbereich ist das Thema Sicherheit zentral. Wir nutzen die Möglichkeiten des iPhone und setzen weiter eine Reihe eigener Maßnahmen zur sicheren Datenaufbewahrung und -übermittlung zwischen iPhone-Plattform und Servern ein. zu dem Thema haben wir ebenfalls eine Informationsseite bei der Know & Decide-Vorstellung gelauncht.

Macnotes:

Herr Wey, besten Dank für Ihre Antworten.

Fazit

Auch jenseits der Komplettmigrationen im Businessbereich entstehen zahlreiche neue Einsatzgebiete für Hard- und Software aus dem Hause Apple. Dabei mag eine iPhone-App, die sich in eine auf anderen Plattformen laufende Gesamtlösung integriert, in erster Linie praktisch, aber wenig bedeutsam wirken. Man sollte jedoch nicht den Impact unterschätzen, den praktische, leicht bedienbare Lösungen auf Entscheider haben können. Denn die sind auch bei anderen Anwendergruppen durchaus beliebt – was dem leitenden Personal bekannt sein sollte, ebenso, dass solche Lösungen in der Regel positive Auswirkungen auf Produktivität und Arbeitszufriedenheit haben. Vom Mac im Businessbereich werden wir insofern mit Sicherheit noch einiges hören.


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