Operation Chokehold heute Abend, Mobiles Internet in Zukunft

rj, den 18. Dezember 2009
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Um 21 Uhr MEZ wird es ernst: dann stellt sich heraus, ob die satirische Aufforderung von Fake Steve Jobs zur Überlastung des AT&T-Netzes zu ganz realen Ausfällen führen wird. Mit der „Operation Chokehold“ soll gegen den mangelhaften Netzausbau des US-Providers protestiert werden, der unter anderem iPhones mit Vertragsbündelung anbietet. AT&T beruft sich auf den kontinuierlichen Netzausbau der vergangenen Jahre. Indessen wird spekuliert, dass das mobile Internet trotz des schnell angestiegenen Trafficbedarfs von iPhone und Konsorten nicht einmal in die Nähe des zukünftigen Niveaus der übertragenen Datenmengen gekommen ist.

Was heute Abend um neun passiert, könnte somit schlicht ein Vorgeschmack auf den ganz normalen mobilen Trafficbedarf der näheren Zukunft sein. Der Lasttest für AT&T ist einer bitterbösen Aktion des „Fake Steve Jobs“ Dave Lyons zu verdanken, der angesichts fortgesetzten Ärgers über die schlechte Netzqualität des US-Providers mit einem Fake-Aufruf Apples zum iPhone-DDoS des AT&T-Netzes aufforderte. Ab 12 Uhr mittags Pacific Time – 21.00 MEZ – sollen alle AT&T-Kunden eine trafficintensive App anwerfen und so gemeinsam das Datennetz überlasten.

Dem Aufruf ging die Ankündigung des AT&T-Mobility-Chefs Ralph de la Vega voraus, der ankündigte, statt auf massivem Netzausbau auf die „Erziehung“ der User zum sparsameren mobilen Datenverbrauch zu setzen. Angesichts der oft wenig berauschenden Netzqualität des Providers empfanden das offenbar viele Kunden als Schlag ins Gesicht.

AT&T versuchte sich in Schadensbegrenzung – während die „Operation Chokehold“ wachsende Aufmerksamkeit erregte (bis hin zu einigen sehr amüsanten Unterstützungsbekundungen), versuchte man sich bei AT&T im Spagat zwischen Schadensbegrenzung und dem Versuch, die Vorwürfe zu entkräften, ohne allzu viel Aufmerksamkeit auf den Anlass zu lenken.

Was bereits zu Beginn nicht nur Satire und Scherz war, wird heute Abend endgültig keiner mehr sein – AT&T wird einige Sonderschichten einlegen, ob das Netz nun zusammenbricht oder nicht. Die Schadensbegrenzung läuft – mehr schlecht als recht, denn auch Verweise auf kontinuierlich ausgebaute mobile Infrastruktur ist den Kunden in der Regel egal, wenn sie regelmäßig unter schlechten Verbindungen leiden. Zuletzt fiel das Netz heute in Kanada aus.

Die Entwicklung hin in die mobile Internetnutzung wird jedenfalls weitergehen – gebremst allenfalls von mangelhaftem Netzausbau. Aktuell diskutiert wird der Report von Morgan Stanley zur mobilen Internetnutzung, der für die nächsten Jahre eine Vervielfachung des mobilen Datenverkehrs voraussagt. Bis 2013 soll der Traffic im Mobilsektor um den Faktor 66 ansteigen und dann höher sein als der von stationären Rechnern verursachte Datenverkehr. Hauptursache sei der Studie zufolge mobiler Videokonsum.

Die Provider sind also gewarnt – genauer gesagt, sie waren es bereits. Denn diese Versechsundsechzigfachung des Traffics wurde bereits Anfang des Jahres von Cisco für den mobilen Sektor prognostiziert.

So gesehen, wird heute Abend mit der Operation Chokehold weniger ein DDoS stattfinden – wenn er denn stattfindet – sondern vielmehr eine Art Generalprobe für den Trafficbedarf in den kommenden vier Jahren.


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