Test: Tom Clancy’s H.A.W.X. für iPhone

Alexander Trust, den 20. Dezember 2009
Tom Clancy's H.A.W.X. - iPhone-Screenshot
Tom Clancy’s H.A.W.X. – iPhone-Screenshot

Vor Kurzem haben wir die Konkurrenz von ACE COMBAT Xi getestet, drum wollen wir der Fairness halber auch Tom Clancy’s H.A.W.X. einem Test unterziehen. Die beiden Spiele bewegen sich nämlich im selben Fahrwasser.

Richtig ist, dass ich mich mit der hohen Bewertung für ACE COMBAT Xi (4 von 5 Macs) selbst unter Druck gesetzt habe. Nach dem Paris-Event von Gameloft, auf dem ich die Action-Flugsimulation H.A.W.X. bereits anspielen konnte, war mein erster Eindruck zwar in Ordnung, aber mir fehlte das Gefühl von Geschwindigkeit. Nachdem vor kurzem meine persönliche Reihe von Testgeräten auch um einen iPod touch neuster Generation erweitert wurde, kann ich sagen, dass es tatsächlich mit der Hardware zu tun hat. Die Testgeräte an den „Tischen“ in Paris waren ebenfalls „nur“ vom Typ iPhone 3G. Lediglich bei den Vorführgeräten während der Präsentation konnte man das wirkliche Potential erhaschen.

Für diejenigen, die das Franchise H.A.W.X. von den großen Konsolen noch nicht kennen sollten: Wir wählen aus einer Reihe von Kampfjets aus und müssen insgesamt 13 Missionen bestehen. Das Setting im Tom-Clancy-Universum ist dabei zwar für Fans nicht zu verachten, macht aber die Hintergrundgeschichte nicht immens viel spannender. Das Genre heißt auch deshalb Action-Flugsimulation, weil der Fokus weniger auf der Simulation als auf dem Kampfgeschehen liegt. Wir sind ständig in der Luft unterwegs – es gibt keine Starts und Landungen. Für Fortgeschrittenere Spieler gibt es die Möglichkeit, Cockpitansichten einzuschalten, die das Sichtfeld wesentlich beschränken, aber mehr Realismus bieten.

Grafik erstaunlich gut

Bei der Konkurrenz von Namco wunderte ich mich darüber, wie flüssig das Spiel lief, obwohl es auf einem iPhone 3G ausgeführt wurde – dazu trägt auch die Steuerung ihr Scherflein bei. Bei Gamelofts Tom Clancy’s H.A.W.X. muss ich anerkennen, wie gut die Grafik geworden ist. Sie ist durchaus einen Deut besser als die des Nebenbuhlers. Besitzer von Geräten der neusten Generation werden dann auch besonders beschenkt, weil die sonst schon gute Grafik noch mal besser wird. Wir haben auf der neusten Hardware sogar die Möglichkeit, den Raketenflug zu beobachten (vgl. Screenshots) – das ist auf den Vorgängermodellen und dem aktuellen 8 GB iPod touch nicht möglich. Dazu schaltet die Kamera in eine Perspektive hinter der Rakete und der Bildschirm wird mit einer Form von Nebel überzogen, die der Angelsachse Graining nennt, während wir von Körnung sprechen.

Steuerung für Einsteiger – Anspruch gehoben

Auf jeden Fall hat Gameloft gut daran getan, auch eine Steuerung mit Hilfe eines virtuellen Joysticks auf dem Display zu ermöglichen, mit dem die Wendemanöver einsteigerfreundlich leichter von der Hand gehen. Diese Option fehlt bei der Konkurrenz und ist deutlich positiv zu bewerten. Dafür ist aber die Steuerung mittels Bewegungssensor dort ein wenig leichtgängiger. Gameloft bietet die Option, die Sensibilität der Bewegungssteuerung einzustellen. Allerdings konnte das Ausprobieren jeder einzelnen Stufe davon diesen Eindruck bei mir nicht verändern. Wenngleich die Steuerung auch Gelegenheitsspieler anspricht, so gibt das Spiel dennoch eine hohe Schlagzahl vor. Schon in der ersten „echten“ Mission nach dem Tutorial und einer weiteren zum Einstieg, ist schnelles und vor allem präzises Handeln gefordert. Wer hier entweder Schnelligkeit oder Präzision vermissen lässt, der wird lange Zeit nicht weiter kommen im Spiel. Das dürfte zumindest bei Gelegenheitsspielern für Frust sorgen. Vielleicht wird man mit einem Update das Balancing der Missionen noch nachträglich verbessern.

Realismus

Der französische Publisher hat viel unternommen, um das Spiel so realistisch wie möglich zu machen. Die Bodenaufnahmen der Landschaften entstammen Satellitenkarten und auch vom Umfang hat der Titel rein quantitativ viel mehr zu bieten als Namcos Action-Flugsimulation. Man muss sich Flugzeuge (26 lizenzierte Kampfjets gibt es) nicht extra kaufen (kann es aber auch nicht) und Spielinhalte gibt es genug. 13 Missionen bietet Tom Clancy’s H.A.W.X. für iPhone, deutlich mehr als der Konkurrent, wenngleich dieser angekündigt hat, per Update nachzubessern. D. h. auch in puncto Spielzeit kann H.A.W.X. ihn hinter sich lassen.

Geschwindigkeit wo bist du?

Trotzdem gibt es etwas, an dem ich mich reibe. Besitzer von alter Hardware erleben Tom Clancy’s H.A.W.X. ein wenig durch eine andere Brille. Ein bisschen mit angezogenere Handbremse. Zwar hatte man versprochen, dass man die gleiche Spielerfahrung auf allen Plattformen anbieten wollte, doch leider schlägt die vorhandene Hardware-Basis hier dem Hersteller einfach ein Schnippchen. Der Titel vermittelt auf iPhone 3G und Co. nicht zu jeder Zeit das Gefühl von Geschwindigkeit, das ich erwarten würde und die Konkurrenz aber anbietet. Ganz anders auf dem iPod touch 3G, wo der Flieger sich anfühlt wie ein Fisch im Wasser. Wenn der Jet in Schräglage kommt und man sich die Bewegung des Bodens und des Himmels genau ansieht, stellt man manchmal zudem fest, dass der Untergrund sich bewegt, der Himmel aber eher statisch wirkt. Wenn man den Schub der Maschine so einstellt, dass sie auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt, dann kommt irgendwann eine Luftkanal-Animation dazu, und bei der Außenansicht wird der Flieger überdies ein bisschen weiter zum Horizont hin verschoben, sodass es den Anschein hat, er würde davon eilen.

Fazit

Da ich nun mit beiden Spielen einige Zeit zugebracht habe, und Gameloft in der Summe einiges besser macht, werde ich ACE Combat Xi in meiner Wertung nach unten korrigieren. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich zwar mit H.A.W.X. zufrieden bin, aber nicht vollends in Jubelstürme ausbreche. Woran ich mich bei H.A.W.X. am meisten stoße ist, dass trotz Top-Grafik und Windkanaleffekt derzeit nicht alle das Gefühl von der Geschwindigkeit in luftigen Höhen oder am Boden vermittelt wird. Mit der Steuerung mittels virtuellem Joystick kann ich leben, aber der Bewegungssensor wird in diesem Spiel, zumindest in der aktuellen Version, nicht mehr mein Freund werden, und wahrscheinlich auch nicht von vielen anderen. Mit 5,49 Euro ist man sogar noch 50 Cent günstiger als die Konkurrenz, bietet selbst nominell das bessere Preis-/Leistungsverhältnis. Eine Lite-Variante gibt es aktuell nicht.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7

Positives

  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Negatives

  • Gefühl von Geschwindigkeit wird nicht vollends vermittelt