Test: Fallen EP-1 für iPhone

Alexander Trust, den 19. Januar 2010
Fallen EP-1

Survial Horror auf iPhone und iPod touch? Das italienischen Entwicklerstudio SeventhSenseStudios hat sich dieser Aufgabe angenommen und im Dezember einen ersten Teil einer von ihnen so genannten Saga, nämlich Fallen Episode 1 veröffentlicht. Die Italiener haben bereits seit 2001 hauptsächlich Erfahrung mit Nintendo-Handhelds gesammelt. Doch reicht das, um auch auf Apples Plattform gute Leistungen abzuliefern?

Survival Horror ist seit dem UR-Resident Evil in den 90ern und vielleicht auch schon ein wenig früher langsam aber sicher zu einem festen Genre geworden. Konamis Versuch, das Silent Hill-Franchise mit „The Escape“ auf iPhone und iPod touch zu bringen nahm sich eher bescheiden aus. Mehr als ein Labyrinthspiel mit düsterer Grafik und bekannten Polygonen kam nicht dabei heraus. Fallen EP-1 macht Einiges besser, ist aber noch lange nicht der Wahrheit letzter Schluss. Vor allem wegen seiner Erwachsenen-Thematik und den Bluteffekten wird Apple das Spiel wohl auf die Altersfreigabe ab 17+ eingestuft haben.

Quo vadis?

Nicht so schön ist, dass die Perspektive doch arg ruckartig Veränderungen unterworfen ist und unser Blick so an manchen Stellen vorbei geht – ganz besonders ärgerlich, wenn sich dort vielleicht Dinge verbergen, die wir zum Weiterkommen unbedingt benötigen. So hat mich Fallen EP1 relativ zu Beginn schon sehr viel Frust gekostet, den man seitens der Entwickler mit Sicherheit nicht hätte entstehen lassen müssen.

Nicht ganz 3 Dimensionen

Der Hersteller entführt den Spieler in, wie er selbst sagt, 2,5 Dimensionen. Die halbe Dimension, die fehlt, ist der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit geschuldet. Die Hauptfigur, ein inhaftierter Schwerverbrecher namens Roman Mendez, kann nur in vorgegebenen Umgebungen agieren, die man zum Teil in isometrischer Perspektive betrachtet, zum Teil auch anders. Immer aber hat man die Spielfigur im Blick, erlebt das Geschehen also aus der Perspektive der „Dritten Person“. Eine Sicht, die mir persönlich besonders gut gefällt, und ich der Egoperspektive oft vorziehe. – Nahezu unsichtbar sind die Übergänge von einer Szene zur nächsten in das Spielgeschehen integriert, und fast immer geschieht mit dem Szenenwechsel auch eine Änderung der Kameraperspektive. Das sorgt verständlicherweise für Unmutspotential: Denn die Steuerung über den virtuellen Joystick wird im einen Moment noch dazu benutzt, um aus der Szene herauszulaufen, durch den ruckartigen Perspektivenwechsel wird aber die gleiche Joystick-Stellung stehenden Fußes die Umkehr bedeuten. Das ist in der Tat sehr unglücklich gelöst, man kennt solche Marotten aber auch von der großen Prominenz wie Silent Hill oder Resident Evil, wobei Fallen EP-1 ein bisschen bei beiden Spielen abgeguckt hat, und selbst auch die Nähe zu diesen beiden Titeln betonen.

Adhoc-Aktionen

Wenn wir mit Roman Mendez eine Aktion ausführen können, dann wird uns das über entsprechende Buttons am Bildschirm angezeigt. Hinweise in irgendeiner Form gibt es allerdings nicht. Man wird also gezwungen mit der Figur alle Ecken abzusuchen und vor allen Türen, Schränken und Gegenständen stehen zu bleiben. Da manchmal die Steuerung nur ungenau reagiert, geht man zudem besser nicht nur ein Mal an einem Objekt vorbei, weil es sein könnte, dass man doch eine Aktion hätte ausführen können. Wenn Gegner in der Nähe sind können wir dieser mit dem Angriffsbutton niederstrecken, der allerdings erst dann sichtbar wird.

Durchaus interessant ist die Umsetzung der Aktionen mit Objekten. Man hat seitens SeventhSense Studios versucht, die Möglichkeiten von Apples Handhelds kreativ zu nutzen. Wir durchwühlen einen Stapel mit Wäsche beispielsweise, indem wir – angefangen bei der obersten Lage – ein Kleidungsstück nach dem anderen mit dem Finger von der Stelle wegziehen, solange bis sich irgendwann darunter vielleicht ein nützlicher Gegenstand zeigt, den wir aufnehmen können. Schlüssel in Türen können wir auf dem Touschscreen drehen, einen Feuerlöscher schlagen wir gegen Sicherheitsglas, indem wir das Spielgerät ruckartig nach hinten neigen und so den Bewegungssensor zum Einsatz kommen lassen.

Fazit

SeventhSense Studios hat einen interessanten Versuch unternommen, das Survival Horror-Genre auf dem iPhone und iPod touch zu präsentieren. Dabei legen sich die Italiener allerdings die meisten Steine selbst in den Weg. Die ruckartig wechselnden Kameraperspektiven trüben das Vergnügen am meisten, da dadurch hin und wieder unbeabsichtigt doppelte Wege gegangen werden müssen. Die Grafik ist sehr ordentlich, der Soundtrack zwar nicht allzu abwechslungsreich, aber er hilft, Atmosphäre zu transportieren. Die Steuerung könnte ein bisschen nachjustiert werden und grundsätzlich dürfte das Spiel ein bisschen länger dauern. Doch da es ja episodenhaft angelegt ist, hatte der Hersteller die Kurzweil offenbar im Sinn gehabt, als er das Spiel programmierte.


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Testergebnis

URS: 6 von 10
6

Positives

  • Versuch, das Genre aufs iPhone zu bringen

Negatives

  • wechselnde Kameraperspektive problematisch