CeBIT Global Conferences: Kaspersky zu Macs, Malware und Modethemen

rj, den 3. März 2010
Kaspersky-Panel auf der CeBit 2010
Kaspersky-Panel auf der CeBit 2010, Bild: Macnotes

Auf dem Global Conferences-Panel des heutigen Tages wurde schnell Apple als Inspiration für den Rest der Branche ausgemacht, bei der Diskussion wie auch beim anschließenden „Round Table“ äußerte sich Natalya Kaspersky unter anderem zur IT-Security der Zukunft, der Gefährdungslage von Macs und Mobiles, der Zukunft von AV-Software und dem „Modethema“ Cloud. Und nebenbei gab sie dem Prestigeprojekt DE-Mail eine Abfuhr: an einen Erfolg des deutschen E-Mail-Alleingangs glaubt die Chefin der Kaspersky-Tochter InfoWatch nicht.

Thematisch recht allgemein war das Panel überschrieben – „Smart Business 2010: ICT for Empowerment Business in Dynamic Times“ war der Titel, konkret ging es vor allem um Security und die Cloud. Neben Kaspersky waren KrausMaffei-CEO Dietmar Straub und Thomas Balgheim, CEO von Cirquent vertreten. Den Einstieg bildete jedoch überraschend – Apple.

Die IT der Zukunft stehe vor einem schwierigen Spagat zwischen Standardisierung und individueller Kundenanpassung – eine Einleitung, die gleich zu Beginn zweimal zum Stichwort „Lernen von Apple“ führte: Straub betonte die Wichtigkeit intuitiver, über Kulturkreise hinweg verständlicher Interfaces am Beispiel iPhone, Balgheim machte Apple als Trendsetter in Sachen Emotionalität und Individualität in Sachen IT aus. Letztere mache – zusammen mit dem Bedarf an weiterer Standardisierung und Kostenreduktion – die widersprüchlichen Anforderungen an zukünftige IT-Lösungen aus. Als Drittes kommt noch der Sicherheitsaspekt hinzu – letzteres ein Thema, in dem noch extremer Verbesserungsbedarf bestehe.

25 Millionen Virensignaturen pro Tag gehen bei Kaspersky zur Prüfung ein, vier Millionen verschiedene Schädlinge seien inzwischen bekannt, die Zahl wachse mit wiederum steigender Geschwindigkeit: das die Rahmenfakten, die Kaspersky in die Diskussion einbrachte. Hinzu kommen verbesserte Schadcodes und eine „Psychologisierung“ bei der Verbreitung der Malware – die „Opferansprache““ werde immer raffinierter. Schwierig sei der Markt insbesondere angesichts wachsender Gefährdung bei gleichzeitig niedriger Bereitschaft der Kunden, auch in Sicherheitslösungen zu investieren. Kaspersky rechnet in absehbarer Zeit mit dem Standard des kostenfreien Virenschutzes für Privatnutzer.

Im Round-Tablegespräch vertiefte Kaspersky ihre Analyse nochmals: Die Akteure auf dem Malwaremarkt gehen immer differenzierter und cleverer vor, dabei werden sie immer schwerer greifbar. Den wachsenden Zahlen der Schadprogramme und ihrer Verbreitung stünden sinkende Zahlen der eingeleiteten Verfahren entgegen: die Hintermänner seien immer besser versteckt, obgleich die Programme immer mehr zum reinen Geldverdienen in Umlauf gebracht werden.

Das werde auch vor dem Mac nicht haltmachen, so Kaspersky auf Nachfrage Macnotes‘ beim Round Table. Sie schätzt die Lage weitgehend ähnlich ein wie F-Secure: Zwar sei die aktuelle Gefährdungslage niedrig, es werde jedoch nicht so bleiben. Sich auf ihrer Plattform sicher fühlende Mac-User können diese Haltung noch solange pflegen, wie sie eine uninteressante kleine Gruppe bleiben. Diese Zeit wird enden.

Einer Art „Empowerment“ der User gab sie dabei eine Absage. Gefährdungen und gefährdende Handlungen mit ausreichender Sicherheit zu erkennen, sei den Usern nicht zumutbar, die in der Regel von der Technik eines Angriffs nichts verstehen möchten – was nichts mit irgendwelcher (Denk-)Faulheit zu tun habe, sondern schlicht mit Effizienz. Es sei nicht zumutbar, dass jeder User wisse, was ein Ping sei und warum dieser in der Regel völlig ungefährlich sei. Sicherheit werde an Software abgegeben, aktuell implementierte Lösungen seien jedoch oftmals nicht ausreichend.

Ähnliches konstatiert sie auf den meisten Feldern, in denen Malware eine Rolle spielt. Unternehmen und staatliche Institutionen seien in der Regel kaum ausreichend gesichert, das gleiche gilt im Übrigen für Cloud-Dienste. Letztere erfreuen sich zwar wachsender Beliebtheit, Fragen von Sicherheit oder Datenschutz seien dabei jedoch kaum geklärt, so Kaspersky. In der Regel werde für Datenverlust oder -weitergabe keine Verantwortung übernommen, laut Kaspersky aus gutem Grund. Das „Fashion Topic“ sei bei allen Anbietern ein ungelöstes Haftungsproblem.

Gute Gründe für ihre Warnungen hat selbstredend auch Kaspersky – schließlich verdienen sie mit Lösungen für solche Probleme ihr Geld. Von einer steigenden Attraktivität der Mac-Plattform für Malwareautoren wird Kaspersky aber nicht nur aus niedrigen Beweggründen sprechen, sondern unter anderem auch deswegen, weil der Mac-Anteil im Rechnersektor weiter steigt und Apple in Sachen Smartphones einer der Marktführer ist – einer Plattform, die auch zunehmend interessant für Schadcodeschreiber ist, da sie sich mehr und mehr der Desktop-Plattform annähere, was die Leistungsfähigkeit und Funktionen angehe.

Während im Mac-Lager die erfahrenen Anwender noch mit Mitdenken Schaden von ihren Rechnern fernhalten könnten, wird sich das im Lager derer, die sich für die Technik weniger interessieren (oder schlicht inkompetent sind) auch am Mac auf wachsende Gefährdungen einstellen müsen, so das Fazit Kasperskys. Kritischer als bei den Privatanwendern sei die Gefährdung indes bei Unternehmen und Staat/Verwaltung. Angesprochen auf das Thema Cyber Warfare sieht sie deutsche Institutionen allenfalls in zweiter Reihe, was die Sicherheitslage der Verwaltungs-IT angeht – EU-Vorreiter sei Großbritannien, die ironischerweise jedoch auch schon die massivsten Datenlecks (insbesondere im Gesundheitswesen) zu beklagen hatten. Andere Länder wie Frankreich hätten noch weiteren Rückstand.

Möglicherweise interessiert sich auch Bundeskanzlerin Merkel für die Lageeinschätzung der Russin zum Thema DE-Mail, die als deutsches Prestigeprojekt in Sachen Online-Security von Merkel zur CeBIT-Eröffnung prominent erwähnt wurde. „Its a heavy lift, will it fly?“, so die Frage an Kaspersky zur Neuen Deutschen Mailadresse – die Antwort „No.“ ließ wenig Interpretationsspielraum.


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