Osfoora: iPhone-Twitter-Client mit Potenzial im Test

mz, den 5. März 2010
Osfoora
Osfoora, Screenshot

Twitter-Clients für iPhone und iPod touch gibt es im App Store mittlerweile fast wie Sand am Meer. Die meisten davon können es indes nicht mit Größen wie Tweetie 2, Birdfeed oder Twitbird Pro aufnehmen. Mit Osfoora ist nun eine neue Twitter-App erschienen, die durch ihre Features den Platzhirschen ihren Platz streitig machen könnte.

Der Student Said Marouf hat ein ambitioniertes Projekt begonnen: Im Markt der iPhone Twitter-Clients Fuß zu fassen ist nicht leicht, nur in wenigen Kategorien des App Store finden sich noch mehr verschiedene Apps zu einem einzigen Thema. Sein Beitrag mit dem exotischen Namen „Osfoora“ zeigt allerdings durch ausgefeiltes Design und eine lange Feature-Liste, dass auch in dieser Sparte das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Nach dem Start erscheint ein uns zunächst ungewohnter Home-Bildschirm, von dem aus sich alle Funktionen nicht in Listen- sondern in Gitteransicht mit hübschen Icons auswählen lassen. Wie schon hier zu sehen, lässt Osfoora keine Wünsche offen: Neben der wahrscheinlich meistgenutzten Timeline oben links (von der man dann auch Zugriff auf @-replies, Direktnachrichten etc. hat, lassen sich von hier aus das Profil anzeigen (und bearbeiten), aktuelle Trends abrufen, neue Nachrichten verfassen, Tweets in der Umgebung auf einer Karte anzeigen lassen etc.

Tippt man unten links unter „Manage Accounts“, scrollt die Liste der verfügbaren Accounts über den Bildschirm und das gewünschte Twitter-Konto kann ausgewählt werden. Nach der Auswahl muss allerdings noch einmal mit „Done“ bestätigt werden, eigentlich ein Tap zu viel. Außerdem findet sich in dieser Ansicht ein Reload-Button, dessen Funktion sich mir im Test nicht erschlossen hat. Im Settings-Menü kann man unter anderem unterscheiden zwischen einem hellen und einem dunklen Theme. Dies ist eine der Funktionen, die viele in Tweetie 2 vermissen. Die helle Schrift auf dunklem Hintergrund gefälllt einigen Benutzern besser als die Standardansicht der meisten Twitter-Clients.

Außerdem können hier Einstellungen zum Bilderdienst und URL-Shortener sowie Schriftgröße und Abrufintervall für neue Tweets verstellt werden. Leider werden an Bild-Services bisher nur yFrog und TwitPic unterstützt, alle anderen werden auch bei Tweets von Freunden in einem integrierten Browser geöffnet, was sicherlich noch verbesserungswürdig ist. Wer will, kann hier sogar die Farbe der Icons auf dem Homescreen ändern.

Die Timeline kann – ähnlich wie in Tweetie 2 – durch „herunterziehen“ der Tweets aktualisiert werden. Die Leiste im Hintergrund bleibt im Anschluss bis zum nächsten automatischen Abruf allerdings stehen und bietet direkten Zugriff auf das eigene Profil und über einen extra-Button die Möglichkeit, zum ersten noch nicht gelesenen Tweet zurückzuspringen. Während die eine Funktion eher wenig Sinn hat, ist die andere sehr nützlich, falls man irrtümlich über einen Tipp auf die Statusleiste zum neuesten Tweet gesprungen ist. Das Ganze funktioniert natürlich auch im Querformat.

Ein Tipp auf einen Tweet öffnet diesen in der Vollansicht, von dort aus besteht dann auch Zugriff auf enthaltene Links oder Bilder. Wie erwähnt muss bei allen Links, die nicht von einem der unterstützten Bilddienste stammen, der Aufruf erst noch bestätigt werden. Direkt öffnen und im Anschluss auswählen, ob bei Instapaper oder Read It Later gespeichert werden soll, funktioniert nicht und dürfte den einen oder anderen Benutzer stören.

In der Tweet-Ansicht finden sich am unteren Rand Buttons zum Antworten, Retweet (normal oder mit RT-Zusatz), Favorisieren des Tweets oder – zusammengefasst unter dem aus anderen Apps bekannten Pfeil im Quadrat – ein Menü zum Versenden einer Direktnachricht, dem Versenden des ganzen Tweets per E-Mail oder zum Übersetzen des Tweets.

Tippen wir auch den jeweiligen Autoren des Tweets, öffnet sich die Profilansicht, in der die gleiche Schaltfläche oben rechts das Menü zum Twitter-User öffnet: wir können ihm öffentlich antworten oder wieder eine Direktnachricht schicken.

Richtig interessant wird es allerdings erst beim Verfassen eines neuen Tweets: sechs Symbole über der virtuellen Tastatur ermöglichen es:

  • Fotos oder Videos aus dem Archiv hinzuzufügen oder neu aufzunehmen
  • den aktuell im iPod gespielten Song zu twittern oder einen, den man gerade nicht hört
  • Usernamen zu suchen und leichter in den Tweet einzubauen
  • den aktuellen Aufenthaltsort anzugeben (Per-Tweet-Geotagging, muss im Twitterprofil erst aktiviert werden)
  • Hashtags zu finden und hinzuzufügen
  • URLs mittels des in den Einstellung ausgewählten Dienstes zu kürzen.

Twitlonger wird auch unterstützt, falls es mal etwas mehr als 140 Zeichen bedarf, um einen Gedanken in Worte zu fassen.

Osfoora ist im App Store für 2,39€ erhältlich und hat das Potential, die bisherigen Top-Twitter-Apps von der Spitze zu verdrängen. Einigen Nachbesserungsbedarf gibt es allerdings trotz des tollen Designs und der umfassenden Feature-Liste noch. Einige Funktionen wurden an Stellen eingebaut, an denen sie nicht benötigt werden, und für das Aufrufen von Webseiten oder bestimmten Bildern aus Tweets heraus oder zum Wechseln von Accounts werden zu viele Fingertipps benötigt.

Ein Killerfeature, das bisher die wenigsten Apps zu bieten hatten, fehlt auch: Man kann in Tweets enthaltene Links nicht öffnen, ohne vorher den Tweet geöffnet zu haben. Bessert Marouf hier und bei den unterstützen Bild- und Video-Diensten noch nach, hat Osfoora das Zeug zu meinem neuen Standard-Twitter-Client.

Update:

Wer Push-Notifications und Boxcar nutzt, kann dort Osfoora nicht als zu öffnende App auswählen. Da Osfoora sehr neu ist, wird bei entsprechendem Erfolg sicherlich bald hinzugefügt.


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