Theatre of War 2: Africa 1943 im Test: Wüstenratten

Marco Gödde, den 7. März 2010
Theatre of War 2: Africa 1943 - Packshot PC
Theatre of War 2: Africa 1943 – Packshot PC

Wir haben Theatre of War 2: Africa 1943 getestet. Tunesien 1943. Hierher hatte sich Generalfeldmarschall Rommel mit seinem Afrika-Korps zurückgezogen und versuchte in einer letzten Offensive noch einmal die Oberhand gegenüber den alliierten Verbänden zu erlangen. Diesem selten gezeigten Kriegsschauplatz widmet sich der Entwickler Morphicon in seinem zweiten Theatre of War-Teil.

Von Panzern überrollt

Theatre of War 2: Africa 1943 teilt sich in drei Kampagnen für die Amerikaner unter Eisenhower, den Briten unter Montgomery und den Deutschen unter ihrem Befehlshaber Rommel, mit jeweils fünf Missionen. Die Missionen stellen eher unbekannte reale Schlachten am Ende des Afrika-Feldzugs nach. Zu den bekannteren dürfte noch die Schlacht am Kasserine Pass sein. Allerdings bestreiten wir einen Großteil der Missionen zweimal. Einmal auf Seiten der Alliierten und ein zweites Mal auf Seiten der Deutschen. Dadurch hält sich die Anzahl der Schauplätze in Grenzen. Doch zumindest erleben wir auf diese Weise die Gefechte aus der Sicht beider Kriegsseiten, was ja nun auch nicht so oft möglich ist.

Zum Einsatz kommen dabei überwiegend leichte und mittlere Panzer wie Stuarts und M4 Shermans auf amerikanischer, MK II Valentiens auf britischer und Panzer III und IV auf deutscher Seite. Dazu kommen diverse Artilleriegeschütze wie die deutschen PAK 36 und PAK 38 oder die Bofors und 105mm Howitzer MK. II auf alliierter Seite. Den Rest bildet das große Heer an Fußsoldaten. Wobei Panzer und Artillerie den Großteil der Arbeit erledigen.

Fünf Gräber bis Kairo

Vor den jeweiligen Auseinandersetzungen stellen wir unsere Truppen zusammen und platzieren sie in der Aufstellungsphase auf der Karte. Jede Einheit besitzt einen Wert, der von unserem Befehlspunktekonto abgezogen wird. Da die Befehlspunkte begrenzt sind gilt es abzuwägen, wen wir mit in das Gefecht nehmen. Allerdings haben wir uns dabei an gewisse Vorgaben zu halten und entscheiden uns dabei lediglich ob wir drei leichte gegen zwei mittlere Panzern tauschen, oder ob wir eher einen zwei Mann starken Bazooka-Trupp oder doch lieber einen kompletten Zug mit zwölf Soldaten mitnehmen. Während der Kämpfe erhalten unsere Einheiten Erfahrungspunkte, die wir hinterher auf die Überlebenden verteilen. Allerdings macht sich dieses Feature nur bei den Panzerbesatzungen wirklich bemerkbar, da wie zuvor erwähnt eben diese die Hauptarbeit erledigen. Und so sind wir auch schon mal bemüht, die Besatzung eines abgeschossenen Panzers zu retten. Der gemeine Infanterist bleibt dagegen meist bedeutungsloses Kanonenfutter.

Taxi nach Tobruk

Die Echzeitkämpfe sind jeder Zeit pausierbar, um gezielte Befehle zugeben. Das erleichtert in den leicht hektischen Gefechten die Kontrolle. Einen nicht unerheblichen Teil zum Chaos trägt die gewöhnungsbedürftige Kamerasteuerung bei. Immer wieder drehten wir uns in die falsche Richtung, starrten in das Blau des Wüstenhimmels statt auf unsere Einheiten oder klickten Meilenweit am Ziel vorbei. Leider kann die Pausenfunktion auch erheblich nerven. Nämlich immer dann, wenn das Spiel von sich aus in den Pausenmodus wechselt. Wenn einer unserer Soldaten tödlich getroffen in den Wüstensand sinkt hält das Spiel an und zuvor mühsam justierte Kamera springt in eine Nahansicht des Sterbenden. Wenigstens erhalten wir so einen Blick auf die detaillierten Figuren. Die Grafik ist für ein karges Wüstenszenario recht ansehnlich, auch wenn wir in der Regel nur auf weite braune Flächen und kahle Felsen blicken. Die Fahrzeuge besitzen dafür mehr Details, die Texturen sind scharf und die Effekt wuchtig. Aus brennenden Panzern steigt volumetrischer Rauch, Artilleriebeschuss zerlegt die Lehmbauten der Einheimischen. Die Soundkulisse fällt dagegen sehr stark ab. Der Gefechtslärm geht dabei noch in Ordnung. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf drei bis vier Sätze wie „You have new Orders“ oder „Mission complete“. Das war es. Nicht mal für eine Musikuntermalung hat es gereicht.

Auch die Leistung der künstlichen Intelligenz hält sich in engen Grenzen. Der Gegner bewegt seine Einheiten stur auf den programmierten Pfaden meist direkt in unsere Abwehrstellungen hinein. Flankenangriffe unternimmt der Feind nicht. Fällt uns doch mal ein gegnerischer Verband in Rücken, dann nur, weil es die Programmierer für genau diesen Moment vorgesehen hat. Die eigenen Truppen bewegen sich nur auf Befehl, nehmen Feinde in Reichweite aber immerhin selbständig unter Beschuss.

Fazit

Theatre of War 2: Africa 1943 hat seinen Reiz und macht gerade durch den unverbrauchten Kriegsschauplatz Spaß. Leider hält sich der taktische Anspruch in Grenzen. Wirklich fordernd ist nur die deutsche Kampagne, da wir uns hier nur selten in Stellungen verschanzen können und meist gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind antreten. Das Aufwerten der eigenen Truppen mittels Erfahrungspunkte macht sich kaum bemerkbar und so schmerzt deren Verlust nicht wirklich, auch wenn unser der Verlust eines Soldaten immer wieder vor Augen geführt wird, indem das Spiel immer wieder pausiert und die Kamera zu dem Toten springt. Dieses Feature ist eher nervig als nützlich. Dennoch kann ich das Theatre of War 2: Africa 1943 bedenkenlos jedem empfehlen, der noch nicht genug vom zweiten Weltkrieg hat. Ausgemachte Strategen sollten ihre Erwartungen aber zurückschrauben.


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Testergebnis

URS: 6 von 10
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