Warum das iPad in Deutschland so teuer ist

kg, den 8. Mai 2010
iPad
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Als gestern von Apple Deutschland die iPad-Preise bekanntgegeben wurden, ging ein Aufschrei durch die Nutzergemeinde. „Viel zu teuer“ war der Grundtenor. Wie aber kommt der Preis für das iPad sowie die Diskrepanz zu den Preisen in anderen Ländern überhaupt zustande? Wir haben nachgerechnet.

Viele betrachten bei ihren Vergleichen die Preisunterschiede zwischen dem amerikanischen Markt und den deutschen Preisen. Dies ist aber ein fataler Fehler: Die Preise im amerikanischen Store enthalten keine Steuer. Diese wird in jedem Bundesstaat anhand der dort gültigen Sales Tax auf den Kaufpreis draufgeschlagen. Im günstigsten Fall zahlt man entweder gar keine Steuer (Delaware, Oregon), durchschnittlich muss man aber zusätzlich 7% Steuern dazurechnen. Dies gilt auch für alle, die in den USA Geräte kaufen. Ein Rechenexempel: Kauft man in New York ein iPad WiFi 16GB, muss man neben den $499 Listenpreis knapp $44 Steuern zahlen.

Außerdem gibt es in Deutschland höhere Steuerabgaben. 19% Mehrwertsteuer sind in den Store-Preisen bei Apple bereits inklusive. So fallen vom Kaufpreis von 514€ fast 100€ für Steuern ab.

Laut Steve Jobs hat „die Regierung“ noch eine weitere Mitschuld an den hohen Hardwarepreisen. In anderen europäischen Ländern wie Italien und Frankreich liegt der Einstiegspreis für das iPad bei 499€, dem Preis, den sich viele auch in Deutschland erhofft hatten. Zu den Preisen kommt allerdings noch eine Urheberrechtsabgabe von 15,19€ für einen Computer ohne Brenner hinzu (die übrigens nicht von der Regierung, wie von Jobs fälschlicherweise behauptet, sondern von den Verwertungsgesellschaften gefordert wird), die auch die ungewöhnlichen Preisangaben in Deutschland erklärt.

Die Urheberrechtsabgabe gilt allerdings nicht für die iPads, wenn man sich die Bestimmungen der GEMA genauer anschaut: Zum einen muss ein Speicher von mindestens 40GB im Computer enthalten sein, außerdem muss das auf dem Rechner installierte Betriebssystem frei installierbar sein. Und zum anderen sind Mobile Internet Devices (wie auch das iPad) keine PCs im eigentlichen Sinne. Selbst wenn das iPad nicht als Mobile Internet Device gelten würde, betrifft die Zusatzabgabe nur das 64GB-Modell, nicht aber die iPads mit 16 und 32GB.

Update 10. Mai:

Die Frage mit der Urheberrechtsabgabe hat man bei Apple kurz vor dem Release offenbar selbst nochmal geprüft: Sowohl das 16GB- als auch das 32GB-Modell von iPad WiFi und iPad 3G werden jeweils um 15€ günstiger angeboten als vorher angekündigt.

Egal ob die 15 Euro Urheberrechtsabgabe nun tatsächlich greifen oder nicht: Rechnet man alle zusätzlichen Faktoren wie Steuern hinzu, ist das iPad in Deutschland nur ein wenig teurer als in den USA.

Zu guter Letzt noch ein Hinweis zu den Produktionskosten des iPad: Rund $260 zahlt Apple für Zusammenbau und die Materialien des kleinsten iPad (Wifi, 16GB), darin sind aber Kosten für Entwicklung, Marketing und Vertrieb nicht eingerechnet. Es ist dennoch davon auszugehen, dass pro verkauftem iPad noch ausreichend Geld übrig bleiben wird…


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