Paris: Gameloft feierte 10-jähriges Jubiläum und zeigte neue Titel, aber wenig Innovation

Alexander Trust, den 9. Mai 2010
Gameloft lud nach Paris
Gameloft lud nach Paris, Bild: Alexander Trust

Am Abend des 6. Mai feierte der französische Videospiel-Publisher und -Entwickler Gameloft sein 10-jähriges Bestehen. Neben dem französischen Fernsehen, Mitarbeitern und Journalisten aus aller Welt waren auch 10 glückliche Gewinner eines Gewinnspiels dabei. Darunter ein Leser von Macnotes, der sich riesig gefreut hat.

Die Fahrt nach Paris begann, wie im letzten Jahr, am Bahnhof in Aachen im Schnellzug Thalys. Die Internetverbindung war in Deutschland unterirdisch, im Tunnel in Belgien nicht vorhanden und auch auf der französischen Trasse zum nördlichsten Groß-Bahnhof von Paris, dem „Gare du Nord“, fast nicht vorhanden.

Über die Seine

Gegen halb sechs am Abend traf man sich gemeinsam im Hotel – in einer Taxikolonne sollte es Richtung Seine gehen. Allerdings würden wir erst eine Weile von unserem Aufenthaltsort fortfahren. Der Grund war ein einfacher: Man wollte uns mit einem Touristentransport über die Seine an den späteren Aufenthaltsort bringen, obwohl dieser vom Hotel aus fußläufig zu erreichen gewesen wäre. Wir starteten, wie auf der Grafik zu sehen links am „Quai de la confèrence“ und wurden dann zum „Quai d’Austerlitz“ gebracht.

Zunächst mussten Schwierigkeiten mit einem der Hotelzimmer für einen Spätankommer geregelt werden, und dann verlief sich auch die Taxikolonne. Ich wurde mit zwei italienischen Bloggern an einem Punkt der Seine abgesetzt, an dem wir erst noch ein paar Minuten telefonieren und den Weg an die Anlegestelle erreichen mussten.

Auf dem Boot dann stellte sich mir Alexandra Pontikis vor, ich erfuhr von ihr, wie ich es noch von einigen anderen Mitarbeitern von Gameloft am Abend erfragen würde, dass trotz 10-jährigen Jubiläums viele der Mitarbeiter erst 2 bis 3 Jahre angestellt seien. Die Videospielbranche ist ein interessantes, aber auch hektisches und unstetes Betätigungsfeld. Manche, mit denen ich am Abend noch sprechen würde, kamen eher zufällig zur Firma und konnten auch nicht mit Sicherheit sagen, dass sie ihr weiterer Weg nicht noch von den Franzosen wegführen würde.

Verjüngungskur

Was liegt näher als nach 10 Jahren ein paar Veränderungen vorzunehmen. Gameloft hat sich ein neues Logo verpasst, das bereits diesen Artikel zuoberst ziert. Aber an dem Abend bekam der Publisher auch von ca. 500 geladenen Gästen ein Ständchen gesungen. Man wird in Zukunft weniger auf klassische PR-Arbeit setzen und mehr auf Selbstvermarktung in eigener Sache im Netz. Für den deutschsprachigen Raum (DACH) wird nach dem Weggang von Jochen Brach ein Mitarbeiter gesucht, der sich mit dem Web 2.0 auskennt und eine Affinität für Videospiele mitbringt. Twitter, Facebook, Blogs und Podcasts sind die Mittel zum Zweck, mit denen der Bewerber sich auskennen muss und mit denen Gameloft in Zukunft den direkteren Weg zu den Kunden finden möchte und in den letzten Wochen und Monaten schon gute Erfahrungen gesammelt hat.

Zuerst die Journalisten

Als das Boot am Steg anlegte und wir in das stylische Gebäude „La Cité de la Mode et du Design“ geführt wurden, hätten sich zuerst alle Journalisten namentlich auf einer Gästeliste eintragen müssen, samt persönlicher Daten und Arbeitgeber. Allerdings gab es nur eine Liste, in die man sich hätte eintragen sollen. Die französische Presse wurde sofort durchgewinkt und nachdem wir anderen uns eine kurze Weile die Füße in den Bauch gestanden hatten, hatte man auch mit uns Erbarmen. Später könnten wir uns ja auch noch eintragen – allerdings kam nicht noch mal jemand danach fragen.

Der Abend begann für uns schon eine Weile vor den anderen Gästen, da man der Journaille die Möglichkeit geben wollte, neue und alte Spiele von Gameloft vorgestellt zu bekommen. Die iPhones sollten eigentlich die größte Rolle spielen, doch viel interessanter fanden vor allem die Europäer die iPads, auf denen Gameloft allerdings nur HD-Versionen bereits bekannter Titel vorstellte, wie bspw. Iron Man 2.

Wesentlich interessanter als die hochauflösenden iPad-Titel, die im Gros ansonsten keinen Mehrwert gegenüber den iPhone-Varianten bieten, waren 5 neue Spiele für iPhone und iPod touch. Diese werden, so versprach man uns, mit einer kurzen Verzögerung dann auch als iPad-Versionen veröffentlicht. Gezeigt wurden mir Let’s Golf 2, Tom Clancy’s Splinter Cell: Conviction, Zombie Infection und Prince of Persia: Warrior within sowie Hero of Sparta 2. Mit letzterem hat Gameloft es ja geschafft ein eigenes Franchise erfolgreich zu positionieren, obwohl man den Spielern seinerzeit einen Klon von Sonys God of War präsentierte. Bei Zombie Infection handelt es sich zum Glück nicht um ein Casual-Game, sondern einen Resident-Evil-Verschnitt, der aus der Dritte-Person-Perspektive gespielt wird und viel Potenzial hat. Wir werden uns noch in einzelnen Beiträgen den neuen Spielen explizit zuwenden, die allesamt nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen werden.

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Dann das Business

In einem Ambiente von Improvisationskunst, mit Plastiksesseln, und Künstlern, die in der Nacht mit Farbe und Licht noch eine Show abliefern würden, begrüßte der Geschäftsführer höchstpersönlich, Michel Guillemot, die geladenen Gäste. Sukzessive waren nämlich mehr und mehr Personen eingetrudelt. Als Besitzer eines iPad wurde man schnell zum Freund vieler neugieriger Augen und so wechselten auch hier und dort mal Geräte für kurze Zeit den Besitzer. Je später der Abend, desto gediegener allerdings wurde die Stimmung trotz lauter House-Musik. Kellner und Köche hinter provisorisch aufgestellten Tresen teilten neben Fruchtsäften französische Weine, Champagner, aber auch fischhaltige Häppchen aus. Michel Guillemot hatte sich bei Managern von Nokia und Co. bedankt, die ebenfalls geladen waren, ehe er sich dem französischen Fernsehen zu einem Interview präsentierte. Diese Szene wirkte sehr surreal: Einen blondierten CEO zu beobachten, wie er im Scheinwerferlicht der Kamera in ein Mikro spricht, und ihn nicht zu verstehen, obgleich er nur 2 Meter von einem Weg stand – so laut war die Musik.

Macnotes-Leser dabei

Macnotes-Leser PrettyFly war an dem Abend mit seiner Lebensgefährtin ebenfalls mit von der Partie. Er hatte beim Gewinnspiel von Gameloft gewonnen und als einer von 10 glücklichen Gewinnern die Reise nach Paris antreten dürfen. Auch er konnte sich einige der Spiele an den Testgeräten ansehen und ein iPad in Händen halten, das in Deutschland noch ein wenig auf sich warten lässt. Der österreichische Kollege von Consol AT brachte gleichsam sein Bedauern zum Ausdruck, weil er und seine Landsmänner eben noch länger auf die Einführung des iPad warten müssen.

Fazit

Gameloft scheint sich nach 10 Jahren ein wenig neu orientiert zu haben. iPhone und Apple sei Dank, gibt es wegen vieler Umsätze, neuen Spielraum für Experimente. Die Franzosen haben aber auch die neuen Web-2.0-Medien für sich erkannt und wollen in Zukunft vermehrt darüber die Kunden erreichen.

Von den vorgestellten Spielen hinterließen alle einen soliden Eindruck. Allerdings ist der bisherige Weg der Franzosen auf das iPad noch ein wenig unspektakulär. Wenig Innovation gegenüber der iPhone-Plattform, stattdessen oft nur höher aufgelöste Grafiken stehen bislang zu Buche. Doch auch hier erhielt ich Zustimmung bei den Produktmanagern, dass man sich erst noch länger mit der iPad-Plattform auseinandersetzen müsse. Exklusive Titel für das iPad sind bislang aber wohl nicht in Sicht – schade.


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