TomTom HD Traffic: Tom Murray über IQ Routes und die iPhone-Navigation

kg, den 2. Juni 2010

Die TomTom-App für iPhone unterstützt seit einiger Zeit HD Traffic, den TomTom-Echtzeit-Verkehrsdienst. Bis vor kurzem war HD Traffic lediglich für Nutzer der eigenständigen Navigationslösungen verfügbar. Tom Murray, Senior Vice President Market Development bei TomTom, hat uns das System auf dem iPhone etwas genauer vorgestellt und auch einige Fragen zu TomTom allgemein beantwortet.

Neben Navigon ist TomTom einer der wenigen klassischen Navigations-Anbieter, der auch im App Store seinen Platz gefunden hat – und das, ohne im Bereich der Standalone-Navigationsgeräte eine Verkaufseinbruch zu erleben. Seit dem Launch von TomTom für iPhone haben sich die Verkaufszahlen nicht merklich verändert. Das iPhone ist mit seinen Funktionen zwar eine Alternative für Standalone-Geräte, aber kein kompletter Ersatz: Laut Murray haben Navigationsgeräte auch rein technisch nach wie vor Vorteile gegenüber Smartphones, bedingt durch größere Displays und bessere Möglichkeiten im Bereich der Softwareintegration. Auch die Konkurrenz in Form von Navigon oder den kostenlosen bzw. günstigen Alternativen wie Ndrive, OffMaps und Co. ist nicht so groß wie man vermuten könnte: Wer bereits einmal ein TomTom-Navi besessen hat, sucht laut Murray häufig auch auf dem iPhone nach einer vergleichbaren Userexperience.

Auch das TomTom CarKit war Thema in unserem Interview: Es dauerte vergleichsweise lange, bis die TomTom-Autohalterung für iPhone endlich verfügbar war, dies hatte aber vor allem einen Grund: Man wollte sichergehen, dass es tatsächlich so funktioniert, wie es sich alle erhofft haben.

Hauptgrund von Murrays Besuch war allerdings TomTom HD Traffic. Der Echtzeit-Verkehrsdienst, der via In-App-Kauf auf dem iPhone verfügbar ist, empfiehlt sich für alle, die auf ihrem Weg möglichst schnell von Staus und Verkehrshindernissen erfahren möchten. Die Informationen über die Verkehrssituationen kommen aus verschiedenen Quellen: Zum einen werden Dienste wie TMC erfasst. Diese werden kombiniert einer Echtzeitquelle, die viele Nutzer im Auto haben: Dem Handy. Auf Basis des aktuellen Standorts und der ungefähren Reisegeschwindigkeit wird ermittelt, wo der Verkehr eher zäh fließt bzw. steht. Die Daten selbst kommen anonymisiert direkt von den jeweiligen Providern. Sogenannte „Störungen“ in Form von Bewegungen in Bussen, Zügen oder auf dem Rad, werden dabei übrigens aussortiert, dies lässt sich laut Murray dank der Vielzahl an Daten recht gut abbilden.

Dadurch gibt es Echtzeitinformationen, die kombiniert mit allen anderen Quellen eine recht genaue Schätzung zulassen, wie die Verkehrssituation aussieht und wie sie sich weiterentwickeln wird. Mit verschiedenen Farben wird dargestellt, wo sich Problemstellen befinden, Symbole zeigen, welche Art von Verkehrshindernis vorliegt und wie lange sie in etwa andauern wird. Sollte es Änderungen geben, wird darauf nicht nur optisch, sondern auch akustisch hingewiesen. Es können dann alternative Routen ausgewählt werden, die man nutzen kann, aber nicht muss. Im Vergleich zu TMC und anderen System hat neben Verkehrsdaten für die Autobahn auch Informationen zu Landstraßen oder auch dem Stadtverkehr. Wie das ganze praktisch funktioniert, haben wir uns vorführen lassen:

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In Kombination mit IQ Routes, mit Hilfe dessen man sein eigenes Fahrprofil sowie auch von anderen Nutzern freiwillig und anonym zur Verfügung gestellte Fahrdaten, ist HD Traffic ein intelligentes System, das nicht nur auf Tageszeiten und persönlichen Fahrstil eingeht, sondern auch die Live-Daten als Informationen mit hinzuzieht. Neben den reinen Verkehrsinformationen werden auch Wetterbedingungen und Blitzer vermerkt, sofern diese gemeldet werden.

Der Kostenpunkt für HD Traffic derzeit: 0,79€ für einen Tag, 5,99€ für einen Monat, 14,99€ für drei Monate, 29,99€ pro Jahr. Der Dienst dürfte sich primär für all jene lohnen, die häufiger unterwegs sind, dank der vorhandenen Tagestarife ist es aber auch möglich, sich den Dienst kurzfristig für längere Fahrten zu kaufen. HD Traffic ist in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, der Schweiz, Portugal sowie Frankreich verfügbar, und somit auch für Reisen geeignet – aufpassen muss man allerdings bezüglich der dafür anfallenden Daten: HD Traffic funktioniert nur bei vorhandener Datenverbindung. Eine Nutzung mittels Einmalzahlung (wie sie bei Navigons Traffic Live HD-System möglich ist) soll es bei TomTom in Zukunft nicht geben.

Wir waren unsererseits etwas verunsichert, was die Datensicherheit bei HD Traffic angeht. Tatsächlich werden nur anonymisierte Daten verwendet, die sogenannten „Floating-Daten“, die in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Providern genutzt werden. Die Bewegungsdaten können laut Anbietern wie Vodafone allerdings nicht einem bestimmten Gerät zugeordnet werden, sie werden so weit anonymisiert, dass dies nicht mehr möglich ist. Die Daten selbst werden ohnehin von allen Providern erfasst, sie sind „für den Netzbetrieb nötig“, so Jens Kürten von Vodafone. Bei allen großen Providern stimmt man der Erfassung der Zellendaten bei der Unterzeichnung des Mobilfunkvertrages automatisch zu. Dass die Provider damit zusätzliches Geld verdienen, darf man aber sicher als grenzwertig betrachten.

Einige andere Fragen zum Thema kommendes iPhone, TomTom CarKit sowie den Planungen in Sachen iPad haben wir übrigens ebenfalls besprochen. Das Video dazu könnt ihr in unserer Vorberichterstattung zur WWDC im Vorfeld des Livestreams am kommenden Montag sehen.


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