iPhone-Headset für den Motorrad-Helm: iBike Rider für Motorradfahrer

Alexander Trust, den 21. Juni 2010
iBike Rider - Kopfhörer im Helm
iBike Rider – Kopfhörer im Helm

Als Motorradfahrer stellt man andere Ansprüche an Kopfhörer und Headsets. Unter dem Helm tragbar ist nicht alles, was am Markt ist, und eine vernünftige Balance zwischen Abschirmen der Außenwelt und der akustischen Restkontrolle im Straßenverkehr schafft nicht jedes Gerät. Eine separate Kopfhörerlösung fürs Motorrad wird man sich aber spätestens nach ein paar Versuchen wünschen, den Helm über normale In-Ears aufzuziehen, ohne selbige teilweise aus dem Ohr zu kriegen. Wir haben mit dem iBike Rider wohl eine der kostengünstigsten Lösungen für den Motorradhelm angesehen. Das iPhone-Motorrad-Headset kann zwar nicht auf voller Linie überzeugen, ist aber in Sachen Preis-Leistungsverhältnis kaum zu schlagen.

Für unter 30 Euro sollte mit dem iBike Rider ein Headsetpaket geschnürt werden, in dem trotz günstigem Preis nichts fehlt. Fehlen tut nichts, nur ist das Set eben ein Paket – Mikro, Kopfhörer, Kabelverteiler und Rufannahmeschalter sind fest miteinander verdrahtet. Die Lautstärkekontrolle immerhin ist in einem separaten Spiralkabel integriert. So kann man alles an „Außenverkabelung“ bei Bedarf schnell vom Helm abziehen.

Das iPhone-Headset fürs Motorrad – erste Eindrücke

Zusammen- bzw. im Helm gehalten wird praktisch alles durch Klettverschlüsse. Das hat Vor- und Nachteile. Nahezu beliebig platzieren kann man die einzelnen Komponenten spätestens dann, wenn man sich noch einen Streifen Klettband zum Einkleben in den Helm anschafft. Richtig solider Sitz verspricht die Klettlösung aber insbesondere beim Mikro nicht, das für den Helmeinsatz zudem recht sperrig ausfällt.

Allgemein hinterlässt die Helmaufrüstungsprozedur ein wenig den Eindruck von Kabelwust. Befreundete Moppedfahrer gingen dazu über, durch das Einnähen der Kopfhörertaschen ins Helmfutter für zwei Fixpunkte zu sorgen, welche das Platzieren der restlichen Ausrüstung vereinfachen. Wir hielten uns ans Klettband.

Auch so bekommt man das Headset passend in den Helm gebaut. Die Kopfhörertaschen bleiben flachheitsbedingt beim Auf- und Absetzen des Helms zuverlässig am Platz und liegen – passgenaues Innenfutter vorausgesetzt – gut am Ohr auf, ohne unbequem zu sein. Die Unterbringung des Mikros ist etwas umständlicher. Ebenfalls per Klett zu befestigen ist die „Kabelweiche“, an der alle Ein- und Ausgänge zusammenlaufen, ebenso der Taster zur Rufannahme beziehungsweise Start/Stopp des iPod-Musikplayers.

Dieser ist mit dicken Handschuhen gut bedienbar, selbiges gilt für die im Spiralkabel integrierte Lautstärkeregelung. Es empfiehlt sich, das iPhone auf volle Lautstärke zu stellen und mit dem externen Regler die eigentliche Regulierung zu erledigen.

Der Klang

Seien wir ehrlich: von einem Kopfhörerset für die Motorradtour erwartet niemand die „kristallklaren Höhen“ und „druckvollen Bässe“, von denen in den einschlägigen Rezensionen die Rede ist. Der Sound der iBike Rider-Kopfhörer ist recht mittenlastig, ordentlich, aber nicht berauschend. Sehr abhängig ist er insbesondere vom Helm. Zieht es laut durch selbigen durch, dann ist der Klang entsprechend schlechter, den man schlussendlich hat. Ebenso fatal wirkt sich fehlende Passform des Helminnenfutters aus, wenn die Ohrhörer nicht mehr dicht am Ohr aufliegen und zum einen der Klang schlechter und das Umgebungsgeräusch stärker wahrnehmbar wird.

Den „von Haus aus hochqualitativen Klang“ brauchen die Kopfhörer beim gedachten Einsatzzweck jedoch nicht mitzubringen – es zählt eher, wie sie sich gegen das Fahrgeräusch durchsetzen. Die Kopfhörer bringen eine völlig ausreichende Lautstärke, um bei schnellerer Fahrt Musik in genießbarer Durchsetzungskraft zu hören. iPhone- und Kopfhörer-Lautstärke voll aufgedreht führt dabei jedoch zu hörbarem Übersteuern. Wer Motorradmusik in wirklich guter Klangqualität will, kommt um In-Ear-Kopfhörer unter dem Helm kaum herum.

Das Headset wartet im Telefoniebetrieb ebenfalls mit ordentlicher Sprachqualität auf. Das wiederum testeten wir – nicht zuletzt aus Gründen der Verkehrssicherheit – nur im stehenden Betrieb. Fahrtwind und Mikrofonplatzierung lassen aber erwarten, dass Telefonie bei stärkerem Fahrtwind oder zugigerem Helm schnell zu einer recht einseitigen Kommunikation wird. Kurz gesagt: mit dem iRider-Headset kann man unter dem Motorradhelm Musik hören und parkend telefonieren, ohne den Helm absetzen zu müssen. Nicht mehr und nicht weniger.

Verarbeitung und Alltagsgebrauch

Entscheidender für den Alltagsnutzen werden andere Faktoren sein – Auf- und Absetzen, Fliehkräfte, Wetter und Schweiß sind die Einflüsse, mit denen ein Motorradheadset fertigwerden muss. Das iRider-Set tut das – mit Einschränkungen.

Der Flexibilitätsvorteil, den die Klettorgie mit sich bringt, ist angesichts des Verschleißteilcharakters von Klettverschlüssen unter härteren Bedingungen ein Nachteil. Nach der Woche, in der wir das Set gebrauchten, war bereits einer der Kopfhörer-Fixierpads durch nachgekaufte Klettstreifen ersetzt. Die Klettstreifen, mit denen man die Innenfixierung der Komponenten erledigt, sollten besser in den Helm genäht werden, da ansonsten recht schnell die Klebefläche ihre Haftkraft verliert.

Zu guter Letzt nervt das Mikro. Wer selbiges bei der Motorradbeschallung ohnehin nicht benötigt, ist mit dem Ergreifen drastischer Maßnahmen, die den Einsatz einer Kombizange beinhalten, vermutlich nicht einmal schlecht beraten.

Fazit

Einige Mängel bei der Stabilität und insbesondere der Handlichkeit des Mikros, ebensolche in Sachen Haltbarkeit und Fixierungskraft der diversen Klett-Befestigungen. Die darf man indes nicht ohne den Seitenblick auf den Preis betrachten: will man besseres Gerät, ist man direkt drei- bis fünfmal mehr Geld los.

Insbesondere angesichts des Preis-Leistugsverhältnisses und der leichten „Reparierbarkeit“ gibt es daher die dreieinhalb Macs – für eine recht genau bestimmbare Zielgruppe. Wer es richtig solide mag, wird diesem Urteil (zurecht) nicht beipflichten, aber eben deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Falls man nur für eine Handvoll Touren im Jahr ein wenig musikalische Untermalung im Helm will, ist man mit dem iRider gut bedient. High-End-Fetischisten und Intensivnutzer sollten hingegen definitiv mehr investieren. Abzug gibt es für die gelegentlich undurchdachten Details in Sachen Verkabelung und „Sperrigkeit“, die zum gleichen Herstellungspreis besser umsetzbar scheinen. Der Test einer Motorrad-geeigneten Kopfhörervariante aus einer anderen Preis- und Qualitätsliga folgt in Kürze.


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