Steve Jobs-E-Mails: Facts and Fictions

kg, den 2. Juli 2010

Nicht jede Mail, die sjobs@apple.com als Absender trägt, muss echt sein: Eine gestern veröffentlichte Kommunikation zwischen Steve Jobs und einem verärgerten iPhone 4-Kunden stellte sich als Fake heraus. Und wirft generelle Fragen über die Beantwortungspolitik bei Apple auf.

Ein kurzer Abriss des „Mailverkehrs“: Bei Boy Genius Report wurde ein E-Mail-Austausch zwischen einem Leser und Steve Jobs veröffentlicht, in dem sich der Leser über die Empfangsprobleme des iPhone 4 beschwerte. Steve Jobs darauf: „Wir arbeiten daran“. Der anschließende Kommentar wurde erst Jobs zugeschrieben, stellte sich später aber als Aussage des Leser heraus: „Entspann dich, genieß dein Familienleben. Es ist nur ein Telefon. Es ist es nicht wert.“ Im späteren Verlauf der Geschichte stellte sich dann heraus, dass die ganze Story verschiedenen Magazinen (u.A. dem AppleInsider) gegen Geld als exklusive Story angeboten wurde. Auch Apple meldete sich zu Wort und gab an, dass keine der Aussagen jemals von Steve Jobs getätigt wurde.

E-Mails lassen sich vergleichsweise einfach fälschen, so viel ist klar. In diesem Fall ist es tatsächlich (und bestätigterweise) passiert. Was ansonsten aber fraglich bleibt: Wie viele Mails, die wirklich von Jobs‘ Mailaccount abgeschickt werden, werden auch von ihm verfasst? Wie viele Mails tagtäglich an Steves Mailadresse geschickt werden ist unbekannt – es dürften aber nicht gerade wenige sein. Nur ein Bruchteil aller Mails wird beantwortet, in diesen Fällen machen die in der Regel recht lakonischen Äußerungen schnell die Runde. Stammen die knappen Statements aber tatsächlich von El Stevo selbst oder doch nur von einem seiner Assistenten?

Erste Theorie: Steve Jobs beantwortet gar keine Mails selbst, alles wird von seinem Team erledigt. Möglich, aber nicht ganz passend zur Art Steves.

Zweite und tendenziell wahrscheinlichere Theorie: Nur ausgewählte Mails werden an ihn weitergeleitet und Jobs entscheidet selbst, welche er beantwortet. Was dafür spricht: als Kopf der Firma ist er stets an der Meinung der Kunden interessiert, um zu wissen, worauf es bei den Produkten ankommt und wie man sie verbessern kann. Auch die darauf folgenden Antworten stammen aus seiner Hand – eventuell auch um zu vermeiden, dass interne Informationen aus Versehen verraten werden. Steve hat gern die Oberhand – und die lässt er sich als Firmenchef bei der Beantwortung von Fragen nicht nehmen.

Letzte und ebenso einleuchtenden Theorie: Steve ist einer von mehreren Betreuern des E-Mail-Postfachs – was beantwortet wird und welche Statements dabei abgegeben werden dürfen, ist abgesprochen. Dafür sprechen die meist knappen und trockenen Antworten: einen „Steve-Mailstil“ zu imitieren, wird so erheblich erleichtert.


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