Google vs. Apple: Schmidt versöhnlich, kein Nexus 2, aber der Google-PC

rj, den 5. Juli 2010

Eskalierender Konflikt: damit sind die letzten Monate zwischen Google und Apple wohl beschrieben. CEO Eric Schmidt gießt nun Öl auf die Wellen: man wolle Apple keineswegs schlagen, Google sei auf völlig anderen Feldern unterwegs. Auch das Smartphone-Experiment Google Nexus One werde keinen Nachfolger bekommen. Im Übrigen lege man Wert auf den verantwortungsvollen Umgang mit den riesigen Datenmengen, die Google sammelt.

Nach den ganzen Eskalationen der letzten Zeit ein explizites Friedensangebot – mit dem einen oder anderen Nadelstich Richtung Apple. Dem Telegraph sagte Google-CEO Schmidt, man befinde sich nicht im Konflikt mit Apple. Schmidt wörtlich:

„Wir planen nicht, Apple zu schlagen, so arbeiten wir nicht. Wir versuchen etwas ganz anderes als Apple zu machen und die gute Nachricht dabei ist, dass Apple uns das sehr einfach macht. Der Unterschied zwischen dem Apple-Modell und dem Google-Modell ist leicht zu verstehen – sie sind völlig unterschiedlich. Der Google-Ansatz ist völlig offen. Man kann die Software nehmen – sie ist kostenlos – und sie nach Belieben modifizieren, beliebige Apps hinzufügen, Geschäftsmodelle darauf aufbauen und beliebige Hardwareplattformen nutzen. Das Apple-Modell ist das genaue Gegenteil.“

Statements, die mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind: zum einen ist Google überraschend zum Vorreiter geworden, was den „Killswitch“ angeht – das ferngesteuerte Deaktivieren einer App auf den Smartphones aller Nutzer, die sie installiert hatten. Ein Schritt, denn man eher von der „geschlossenen Plattform“ Apple erwartet hätte.

Zum anderen will man sich mit einigen Hardwarepartnern an den Bau eines Chrome OS-Rechners machen- Spät in 2010 ist ein Erscheinungstermin angesetzt. Der Chrome OS-PC dürfte tendenziell eher Microsoft Konkurrenz machen, aber natürlich bewegt man sich auch hier wieder auf einem Geschäftsfeld Apples, auf dem Google Dinge „ganz anders“ machen wolle.

Und zuletzt ist das Friedensangebot durchaus doppelbödig formuliert – auch wenn konkrete Statements folgen wie jenes, auf Apples iPad in keiner Weise zu „reagieren“. Denn die Betonung der Unterschiedlichkeit der beiden Unternehmensphilosophien bedeutet ja nicht unbedingt den Verzicht auf Konkurrenz – im Gegenteil. Mit „anders“ meint Schmiidt im Kontext durchaus auch „besser“.

Die so bestehen bleibende Konkurrenz muss dabei nichts schlechtes sein: in Sachen Nexus One stapelt der Google-CEO tendenziell eher tief, auch wenn er das erste (und vorerst einzige) Google-Smartphone natürlich lobt:

„Die Idee war vor eineinhalb Jahren, das Nexus One zu bauen, um den Business der Telefon-Hardwareplattformen voranzubringen. Das ist definitiv passiert. Mit einem solchen Erfolg, dass wir keinen zweiten Anlauf machen mussten. Wir sehen das positiv, aber werden dafür massiv kritisiert. Ich habe den Vorstand zusammengerufen und gesagt ‚OK, es funktioniert. Gratulation – wir hören auf.‘ Wir mögen diese Flexibilität…“

Etwas schöngefärbt, mit einem wahren Kern: das Nexus One hat auf jeden Fall gezeigt, dass auch Android-Handys wie aus einem Guss wirken können. Und Apple einiges zu tun gegeben – angesichts der harten Konkurrenz braucht es eben auch solche Streiche wie das iPhone 4, um sich weiter an der Spitze zu behaupten.


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