Modern Conflict für iPhone im Test

Alexander Trust, den 23. Juli 2010

Clickgamer, die Casual-Sparte von Chillingo, hat vor kurzem „Modern Conflict“ für iPhone und iPod touch in den App Store gebracht. Verkauft wird der Titel als Echtzeitstrategie. Doch was Spieler wirklich erwarten dürfen, verrät unser Review.

Wenn man genug Fantasie an den Tag legt, und sich vorstellt, dass eine iPhone-App irgendwie das Gespräch mit jemandem sucht, dann würde „Modern Conflict“ sich ungefähr wie folgt vorstellen: „Guten Tag, ich bin kein klassischer Vertreter der Echtzeitstrategie. Der erste Kontakt mit mir ist unkompliziert. Wenn Sie den Umgang mit mir pflegen wollen, müssen Sie eigentlich besonders viel wissen, trotzdem könnte es sie durchaus anstrengen. Und ich warne Sie, denn mit der Zeit könnte Ihnen meine Gesellschaft langweilig werden.“ – Wieso und warum, das will ich dann im folgenden erläutern.

Günstig = gut?

Ich hab im Netz an anderer Stelle auch schon gelesen, dass man sich ein Spiel wie „Modern Conflict“, eben weil es besonders günstig angeboten wird, „unbedingt“ anschauen muss. Clickgamers Echtzeitstrategie-Versuch, der von der russischen Gaijin Entertainment entwickelt wurde, kostet nämlich nur 79 Cent. Man kann da, denke ich, auch anderer Meinung sein.

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„Modern Conflict“ erlaubt keinen Basenbau – und hat dieses „Feature“ mit einer Vielzahl von so genannten Echtzeitstrategiespielen gemeinsam (vgl. z. B. BioDefense HD).

Kampagne vs. Endlos

Es gibt neben einem Tutorial zum Eingewöhnen, einen Kampagnen-Modus – das Herzstück des Spiels – und einen „Survival“-Modus, in dem man ein Endlosspiel spielt. Man entscheidet sich für eine von drei Fronten, wählt also zwischen den USA, China oder Russland. Das Heranführen ist zwingend, d. h. man kann das Tutorial nicht überspringen. Alles, was man auf dem Bildschirm sieht, sind sechseckig umrandete Spielfelder oder Ovale, nebst Umgebung. Eines oder mehrere der Spielfelder stellt unsere Basis dar, ein anderes das Lager des Gegners. Zwischen den einzelnen Punkten gibt es einen oder mehrere Verbindungswege. Dies wird als strategisches Element im Spiel ausgenutzt. Es gibt Punkte, die nur durch einen Weg miteinander verbunden sind, entsprechend einfach vorherzusehen ist, von wo der Angriff stattfinden wird. 33 Missionen, die sich über Amerika, Russland und China erstrecken, gibt es im Kampagnen-Modus insgesamt.

Dem Survival-Modus kann ich in diesem Spiel/Genre nicht viel abgewinnen. Trotz fehlenden Mehrspielermodi gibt es die Unterstützung der „Social Gaming“-Komponente Crystal. Spieler sammeln nämlich Punkte für die Highscore und Trophäen. Dies stellt dann den einzigen Ansporn dar, „Modern Conflict“ noch mal zur Hand zu nehmen, wenn man es einmal durchgespielt hat. Drei Schwierigkeitsgrade runden das Singleplayer-Erlebnis ab, und das hat es durchaus in sich.

Von Panzern und Helikoptern

Jedes der Sechsecke stellt einen potenziellen Panzer-Stützpunkt dar, die Ovale beherbergen Helikopter. Mehr Einheitentypen gibt es in „Modern Conflict“ nicht; man beschränkt sich absichtlich. Zu Beginn einer Mission finden sich viele uneingenommene Spielfelder. Auf jedem finden wir eine Ziffer, die dem Wert an Panzern oder Helikoptern entspricht, den wir aufwenden müssen, um das Feld einzunehmen und es zu einem von unseren Feldern zu machen. Helikopter müssen sich im Übrigen nicht an vorgegeben Wege halten, sondern können jederzeit überall hinfliegen. Dazu kommt, dass die Einheiten unterschiedliche gegen die jeweils andere Basis-Art agieren. Wer auf dem Landweg eine Helikopterbasis angreift ist genauso im Vorteil, wie jemand, der eine Panzer-Basis mit Helikoptern beschießt. Wenn man genau hinsieht, dann entdeckt man bei „Modern Conflict“ schnell noch eine Reihe weiterer Abhängigkeiten, die das Spiel während der 33 Missionen anspruchsvoller machen als es zunächst erscheint.

Echtzeit

Mit jeder Zeiteinheit die verstreicht, produzieren unsere Felder neue Einheiten nach, bis zu dem Punkt, an dem sie „voll“ sind. Dies wird mittels einer gehissten Flagge angezeigt. Für uns geht es eigentlich die Ganze Zeit nur darum, Wege zu analysieren und schneller zu sein als die KI. Einen Mehrspielermodus gibt es nämlich nicht. Die zusätzlichen Schwierigkeiten bzw. Annehmlichkeiten wie Basenverstärkungen und Geschütztürme, oder besondere Aktionen etc. spielen zwar obendrein noch eine Rolle entziehen sich aber unserem Einfluss. Wir können sie nicht direkt auslösen, sondern stellen mit der Zeit fest, dass ein Überkreuz-Angriff eine Aktion nach sich zieht, genauso wie wir in der Not (nur noch ein Feld übrig) auf ein Mal einen besonderen Truppennachschub erhalten. Das Spielfeld haben wir dagegen ständig im Blick, denn keine der Maps ist jemals größer als der Touchscreen des iPhones.

Atmosphäre

Was bei „Modern Conflict“ durchaus okay ist, sind Grafik und Sound. Die Hintergrundmusik ist zwar hauptsächlich elektronisch und Rock, doch das passt vielleicht zum Szenario. Ein paar Soundeffekte gibt es überdies auch, aber das ist vermeintlich monotoner, englischsprachiger Mikrofonsprech. Die Grafik erinnert eher an frühe Zeiten der Echtzeitstrategie, ist aber für den Pixel-Charakter durchaus mit Liebe zum Detail gestaltet worden.

Wunder der Übersetzung

Was mich wundert sind manche Bildschirmüberschriften und Button-Bezeichnungen. Obwohl eigentlich genügend Platz vorhanden wäre, hat man sie unnötig und zudem unnatürlich abgekürzt. Auf einem Bildschirm heißt es „Besprech.“, obgleich links und rechts von der Überschrift noch jeweils 100 Pixel frei gewesen wären. Konsistent ist es auch nicht immer, denn manchmal heißt der Button dann „Näch. Level“ und mal nur „Nächster“. Letztendlich ist das aber nur eine Randnotiz.

Fazit

Mit Modern Conflict erreicht nun ein weiteres Spiel den App Store, das durchaus in Echtzeit funktioniert, aber nicht dem klassischen Vorbild à la Starcraft oder Command & Conquer entspricht. Persönlich gefällt mir Gamelofts „Rise of Lost Empires“ ganz gut, abgesehen vom anderen Setting natürlich, und es kostet aktuell genauso viel oder wenig wie „Modern Conflict“. Letzteres bietet zwar auch eine Story, doch um die nachzuvollziehen, muss man sehr viel Bildschirmtext lesen.

„Modern Conflict“ ist eher für den kurzweiligen Spaß gedacht, doch dafür ist es eigentlich genau richtig. Immerhin gefällt es mir besser als das bereits erwähnte „BioDefense“. Für mich werte ich das Spiel deshalb mit 4 von 5 Macs. Wer sich unschlüssig ist, ob er mit dem Titel seinen Spaß haben kann, der sollte zunächst auf die vorhandene Lite-Variante zurückgreifen. Das Spiel wird übrigens nur zum Start so günstig angeboten, und soll später im Preis angehoben werden. Es gibt obendrein noch eine Version für iPad , die inhaltlich identisch ist, aber trotzdem „mehr“ kostet. 2,39 Euro aktuell, und auch sie ist zum Start im Preis gesenkt.


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Testergebnis

URS: 7 von 10
7