Migration auf Mac: Mozilla-Programme von Windows auf Mac OS X umziehen

Stefan Keller, den 28. Juli 2010
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Wer sich als „Switcher“ einen neuen Mac kauft, möchte gerne seine Daten auf dem neuen Gerät speichern. Diesen Umzug nimmt im Zweifel auch die Genius-Bar im Apple Store vor, doch sind selbige Läden noch rar gesät und manch einer möchte seine Daten vielleicht nicht aus der Hand geben. Wir zeigen, wir ihr euer Firefox-Profil und eure Thunderbird-E-Mails von Windows auf den Mac portiert.

Vorbereitung

Im Vorfeld müssen einige Dinge vorbereitet werden. Für den Datentransport wird eine externe Festplatte, ein ausreichend großer USB-Stick oder eine Netzwerkverbindung benötigt. Wir haben eine externe Festplatte benutzt, denn sie ist relativ schnell und bietet in unserem Fall genügend Speicherplatz. Aufzupassen gilt es beim Dateisystem: USB-Sticks und –Festplatten werden meist als FAT32-Laufwerke geliefert, was für die Kompatibilität gut ist (Mac OS X kann ohne Zusatzprogramm von NTFS nur lesen, nicht schreiben), aber bei den E-Mails zum Verhängnis werden kann. Thunderbird speichert die E-Mails pro Ordner in einer Datei, was bei einer maximalen Dateigröße bei FAT32 von 4 GB als Problem enden kann. Es sollte also sichergestellt werden, dass keine Datei größer ist als 4 GB, ansonsten sollte die Netzwerkverbindung genutzt oder das Speichermedium mit NTFS formatiert werden.

Zudem können bestimmte Erweiterungen in Firefox und Thunderbird zu Problemen werden, nämlich diejenigen, die auf das System zugreifen wollen. Darunter fällt etwa die Java-Erweiterung (nicht das Plugin) oder Add-ons wie Flashgot. Als Faustregel gilt: Alles, was ausschließlich in der Anwendung eine Funktion hat, ist potenziell harmlos. Alles andere sollte noch auf dem Windows-Rechner deinstalliert oder zumindest deaktiviert werden. Im Folgenden wird die Migration ausführlich für den Firefox erklärt, für andere Mozilla-Anwendungen verhält es sich ähnlich, deshalb verzichten wir beim Thunderbird darauf, uns zu wiederholen.

Firefox: Vorspiel auf dem Mac

Zuerst einmal benötigen wir natürlich den Firefox auf dem Mac. Dazu laden wir uns selbigen auf mozilla.com herunter, das Disk-Image wird automatisch geöffnet und wir ziehen den Firefox in den Programme-Ordner. Von dort aus können wir ihn starten. Wir werden anschließend gefragt, ob er Lesezeichen u.ä. importieren darf. Das darf er nicht! Die zweite Frage, die der Mozilla-Browser stellt, ist, ob er der Standardbrowser auf dem Mac werden darf. Die Antwort darauf ist egal, da der Mensch aber ein Gewohnheitstier ist, dürfte die Antwort in vielen Fällen positiv ausfallen. Nun beenden wir den Firefox wieder (CMD + Q). Sinn der Übung war, ein leeres Profil anzulegen, dazu kommen wir später noch einmal.

Firefox: Profilsicherung auf dem PC

Wer mit einem USB-Massenspeicher arbeitet, sollte diesen jetzt an seinen PC anschließen. Was wir brauchen, ist der „Profiles“-Ordner vom Firefox. Dieser liegt bei Windows Vista und 7 formschön in
c:Users{Benutzername}AppDataRoamingMozillaFirefoxProfiles
und bei Windows XP in
c:Dokumente und Einstellungen{Benutzername}AnwendungsdatenMozillaFirefoxProfiles
Am einfachsten kommen wir dort hin, indem wir [Win]+E drücken (es öffnet sich ein Explorer-Fenster) und in die Adresszeile den Pfad einfügen (nicht vergessen {Benutzername} durch den Anmeldungsnamen zu ersetzen). Was wir dort vorfinden, ist ein Ordner, der einen komischen Namen trägt. Unserer hieß etwa „ xpk17xrn.default“. Es sollte nur einen davon geben. Diesen kopieren wir auf den USB-Massenspeicher bzw. in die Netzwerkfreigabe.

Firefox: Profilimport auf dem Mac

Nun können wir den USB-Datenträger sicher auswerfen (Icon im System Tray) und ihn an den Mac anschließen, bzw. mit dem Finder die Netzwerkfreigabe ansteuern, in der unser Profil liegt. Finder ist ein gutes Stichwort, denn diesen müssen wir nun öffnen. Dazu eignet sich ein [Ctrl]+Klick auf das Finder-Symbol im Dock, „Neues Fenster“. Es öffnet sich ein Finder-Fenster, das bereits den eigenen Home-Ordner präsentiert. Dort klicken wir uns wie folgt durch: Library -> Application Support -> Firefox -> Profiles. Hier sehen wir nun ebenfalls einen Ordner mit automatisch generiertem Namen, bei uns hieß er „6pkm4rqc.default“.

Dort enthalten ist das leere Profil, das wir im Vorspiel erstellt haben. Also öffnen wir den Ordner und löschen den gesamten Inhalt heraus ([CMD]+[A], [CMD]+[Rücktaste]). Nun kopieren wir den Inhalt des Windows-Profil-Ordners in den jetzt leeren Mac-Profilordner.

In unserem Beispiel müssen alle Dateien von xpk17xrn.default (von der Sicherung) in den Ordner 6pkm4rqc.default (auf der Mac-Festplatte) kopiert werden. Wenn der Kopiervorgang abgeschlossen ist, kann der Firefox auf dem Mac wieder gestartet werden und sollte detailgetreu die letzte Sitzung aus der Windows-Welt präsentieren, wozu Erweiterungen, Einstellungen, Passwörter, Lesezeichen und Cookies gehören.

Thunderbird-Umzug

Der Thunderbird-Umzug funktioniert ganz ähnlich wie der Firefox-Umzug. Thunderbird muss zunächst einmal heruntergeladen und in den Programme-Ordner kopiert werden, auch hier muss er einmal gestartet (bei der Import-Frage „Abbrechen“ klicken) und wieder beendet werden ([CMD]+[Q]). Auf geht’s zur Windows-Maschine und dort brauchen wir einmal mehr „den Ordner mit dem komischen Namen“, diesmal ist er aber woanders versteckt:
C:Users{Benutzername}AppDataRoamingThunderbirdProfiles
für Windows Vista oder 7 bzw. c:Dokumente und Einstellungen{Benutzername}AnwendungsdatenThunderbirdProfiles für Windows XP. Dessen Inhalt ersetzt nun den Inhalt seines Bruders auf dem Mac, der sich in ~/Library/Thunderbird/Profiles verschanzt hält. Das Tilde-Zeichen deutet hierbei an, dass der Library-Ordner im Home-Ordner gemeint ist. Nun kann der Thunderbird wieder gestartet werden und sollte exakt wie vorher noch auf der Windows-Maschine die E-Mails präsentieren.

Zugabe: Import in Mail

Im Vergleich zu Mail, das direkt bei Mac OS X dabei ist, hat Thunderbird ein bisschen mehr Hunger nach Arbeitsspeicher. Je nach Ausstattung des Macs (und Anzahl der E-Mails) kann das mitunter ärgerlich sein, weil der Mail-Client den ganzen Computer bremst. Es kann auch andere Gründe geben, Apple Mail zu präferieren – und alle diejenigen Anwender können ihre Thunderbird-Mails zu Apple Mail importieren.

An dieser Stelle sei ein Wort der Warnung angebracht: Wer wirklich viele Mails hat, darunter Spam-Mails und/oder oft Mails löscht, der sollte sich das lieber noch einmal überlegen. Thunderbird, wie auch schon dessen Vorgänger in Form von Netscape Communicator und Mozilla Suite, „löschen“ und „verschieben“ E-Mails, indem sie die Nachricht nur als gelöscht brandmarken. In den Dateien ist sie allerdings weiterhin vorhanden. Mail kommt mit dieser Markierung offensichtlich nicht klar und importiert dann die gelöschten, verschobenen und als Spam markierten E-Mails in den Posteingang. Dies bedeutet, dass nach dem Import eine undankbare Handarbeit angesagt ist, um dem Chaos wieder Herr zu werden. Für alle, die eine überschaubare Menge an E-Mails auf ihrer Festplatte horten, hier nun die Anleitung zum Import:

Wir starten Mail. Mail wird uns nach Zugangsdaten für ein neues Postfach fragen. An dieser Stelle geben wir bereits unsere Zugangsdaten ein (bzw. bei bekannten Free-Mailern erkennt Mail anhand der E-Mail-Adresse und des Passworts die korrekten Server). Im Menü „Ablage“, „Account hinzufügen“ sollte dies für alle weiteren Zugänge (falls gewünscht und vorhanden) wiederholt werden. Nun kann importiert werden. Dies geht im Menü „Ablage“, „Postfächer importieren“. Es öffnet sich ein Dialogfeld, das auffordert, den alten Mail-Client zu bestimmen. Wir wählen Thunderbird. Nun kommt es darauf an, ob wir das Thunderbird-Profil tatsächlich bereits auf den Mac portiert haben. Wer sich sicher ist, lieber Mail nutzen zu wollen, brauchte das nicht zu tun, denn Mail fragt nach dem Ordner, in dem das Thunderbird-Profil liegt. Das kann selbstverständlich im Library liegen, wo Thunderbird selbst danach suchen würde, es kann aber auch auf der externen Festplatte liegen. Diesen Ordner geben wir an, Mail dreht kurz den Kreisel und fragt dann, welche Ordner importiert werden sollen. Aufgelistet werden alle Ordner (Systemordner wie Posteingang oder Versendet werden unter ihrem englischen Begriff dargestellt), die im Profil vorhanden sind.

Anschließend dauert es eine Weile, bis Mail alle E-Mails importiert hat. Je nachdem, wie viel Ordnung man gerne im Postfach hätte, müsste man nun die alten Mails wieder neu einordnen. Außerdem ist es nach dem Import vieler E-Mails ratsam, einen Neustart durchzuführen, weil die Aktion zeitweise eine Menge Speicher braucht, der dann nur nach und nach wieder freigegeben wird.

Damit wären die ersten essentiellen Daten auf dem Mac angekommen. Im nächsten Teil zeigen wir euch, wie ihr eure iTunes-Datenbank von Windows auf den Mac portiert, sodass ihr weiterhin euer iPhone synchronisieren (statt nur zurücksetzen) könnt.


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