GamesCom: Im Gespräch mit PES für iPhone Producer Axel de Rougé

Alexander Trust, den 24. August 2010
GamesCom 2010
GamesCom 2010 – Zappelphilipp auf der Bühne, Foto: Frederic Schneider

Im Rahmen der GamesCom 2010 hatten wir die Gelegenheit bekommen mit dem Producer von PES 2010 für iPhone zu sprechen. Axel der Rougé von Konami ist normalerweise in Paris verortet, macht auf Geheiß seines Arbeitgebers aber Ausflüge zu großen Events mit, um vor Ort mit Presse- und Medienvertretern in Kontakt zu kommen.

Das Gespräch mit Axel de Rougé, dem „Head of Mobile Development“ bei Konami Europe war durchaus sehr ergiebig, hat es uns immerhin ein paar Hintergründe zum Entstehensprozess von PES 2010 vermittelt, aber auch grundsätzliche Einsichten in die Hierarchien von Konami geboten.

Japan entscheidet

Auf die Frage, warum Pro Evolution Soccer so lange auf einen Release auf der iPhone-Plattform warten musste, wies Axel de Rougé auch in Richtung Japan. Zum einen habe die Entscheidungsfindung dort ein wenig auf sich warten lassen, zum anderen hätte man die Plattform einfach unterschätzt. Das Mobile-Department von Konami hatte zuvor Jahre lang hauptsächlich Java-Games entwickelt. Vor Beginn der Programmierung von PES 2010 stand die Frage – was tun? Portiert man eventuell eine Version von einem anderen Handheld? Grafiken des Nintendo DS würden auf dem iPhone aber keine gute Figur machen. Schließlich entschied man sich dazu, Pro Evo von Grundauf neu zu entwickeln.

Startschwierigkeiten

Grundsätzlich ist man mit der Entwicklung des Franchise auf der Plattform zufrieden. Doch bei der Veröffentlichung des Titels hatte Konami das Nachsehen, weil zeitgleich die Konkurrenz von EA (FIFA 10) und Gameloft (Real Football 10) ihre Spiele einerseits schon lange auf dem Markt hatten, gleichzeitig aber zum Release von PES 2010 den Preis binnen einer Woche temporär auf 79 Cent reduzierten. De Rougé gab nicht der Konkurrenz die Schuld, immerhin sei man spät dran gewesen zu diesem Zeitpunkt und außerdem hätte man es wohl genauso getan, wäre man in der Position dazu gewesen.

Kein Billigprodukt

Aktuell wird PES 2010 preisreduziert für 3,99 Euro angeboten. Der eigentliche Preis von 7,99 Euro sei darüber hinaus ein großes Thema gewesen. Einerseits weil man damit zu jeder Zeit teurer als die Konkurrenz gewesen war, andereseits innerhalb des Konzerns. Die – vorsichtig ausgedrückt – konservative Chefetage wollte ein namhaftes Franchise wie Pro Evo nicht für nen Appel und nen Ei anbieten. De Rougé schloss aus, dass PES 2010 oder nachfolgende Produkte aus der Reihe jemals für 79 Cent verramscht werden würden. Ein durchaus nachvollziehbarer Punkt, wenngleich der Produzent aus Frankreich ebenfalls darauf hinwies, dass Apple mit der Preisgestaltung des App Store seine Kunden an derlei Preise gewöhnt habe. Es sei allerdings auch wirtschaftlich schwer vertretbar, ein Spiel so billig anzubieten, für das mehrere Dutzend Entwickler ein gutes Jahr Arbeitszeit investiert hätten.

PES 2011

Der Nachfolger zu PES 2010 soll im Oktober in den App Store kommen. Das Spiel soll gegenüber dem Vorgänger Multiplayer über Bluetooth und WiFi anbieten. Allerdings wies Axel de Rougé daraufhin, dass die Performance von Mehrspielerpartien sowohl über Bluetooth als auch WiFi nicht für alle Genres gleichermaßen geeignet sei. Mit ein Grund, warum man in PES 2010 noch darauf verzichtete. Eine Facebook-Anbindung in der Form, dass man auf der Pinnwand mitteilen kann, gegen den eigenen Freund X gewonnen zu haben, soll helfen, die Marke über Social Networking bekannter zu machen und die Reichweite des Spiels steigern helfen. Außerdem wird die Lizenz des UEFA Super Cups Einzug halten in das neue Spiel.

Feedback und Wettereffekte

Konami war erstaunt darüber, dass man zwar versucht hat, Casual- und Core-Gamer mit unterschiedlichen Steuerungsmechanismen in PES 2010 zufriedenzustellen – es sollen jedoch vor allem die Core-Gamer gewesen sein, die Konami für den Nachfolger mit Feedback unter die Arme griffen. Beispielsweise hatte man in PES 2010 bereits Wetteeffekte in der Art eingebaut, dass der Rasen z. B. im Schnee anders gefärbt ist und sogar die Ballphysik leicht unterschiedlich ist. In Diskussionen mit Spielern stellte sich heraus, dass es gar nicht so sehr auf die Ballphysik ankam, sondern dass diese vor allem gerne Schnee rieseln und Regentropfen fallen sehen wollten. Derlei „visuelle“ Wettereffekte werden in PES 2011 entsprechend Einzug halten.

Abwärtskompatibilität

Manche Effekte oder Features werden auf alten Geräten nicht laufen. Grundsätzlich versucht man bei Konami aber immer die Abwärtskompatibilität zu garantieren. Ausgangspunkt bei der Entwicklung ist aber dennoch zunächst immer die modernste Hardware-Plattform. Bei PES 2010 hatte man das iPhone 3GS als Ausgangspunkt betrachtet, bei PES 2011 rückt das iPhone 4 in den Fokus.

Ausblick auf weitere Spiele

Natürlich wollten wir auch wissen, welche Spiele wir in der nächsten Zeit von Konami erwarten dürfen. Hochpreisspiele seien in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Vier neue Spiele seien aber in der Pipeline, wovon aber wohl nur zwei den Weg nach Europa finden werden. Das liegt unter anderem daran, dass Konami verstanden hätte, dass „Frogger“ in Europa keine wirklich große Rolle spielt. Bei einem der Titel handelt es sich um ein Line-Drawing-Game, wie Konami es schon ein, zwei Mal probiert hat – mal mit mehr (Field Prowlers: Police Rush) mal mit weniger Erfolg (Draw Parking).

Ebenfalls nach Europa kommt ein Spiel, über das Axel de Rougé uns nicht allzu viel erzählen wollte, außer, dass es sich um etwas vollkommen Neues handelt. Die Finger der Spieler sollen den Beinen der Spielfigur entsprechen. Und vor Beginn der Entwicklung stand die Frage, ob man dieses Spiel für Microsofts Kinect oder aber die iPhone-Plattform umsetzen sollte. Das Spiel soll Mitte Oktober in den App Store kommen.

Konamis Fazit lautet: Man sei zufrieden mit der Plattform, es festigt sich jedoch der Eindruck, mit Casual-Games erfolgreicher sein zu können. Besonders am Herzen liegt de Rougé Wire Way, das er ebenfalls betreute, aber dessen Erfolg auf der Plattform bislang überschaubar geblieben sei, und das, wo sich das Spielprinzip prima für den Touchscreen eignet.


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