Kolumne: Festplattenheizung und Blinkenlights

rj, den 11. September 2010

Apple dissen ist fast ebenso lame wie übers Wetter zu kolumnieren, kombiniert gehts aber. Für die kalte Jahreszeit ist Apple-Hardware größtenteils ungeeignet, für mich jedenfalls. Denn irgendwann will ich meine Wohnung allein mit Servern und RAID-Arrays heizen und per globalem Scandisk die Temperatur hochregeln. Stromsparende Apple-Laptops sind da schlicht ungeeignet, ich prangere das an. Weiter stört die niedrige LED-Dichte auf Apple-Hardware angesichts der kürzer werdenden Tage.

Vor den wirren Wohnungsgestaltungsideen aber die Wochenaufreger. Bislang wurde über Googles Instant Search insbesondere unter dem Blickwinkel diskutiert, was die neuen, sofort aufklappenden Suchergebnisse Googles für Adwords-Kunden und Suchmaschinenoptimierer bedeuten, die implizite Relevanz von Firmen- und Produktnamen, die Google via Reihenfolge der Wortvorschläge vermittelt, wurde weniger betrachtet.

Dabei ist schon am Anfang des Google-Alphabets der Aufreger schlechthin zu finden. Aldi vor Apple. Was will Google damit zum Ausdruck bringen und vor allem: was tut Marktkauf? Microsoft zu schlagen, sollte dann doch zumindest drin sein. Zu AOL will ich gar nichts sagen, das ist einfach gruselig. Die ARD wiederum bringt mich zum Phänomen „Depublizierung“, das noch immer längst nicht die Aufmerksamkeit hat, die es verdient. Nach wie vor fliegen öffentlich gebührenfinanzierte Inhalte aus dem Netz.

 Update vom 17.03.2021: Dieser Beitrag enthielt ein Video auf YouTube, das es heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben wir es entfernt.

Genug von Google-Suchergebnissen für „A“. Bei anderen Buchstaben siehts besser aus, immerhin. Insbesondere das I hat Apple gepachtet, auf „IP“ hat man gar ein Quasimonopol.

Ein schönes Google-Alphabet dichtete man, wo sonst, auf Boingboing.

A is for Amazon, to get all your books.
B is for Bank of America, which holds all your crooks.
C is for Craigslist, no services adult.
D is for Dictionary, to define your result.
E is for eBay, to spend all your cash.
F is for Facebook, web pages like trash.

Komisch, eine Woche voller iPods, und ich rede nur über Google. Neben der appletechnisch weniger spannenden Instant Search dringt der Suchmaschinenriese weiterhin auf bislang apple-dominierte Geschäftsfelder vor. Was nichts schlechtes sein muss – dass der Android-Marktanteil im Smartphonesektor größer als der Apples ist und weiter steigt, wird von manchen ja als Anlass dafür angesehen, dass Apple endlich die Entwicklerbestimmungen in Sachen iOS-Apps gelockert hat. Neben den knallharten Smartphonemärkten scheint neben Apple nun auch Google außerdem „one more hobby“ zu pflegen: Google TV soll 2011 kommen. Ist das die „Therapie gegen das Apple-Virus“, von der Acer-Gründer Stan Shih diese Woche sprach? Apple sei ein Virus, der PC-Markt sowas wie die Therapie dagegen. Das ständig aggressiv mutierende Applevirus werde vom PC-Markt aber wahrscheinlich isoliert – „evolutionär“ wachsende Märkte seien immer stärker als der gewesen als der „revolutionäre“ Ansatz, der von Apple verfolgt werde. Eine schöne Metaphernspinnerei, bei der man gern mitspinnen möchte – Shih als Acer-Gründer ist dann vermutlich das Agar-Agar in der Petrischale, die ihm leider mitsamt der darin gezüchteten Rechnerbakterienkultur und einigen Tassen beim Digitimes-Interview aus dem Schrank gefallen ist.

Zum Wetter. Ein befreundeter Sysadmin schickte vor Jahren mal eine Beschwerdemail zum deutschen Wetterdienst, besseres Wetter kriegte er keins, aber eine freundliche Einladung zum Kaffee, sollte er im Lande sein. Wen die aktuellen Temperaturen stören, muss selber Hand anlegen. Ökologisch sinnvolle, stromsparende Hardware ist unter anderen Gesichtspunkten selbstredend eine wunderbare Sache und niemand wird sich ernsthaft beschweren wollen, dass man sich an aktuellen Apple-Laptopgenerationen nicht die Oberschenkel verbrennt. Aber selbst ein iPad-beheiztes Kopfkissen, auf dem man nach der Gutenachtlektüre entspannt einschläft, ersetzt nicht die schummrige Wärme in der Rechnerecke nach zwei Stunden Ego-Shooter.

Statt zu wärmenden, festplattenintensiven Defragmentierungen wird einem für den Mac gar zur kommandozeilenbasierten Systemoptimierung geraten, bei der es einem allenfalls anschließend kalt den Rücken herunterlaufen wird.

Die bereits erwähnte Festplattenheizung ist auch bedingt durch den Trend zum NAS im Keller nicht mehr ganz aktuell. Google-Suchen nach Festplattenheizungen fördern gar tatsächlich beheizte Festplatten für Outdoor- und Militäreinsatz zu Tage. Warme Rechner gegen kalte Tage: bei Apple eher Fehlanzeige. Bei aller Liebe: zuhause heize ich immer noch mit Windows.

Die Time Capsule krankt gleich unter zwei Defiziten in Sachen rechnerzentrierter Wohnungseinrichtung. Ein weiteres Fernziel meinerseits besteht in einem komplett LED-beleuchteten Weg vom Bett bis zum Bad, der auch bei ausgeschalteter Beleuchtung einen nächtlichen Toilettengang ausreichend erhellt. Mit Apple-Gerät kaum zu schaffen, da muss man zu Horstboxen und Netgear-Routern greifen. Wo bleibt eigentlich das Positive? Gute Frage angesichts der Konfrontation mit metallic-pinken iPod nanos. Tut’s ein Pferd im Apple-Store?

Sorry, mehr Schönes ist die Woche im Netz nicht passiert. Heute gibts außerdem keinen Rausschmeißer, sondern stattdessen ein wenig abschließende Agitation und Propaganda. Heute Mittag ist in Berlin die „Freiheit statt Angst“-Demonstration. Man soll als Demonstrant dort nicht einmal mehr anlasslos von der Polizei gefilmt werden, preist die gnädige Obrigkeit! Jedenfalls: Hingehen macht die Welt besser, und wer fernab von Berlin sein Dasein fristen muss, international geht einiges zum Action Day „Freedom not Fear“. Auch jenseits der Demo gibt es genügend Möglichkeiten, sich zu beteiligen.

Schönes Wochenende.


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