Ping: Wozu taugt Apples Social Network inzwischen?

rj, den 22. September 2010

Eine Kurzumfrage in der Redaktion führte zum niederschmetternden Ergebnis, dass praktisch niemand Ping aktiv nutzt. Bei aller bei Macnotes gern geübten Apple-Kritik: Desinteresse in diesem Ausmaß ist ungewöhnlich. Grund genug zu fragen, ob wir die Ausnahme oder die Regel sind. Wer nutzt denn Ping, und wofür? Bleibt’s beim Verdikt der Totgeburt, oder übersehen wir die Potentiale?

Die ersten Ping-Eindrücke waren mittel – geändert hat sich technisch praktisch nichts. Immerhin trifft man inzwischen eine größere Zahl an Usern an und auch die Bands sind stärker vertreten. Die Masse macht’s, das Netzwerk lebt von den Usern – treffen diese Trivialerkenntnisse auch bei Ping zu? Tendenziell eher nicht, denn die Masse macht offenbar wenig bis nichts.

Das liegt unter anderem daran, dass es wenig Anreiz gibt, Ping überhaupt zu nutzen. Nach wie vor ist Ping nur mit einem unscheinbaren Link auf iTunes präsent. Beim iTunes-Stöbern ist keinerlei „Lerneffekt“ zu sehen, der sich beispielsweise an den gefolgten Bands orientiert. In Ping selbst erstrahlt das Usability-Elend nach wie vor mit all seinen Unzulänglichkeiten. Umständlichste Navigation, Sackgassen, fehlende Möglichkeiten, Nachrichten und Status-Updates ohne konkreten „Aufhänger“ zu posten – Ping ist nach wie vor nichts Halbes und nichts Ganzes und wirkt, als ob den Entwicklern auf halbem Weg die Lust verloren ging.

Gebaut wird offenbar aber nicht mehr – so bleibt die letzte Option, die Kollege Dobschat einmal mehr klar benennt: „ping fehlt schlicht und ergreifend die anbindung an andere netzwerke, vor allem last.fm, twitter oder auch – wenn sein muss – myspace oder facebook – so isoliert ist das nix.“

Nur hat Facebook dankend abgelehnt, was die Kooperation mit Apple angeht, und so steht nach wie vor eine halbfertige „Musikcommunity“ im ohnehin aufgeblasenen iTunes herum. Die man nun immerhin nutzen kann, um einigen Bands mehr zu folgen, die neben den Unvermeidlichkeiten wie Lady Gaga, Coldplay und Shakira präsent sind. Dass man nicht nur die Interpreten zu Gesicht bekommt, mit denen man ohnehin bereits an allen Ecken konfrontiert wird, will indes nach wie vor nichts heißen: es ist ja schön zu erfahren, dass Nirvana nun mit Trent Reznor und Soundgarden mit Pearl Jam befreundet sind, nur wird man auch ohne diese Information dereinst ins Grab sinken können, ohne Entscheidendes verpasst zu haben. Was zugegebenermaßen für praktisch alles gilt, was in den einschlägigen Netzen passiert, aber auf Ping ist es darüber hinaus eben langweilig, schlecht bedienbar und generell lieblos umgesetzt. Dass von der Speerspitze der Online-Musikrevolution generell ein wenig mehr erwartet werden kann, muss für die Komplettenttäuschung gar nicht mehr mitbedacht werden.

Angesichts der kargen Inhalte fallen umso mehr die Informationen auf, die man an sich gerne vermieden hätte. „Ping ist epicfail“, fasst Kollege Trust die hier geäußerte Ansicht etwas wortkarger, aber nicht minder zutreffend zusammen, während Kollege Zellmer gar bekundet, Ping noch nicht einmal angeklickt zu haben. Was uns zur abschließenden Frage bringt: Verpasst er etwas? Und falls ja, was? Hinweise auf möglicherweise doch vorhandene Ping-Nutzwerte werden erfreut entgegengenommen.


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