Test: iPod touch 4G

kg, den 24. September 2010
iPod touch 4G
iPod touch 4G, Bild: Apple

Apple unterzog nicht nur den iPod shuffle und den iPod nano einem Update. Der iPod touch 4G kommt mit besserem Prozessor, zwei integrierten Kameras, sowie einem Retina-Display. Auch am Design tat man ein bisschen was. Wir unterzogen den neuen High-end-MP3-Player einem Test und stellten ihn gerade hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit dem iPhone 4 gegenüber.

Design

Das erste, was beim Blick auf den iPod touch der vierten Generation auffällt, ist die neue Front. Sie sieht nun einheitlich schwarz aus, was unter anderem am nun verbauten Retina-Display liegen dürfte. Zudem ist das Gerät im Vergleich zum vorherigen iPod touch-Design etwas schlanker, das Edelstahlcase hält sich an der Front dezent zurück. Wie bereits beim Vorgänger ist die Front fettabweisend und lässt sich einfach reinigen.

Auch die Rückseite wurde überarbeitet: Sie ist wieder etwas kantiger als die des Vorgängers, dies dürfte unter anderem der nun verbauten Kamera geschuldet sein, die ein Redesign des Gehäuses nötig machte. Alle Tasten sind etwas nach innen gerutscht, statt wie bisher am Rand zu liegen. Dies stellt sich leider als Nachteil heraus: Sowohl Standby-Knopf als auch Lautstärkeregler haben ungewohnte Druckpunkte, die auch nach einiger Benutzung noch unhandlich sind. Neu ist die Lautsprecheröffnung, die allein wegen der Kamera durchaus Sinn ergibt, außerdem lassen sich FaceTime-Gespräche damit einfacher durchführen.

Wie alle Modelle vorher sammelt die Edelstahlrückseite unerfreulich früh Kratzer, schon nach einer Woche waren die Gebrauchsspuren kaum zu übersehen.

Abhilfe hätte eine Rückseite aus gebürstetem Edelstahl bzw. Aluminium geschaffen, dies hätte zudem zur aktuellen Unibody-Optik gepasst. Etwas unglücklich ist außerdem das Design von Kopfhörerport und Dockanschluss: Beide sind so schräg, dass die Stecker zum Teil offenliegen, das Ladekabel lässt sich nur mit viel Gefühl in den Anschluss stecken.

Das Display

Retina ja, IPS nein: Die Auflösung ist bei iPhone 4 und iPod touch 4G gleich, mit 960×640 Pixeln erreicht es eine Pixeldichte von 326ppi. Mangels IPS ist der Betrachtungswinkel kleiner, schaut man etwas schräg auf das Display, sind die Farben nicht so leuchtend. Das ist unserer Ansicht nach zu verkraften und führt nur in wenigen Situationen zu Beeinträchtigungen bei der Nutzung. Gerade im Vergleich zu vorherigen iPod touch-Generationen kann die vierte Generation in Sachen Display voll und ganz punkten. Möglicherweise war die Entscheidung gegen das IPS-Panel auch eine für das Zielpublikum des iPod touch: Dieser wird unter anderem auch als Spielekonsole vermarktet. IPS-Panels sind üblicherweise immer etwas träger als die normalen Varianten – für Gaming wäre dies ein echter Nachteil gewesen.

Sound, Musik, Video

Wie bereits seine Vorgänger ist der iPod touch 4G kein Soundwunder. Immerhin hat man im Vergleich zum iPod touch 3G am Kopfhörerklang gearbeitet: Von Übersteuerung ist selbst mit den beigelegten Apple-Kopfhörern nichts zu spüren, unabhängig von der gewählten Lautstärke und der Musikrichtung. Interessant dabei: Der iPod touch scheint von der Grundlautstärke her besser zu sein als andere aktuelle Apple-Geräte, denen eine geringe Maximallautstärke nachgesagt wird (beim iPod shuffle ist dies unter anderem der Fall).

Ein komplettes Desaster ist hingegen der interne Lautsprecher, der vor allem im Bassbereich keine brauchbaren Ergebnisse abliefert. Auch der Equalizer schafft hier kaum Abhilfe. Grundsätzlich sollte man sich allerdings bei diesen Testergebnissen immer vor Augen führen, dass der Lautsprecher des iPod touch vor allem auf Grund der Bauweise des Geräts schwächelt: Es steht kaum Resonanzkörper zur Verfügung, die Verarbeitung ist so kompakt, dass nur die Lautsprecheröffnung den Ton weitergibt. Da gesellt sich zum flachen Design auch schnell ein flacher Sound.

Neben Musik spielt der iPod touch natürlich, wie seine Vorgänger, auch Videos ab. Wer auf ein großes Format verzichten kann, für den eignet sich der iPod touch auch als portabler Videospieler – das Retina-Display liefert ein gutes Bild.

Systemleistung

Der iPod touch 4G verfügt über eine ähnliche Hardwarekonstellation wie das iPad: Integriert ist der Apple A4-Prozessor mit 256MB Arbeitsspeicher und 1GHz Taktfrequenz. Zum direkten Vergleich: das iPhone 4 verfügt über den gleichen Prozessor, allerdings mit 512MB RAM. Den Unterschied zwischen beiden Geräten merkt man allerdings im Alltagseinsatz nicht, die Performance von iPhone 4 und iPod touch 4G ist nahezu identisch – was unter anderem auch daran liegen könnte, dass die meisten derzeit verfügbaren Apps nicht so RAM-hungrig sind.

Der Akku

Auch wenn man nach zwei Wochen nur bedingt von echten Erfahrungswerten sprechen kann, hier einige Anmerkungen zum Akku: Apple verspricht 40 Stunden Laufzeit im iPod-Modus, diese schaffte er im Test allerdings nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. Ein Faktor ist das WiFi: Sobald es aktiviert ist, zieht es auch im Standby-Modus den Akku mit der Zeit leer. Wenn man es nicht braucht, sollte man es folglich besser deaktivieren, um möglichst lange etwas vom Akku zu haben. Ein weiterer nicht unwichtiger Faktor ist die Displayhelligkeit: Zieht man diese zu hoch, leert sich der Akku recht schnell.

Abseits der Apple-eigenen Angaben können wir noch einige Beobachtungen hinzufügen: Die Akkuanzeige ist nur bedingt exakt, zeigt teils falsche Werte an – man sollte sich also besser nicht darauf verlassen. Beispiel: Selbst bei halber Ladebalkenfüllung war der Akku im Test teils nach wenigen Stunden leer. Nutzt man die Kamerafunktion des iPod touch 4G, muss man sich außerdem darauf gefasst machen, dass der Akku sich um einiges schneller leert als sonst.

Die Kamera

Wer von der integrierten Kamera Wunder erwartet, den müssen wir an dieser Stelle enttäuschen: Statt der im iPhone verbauten 5-Megapixel-HD-Kamera wurde bei iPod touch 4G eine 0,7-Megapixel-Kamera verbaut, die HD-Videoaufnahmen (720p) mit 30fps sowie Standbilder mit einer Auflösung von 960x720px erlaubt. Lediglich die Frontkamera ist bei beiden Geräten gleich: Sie liefert eine VGA-Auflösung. Dem iPod touch 4G fehlt außerdem die Blitzleuchte – es gibt schlimmeres, wie wir finden.

Um die Kameras von iPhone 4 und iPod touch 4G vergleichen zu können, haben wir sie unter vergleichbaren Testbedingungen auf die Probe gestellt. Einen klaren Sieger gibt es unserer Ansicht nach aber nicht, obwohl die Kamera des iPhone 4 in der Theorie besser sein müsste als die des iPod touch.

Im folgenden zeigt sich die Aufnahmequalität beider Kameras im Video-Modus:

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Es ist Geschmacksache, welcher Film besser gefällt, teamintern konnte der iPod touch besser punkten: Die Farben sind insgesamt etwas natürlicher, gerade bei Schwenks wirkt die Kamera des iPhone 4 etwas heller. Genau anders herum ist es beim Fotografieren: Die iPhone 4-Kamera liefert die höhere Fotoauflösung, das macht sich spätestens bei der großformatigen Ansicht bemerkbar. Außerdem wirken die Bilder des iPhone 4 natürlicher, wenn auch die Weißabgleichwerte teils zu hoch sind.

Wer also ein Gerät sucht, das in Sachen Video taugt und dafür auf qualitativ hochwertige Fotos sowie einen Blitz verzichten kann, dem sei an dieser Stelle der iPod touch 4G wärmstens empfohlen – sofern es ein Gerät aus dem Hause Apple sein soll, ansonsten tun es im Bereich HD auch Flip, Kodak und Co. Ein Vorteil, den der iPod touch 4G im direkten Vergleich zu normalen Digitalkameras mitbringt ist die Möglichkeit, mittels iMovie direkt auf dem Gerät Filme schneiden zu können. Dies funktioniert genauso einfach wie auf dem iPhone 4, wir verweisen aus diesem Grund gerne auf unseren Test von iMovie für iPhone.

FaceTime

Genau wie das iPhone 4 unterstützt der iPod touch 4G FaceTime, Apples neues Videochat-Angebot. Es erfordert eine WiFi-Verbindung sowie einen Mail-Account und eine Apple-ID, die vor der ersten Benutzung bei Apple für FaceTime freigeschaltet werden muss.

Dazu erhält man eine Mail, mit der die E-Mail-Adresse geprüft wird. Erst danach kann man FaceTime auf dem Gerät aktivieren. Bei Bedarf kann man mehrere Mailadressen für FaceTime hinzufügen, zum Beispiel dann, wenn man verschiedene Arten von Kontakten hat.

FaceTime-Gespräche lassen sich direkt innerhalb der FaceTime-App initiieren, dies funktioniert sowohl mit Mailadressen als auch mit Telefonnummern. Hier zeigt sich aber bereits eines der Probleme, das man damit bekommen kann: Man kann Telefonnummern und Mailadressen „anwählen“, die nicht mit FaceTime verbunden sind. Man muss also vorher wissen, ob die Mailadresse/Telefonnummer tatsächlich FaceTime-fähig ist, außerdem gibt es kaum Möglichkeiten, vor dem „Anrufen“ zu prüfen, ob der Kontakt überhaupt verfügbar ist.

FaceTime selbst funktioniert genauso wie auf dem iPhone 4: Anrufen und loslegen. Die Bildqualität bei den FaceTime-Gesprächen ist gut, ebenso wie das Handling. Erhält man eine FaceTime-Einladung, klingelt der iPod touch 4G genau wie das iPhone mit dem jeweils gewünschten Klingelton – einen Vibrationsakku, wie kurz nach dem Release noch gemunkelt wurde, hat das Gerät übrigens nicht.

Fazit

Zu einem Preis ab 229€ ist der iPod touch 4G eindeutig sein Geld wert. Die Kamera ist zwar nicht hochklassig, in der Preislage aber durchaus zu verkraften. Auch die Option, FaceTime-Gespräche führen zu können, ist ein Pluspunkt des iPod touch 4G – interessant wird es allerdings ohnehin erst, wenn sich FaceTime immer weiter auf verschiedene Geräte und Plattformen verbreitet.

Grundsätzlich sollte man den iPod touch 4G als MP3-Player mit Mehrwert sehen, mit dem man nicht nur Musik und Videos anhören/anschauen kann, sondern auch Spiele spielen, Mails lesen, Surfen, seine Termine verwalten und Filme sowie Fotos aufnehmen kann.

Während Apple beim iPod touch 3G darauf verzichtet hat, die günstigste Version ebenfalls mit allen Funktionen der teureren Modelle auszustatten (vor allem der Prozessor war damals ein nicht unbeträchtlicher Faktor, der viele dazu gebracht hat, sich nicht das günstigste Modell zu kaufen), ist dies beim iPod touch 4G nun nicht der Fall. Minimale Abzüge gibt es dafür, dass der iPod touch bereits nach wenigen Wochen mit vorsichtiger Benutzung bereits starke Gebrauchsspuren trägt – es wäre wohl sinniger, das Gerät künftig direkt mattiert anzubieten.


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