Kolumne: A for Attack

rj, den 25. September 2010

Der erste Cyberwarfare, die wichtigsten Gedenktage, Steve Jobs wird quadratisch, Apple mordet das Ruhrgebiet und worüber hat sich die Netzgemeinde echauffiert? Über XSS-Lücken auf Twitter und Facebook-Ausfälle. Wahrhaftig, o Masse, unergründlich ist deine Weisheit. Im Gegensatz immerhin zu jener des Internet-Pioniers und selbsternannten Medienkritikers Clifford Stoll, denn der ist ein Vollidiot.

Zum Angriff. Frank Rieger vom CCC hat einige interessante Gedanken zum Stuxnet-Trojaner geäußert, der seltsamerweise nur im Iran und nur auf speziellen Steuerungscomputern sein Unwesen richtig entfaltet. Man könnte sich ja nun drüber amüsieren, dass gleich vier Zeroday-Exploits für alle gängigen Windowsvarianten genutzt werden, um den Trojaner in die Systeme zu kriegen. Ein „Mit OS X wär das nicht passiert“ ist auch vergleichsweise billig. Dass inzwischen die Mittel zum Cyber-Angriff auf Atomanlagen nicht nur vorhanden sind, sondern auch genutzt werden, ist indes bislang eher ein Randgruppenthema. Das Security-Event der Woche hieß „Mouseover“ und suchte Twitter heim – plattformübergreifend. Soviel zur Weisheit der Massen, die sicher auch den neuerschienenen Steve Jobs-Quadratschädel bei weitem spannender findet als Windows-Trojaner dubioser Herkunft in iranischen Atomanreicherungsanlagen.

B is for Browser

Noch so ein wohlfeiler Microsoft-Seitenhieb, aber – versprochen! – der letzte in dieser Kolumne. Dass die IE9-Beta mittlerweile über zwei Million Downloads verzeichnete, galt in Redmond als „enthusiastische“ Begrüßung des kommenden Browsers, der gar das Web schöner machen solle. Bisher ist der neueste Browserstreich von Microsoft eines: langsamer als der Safari. Nun ja, und er verbreitet sich langsamer als Opera, und überhaupt, wen interessiert noch der IE? Zugegeben, ich schreib drüber, aber eigentlich nur, um endlich mal zu erwähnen, dass ein geschätzter Ex-Kollege seinerzeit die liebenswerte Angewohnheit hatte, IE-Stylesheets mit „notdurft.css“ zu benennen.

 Update vom 17.03.2021: Dieser Beitrag enthielt ein Video auf YouTube, das es heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben wir es entfernt.

Jedenfalls, und trotz aller Firefox-Sympathie und Chrome-Hyperei: IE9 vs. Safari 5.

C is for Coffee, D is for Death

Zu den guten Sachen im Leben. Es gibt viel zu feiern in der letzten Woche, der Talk Like A Pirate Day wurde teilweise ein wenig später gelegt, dass am Dienstag neben dem Welt-Alzheimertag auch gleich Weltfriedenstag war, konnte man zum Glück getrost vergessen.

Am Mittwoch war Axel Springer seit 25 Jahren tot, leider leben seine Blätter teilweise noch, aber immerhin: auch die riechen gelegentlich schon komisch. Heute findet der eher langweilige Tag der Zahngesundheit statt, aber gestern gab es neben unbedeutenderen Festivitäten auch Anlass, der Grundlage jeglicher Zivilisation, dem Treibstoff des technischen, intellektuellen und sämtlichem sonstigen Fortschritt zu gedenken: Es war Tag des Kaffees. Preist die Arabicas und Robustas, wir verdanken ihnen alles!

E is for Ecstasy

Wer es noch nicht weiß: Das Internet macht glücklich! Demnach waren letztens zwar eine ganze Reihe von Leuten für kurze Zeit unglücklich, weil mit Facebook ein quasi überlebenswichtiges Teil der Internet-Infrastruktur ausfiel, aber die glücklichen Netisens wären ja keine glücklichen Netisens, hätten sie nicht sofort netzbasierte Bewältigungsstrategien für den Facebook-Schock gefunden.

Das ist aber alles gar kein echtes Glück, glaubt man Netzpionier und Althacker Cliff Stoll. Dessen Thesen von der fehlenden Unmittelbarkeit des Internet sind auch 15 Jahre nach ihrer Formulierung so bescheuert wie zu den Zeiten ihres ersten Aufgusses. Lernfähigkeit bewies Stoll auch zehn Jahre später nicht. Glücklicherweise verriss ich Stoll ebenfalls vor längerer Zeit schonmal, zusammen mit dem ähnlich nervigen Neil Postman, mit dem ihn die dämliche Argumentation verbindet,

„…ein Medium sei scheiße, indem man ihm unterstellt, etwas leisten zu wollen, was es nicht leisten kann. Anschließend konstatiert man das Scheitern und hatte natürlich recht. Insbesondere in Stolls “Logout” ist diese … Argumentation in Reinkultur zu finden: Stoll unterstellt, dass das Netz Kindererziehung, Schule, Sozialkontakte im RL, andere Aktivitäten im RL bis hin zum Waldspaziergang ersetzen soll und stellt fest, dass es das nicht kann. Daher sind Computer und Internet nichts für Kinder. Dass außer ihm kaum jemand auf die dämliche Idee kommen wird, einem Kind eine DVD-ROM in die Hand zu drücken, statt einen Waldspaziergang zu machen und dabei zu denken, das Ergebnis sei dasselbe, lässt man gepflegt unter den Tisch fallen.“

Aber bleiben wir zum Kolumnenausklang bei den schönen Dingen im Leben. Das iPad macht auch glücklich! Man kann damit Bücher in der U-Bahn lesen, Cliff! Und wer das mangels iPad nicht kann: auch ein altmodischer Fernseher kann zur persönlichen Beglückung verwendet werden. Denn alles, was das iPad kann, kann South Park schon lange.

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Sonst noch etwas vor? Heute öffnet der Oberhausener Apple Store, und weil wir grade bei den schönen Sachen im Leben sind, erwähne ich das zugehörige „Et tu, apple?“ in Sachen Ruhrgebietsmord nur am Rande. Und überspringe zum Abschluss einige Buchstaben im Alphabet, weil eine Vertretungskolumne ohne jugendgefährdende Anspielereien, das geht gar nicht.

V is for Vagina

Denn Puscifer sind Gott und Rausschmeißer für heute. One track, tunnel vision now.

 Update vom 17.03.2021: Dieser Beitrag enthielt ein Video auf YouTube, das es heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben wir es entfernt.


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