Apple TV 2 Hands On – Es macht, was es soll Pt. 2

rj, den 5. Oktober 2010

Es spielt Mediatheken und iTunes-Inhalte am Fernseher ab, sieht dabei schick aus und wird nicht warm. Ansonsten vermag Apple TV 2 nicht wirklich zu überzeugen – zu sehr auf die reine Apple-Infrastruktur beschränkt, wirkt das „Hobby“ aus Cupertino vor allem wie ein Gelddrucker für den iTunes Store.

Apple TV glänzt als digitale Videothek, die schnell und einfach iTunes-Videos auf den heimischen TV bringt. Beim Abspielen der lokalen Videosammlung stößt man – je nach Vorhalteformat – schnell an Grenzen. Am Ende bleibt hier in der Redaktion einmal mehr der Eindruck, dass das Beschränken aufs wesentliche auch im Fall von Apple TV 2 (bisher) keine sonderlich überzeugende Strategie ist. Ein Hardwaregerät für den Fernseher, das keine .avis spielt, ernsthaft?

Wie bereits vorab bekannt, überzeugt das Apple TV 2 von außen völlig. Klein, vollkommen wohnzimmerkompatibel, im laufenden Betrieb geräuschlos und ohne nennenswerte Temperaturentwicklung – beim Auspacken und Anschließen ist das Gerät eine vollkommen runde Sache. Nach vorn die schmale Front mit einer winzigen Leuchtanzeige, die den Betrieb meldet, nach hinten Strom, HDMI, USB, Netzwerk und optischer Sound – das wars und das reicht vollkommen aus.

Die Bedienung wechselt zwischen wunderbar einfach und ärgerlich – Navigieren und Auswählen in den Menuebenen geht mit der Remote gewohnt leicht und übersichtlich von der Hand, sobald es an die Texteingabe geht, ist die spartantische Oberfläche tendenziell nervig. Hier hilft die kostenlose Remote-App für iPhone und/oder iPad, mit der die Touchscreen-Tastatur des Mobilgeräts für Texteingaben auf Apple TV verwendet werden kann.

In Sachen iTunes-Videothek überzeugt Apple TV. Eine leicht bedienbare, vergleichsweise günstige Videothek, die Filme schnell und in prima Qualität auf die Glotze bringt: wer das will, ist mit der Box gut bedient. Diashows oder die iTunes-Musik spielt Apple TV selbstredend auch klaglos ab – Privatfreigabe vorausgesetzt.

Sobald man über den Apple-Gartenzaun hinausblicken will, ist jedoch Schluss mit lustig. Hier werden sich die Geister scheiden – wer das ohnehin nicht will, wird mit Apple TV glücklich. Wer von einem TV-Zusatzgerät des Jahres 2010 selbstverständlich erwartet, dass es .avi- oder gar .mkv-Container abspielt, wird eines Besseren belehrt.

Fremdformate hat Apple nicht nötig. Schlimmer noch: die Faustformel „Was in iTunes läuft, läuft auch auf Apple TV“ gilt nicht. Von vier Filmen in der freigegebenen Mediathek wurde von Apple TV immerhin das .mov gefunden – drei .mpg-Filme, die iTunes lokal ohne Murren abspielt, werden ignoriert.

Kleinere Ärgernisse: Unklar blieb der Nutzen des „Netzwerktest“ – über WLAN zog dieser sich über einige längiche Minuten, um anschließend ohne weitere Rückmeldung zum Netzwerk-Menu zurückzuspringen. Informationsgewinn: null. Auch nach erfolgtem Netzwerktest und selbst über Kabel bufferte die Videowiedergabe anschließend gelegentlich.

Mag sein, dass die Enttäuschung vorprogrammiert ist, wenn man mehr von einem Gerät erwartet als das, wozu es gedacht ist. Vielleicht ändert sich was mit den vermutlich kommenden Apps für Apple TV, hoffentlich mit einem ebenso erwarteten Jailbreak. Bisher ist Apple TV eine wunderbare Videothek. Nebenbei auch ein (begrenztes) Mediacenter, wenn der Rechner läuft – aber hier hört es auch schon auf. Jeder 40€-DVD-Player vom Saturn frisst inzwischen klaglos DivX/XVID-Formate ohne Konvertierung, Apple hats nicht nötig. Derart proprietär gehaltene Hardwaremöglichkeiten werden von anderen Anbietern quersubventioniert, weil sie den Medienverkauf fördern, mit dem das eigentliche Geld gemacht wird – Apple nimmt dreistellige Eurobeträge. Alle Achtung – das kann einfach nicht jeder.


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