Test: Trinity Universe für PlayStation 3

Alexander Trust, den 10. Oktober 2010
Trinity Universe - Screenshot
Trinity Universe – Screenshot

NIS America hat vor einiger Zeit bereits Trinity Universe für PlayStation 3 veröffentlicht und ich diesen Testbericht schon zu lange vor mir hergeschoben. Hier mein verspätetes Review zu diesem Manga-Action-Rollenspiel.

Als wir das Treffen mit Nao Zook, der PR-Managerin von NIS America, auf der GamesCom 2010 im August vereinbart hatten, hatte ich mir damals schon vorgenommen: Du machst dieses Review fertig, ehe ihr auf die Messe nach Köln fahrt. Daraus ist dann nichts geworden. Gespielt habe ich Trinity Universe sowohl davor als auch danach schon bzw. noch einige Male. Danach lies ich das Projekt ein wenig ruhen. Das tue ich immer, wenn ich mir nicht ganz so sicher bin in meiner Meinung.

Der Grund ist folgender: Ich bin „nicht“ per se Fan von Mangas und eher untypisch einzustufen, wenn man die Zielgruppe von Trinity Universe vor dem geistigen Auge Revue passieren lässt. Doch ich wollte das Spiel unbedingt testen, da ich zuvor die Portierung von Disgaea 2 für PlayStation Portable getestet hatte. Dies war quasi mein Erstkontakt mit der Serie bzw. den Figuren eines Franchise und er hat mir sehr gut gefallen. Unmittelbar nach dem Review ersteigerte alte Disgaea-Spiele bei eBay. Weil einige Figuren aus dem Spiel, allen voran Etna und die Prinny-Pinguine ebenfalls in Trinity Universe auftreten, schien der Spaßfaktor garantiert…

Viel Vorlaufzeit

Vielleicht nicht direkt zu Beginn, aber doch relativ am Anfang des Spiels hat auch Etna bereits ihren ersten Auftritt. Der abstruse Humor, den NIS America in seinen Produkten oft an den Tag legt, ist dabei in diesem Fall erneut vorzufinden. Doch speziell in den ersten ein, anderthalb Stunden wird von uns sehr viel Geduld eingefordert. Die Einleitung ins Spiel wird richtig zelebriert. Allerdings auf eine sehr spartanische und kaum angemessene Weise – in Form von Dialogen. Sich abwechselnde Charaktere werden mit ihren Texten vor einem Hintergrund eingeblendet. Ein Teil der Texte wird in englischer Sprache auch laut vorgetragen, aber im späteren Verlauf werden dann nur noch wichtigere Textabschnitte laut gesprochen. Für den Spieler bedeutet dies, er muss zunächst sehr viel lesen und zuhören. Bei Spielern, die eine andere Qualität des Storytellings gewohnt sind, wie beispielsweise in der übermenschlichen Final-Fantasy-Konkurrenz, könnte schon an dieser Stelle der Geduldsfaden reißen. Man legt das Spiel beiseite und ärgert sich über das ausgegebene Geld.

Kampf und Krampf

Wenn man aber genug Sitzfleisch bewiesen hat, wird man belohnt. Zwar nicht sofort, aber dann… Das Problem wiederholt sich stehenden Fußes. Als die Dialoge sich dem Ende zuneigen und wir das Gefühl bekommen, die ersten Kampfaktionen zu erleben, wird uns zunächst ein Tutorial-Riegel vorgeschoben, den man nicht sofort ausblenden kann. Immer wieder meldet sich jemand zu Wort, der uns erläutert, was bei den Kampfhandlungen eigentlich geschieht und was wir in der Lage sind, zu tun. Selbst Einsteiger dürften hier irgendwann genug haben.

Ist man dann endlich so weit gekommen, auf eigenen Füßen stehen und kämpfen zu dürfen, erlebt man ein durchaus interessantes Kampfgeschehen. Die eigene Figur wächst in die Rolle hinein und freut sich auf zukünftige Kontrahenten. Es gibt Gut und Böse, oder zumindest hat es den Anschein, und anfangs wird ein gordischer Knoten aufgepfropft, der im Verlauf der Geschichte zur Auflösung kommt – immer gesetzt den Fall, man hält so lange durch. Denn die eigentliche Spielzeit von Trinity Universe ist, wie bei vielen Spielen von NIS America, wahrlich episch zu nennen. Die Präsentation findet allerdings auch im Fortgang des Spiels nur in Form von Dialogen statt. Selten gibt es mal eine kurze Animation.

Wo es zur Sache geht, ist in den Kampfszenen. Die Animationen vor allem größerer und speziellerer Angriffe wird Freunden des Genres durchaus gefallen. Der Schauplatz von Trinity Universe ist irgendwo zwischen Nirgend und Wo zu suchen, auf jeden Fall aber im Weltall.

Combo

Zum Kämpfen gehört ein Kampfsystem und auch eines für Charaktere. Trinity Universe bietet durchaus einige Möglichkeiten, den eigenen Charakter aufzuleveln und ihm besondere Angriffs- und/oder Verteidigungsaktionen angedeihen zu lassen. Strategisch wird es in den Kämpfen auch, weil man nicht alleine antritt und die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der eigenen Recken kennen und folgerichtig einsetzen sollte. Nicht jede Figur kommt mit jedem Gegner gleichermaßen zurecht. Im Unterschied übrigens zu Disgaea 2 hat man in den Kampfhandlungen ein halbes Quentchen mehr Entscheidungsfreiraum. Zwar wird ebenfalls mit Aktionspunkten agiert. Doch außerdem läuft die Zeit gegen einen und man kann, indem man verschiedene Angriffsaktionen wiederholt ausführt, oder sie eben in bestimmten Kombinationen nacheinander anbringt, spezielle Angriffe ausführen. Von einem Combo kann man wegen der Rahmenbedingungen nur indirekt reden, doch es tendiert in diese Richtung.

Kamera pfui

Sei’s drum, wir erkunden also die Gegend… Aber halt! An dieser Stelle traf es mich wie einen Schlag. Mein Geduldsfaden ist sicher unerschütterlich. Schlimmer allerdings ist die Tatsache, dass der Entwickler die Kameraführung in Trinity Universe verbockt hat. Wenn wir schon mal in der Lage sind, uns annähernd frei mit unserer Figur durch einen Dungeon zu bewegen, dann wollen wir gerne auch Details in den Blick nehmen. Das verwehrt uns das Spiel jedoch. Vielleicht weil es rein optisch gar nicht so viele Details mitbringt? Auf jeden Fall korrigiert die Kamera automatisch nach ein paar Bruchteilen von Sekunden wieder ihre Position und das Gefühl, sich frei umschauen zu dürfen, wird jäh beendet.

Diese Erfahrung war es, die mich zweifeln lies, und weswegen ich das Review von Trinity Universe überhaupt so lange vor mir hergetragen hatte. Denn ich wollte gerne, dass meine Erwartungen erfüllt werden. Das Spiel hat gute Ansätze und bietet wie gesagt ewig viele Spielstunden, doch gleich an zwei Punkten mit dem Nutzer auf Kriegsfuß zu stehen macht es schwer, zu einer guten Beurteilung zu kommen.

Fazit

Ich kann beruhigt sagen, dass ich eine Leiche weniger im Review-Keller habe – leider nicht die letzte. Doch das führt nicht dazu, dass ich Trinity Universe allzu gut bewerte. Ich würde diesen charmanten Figuren aus dem Spiel und dieser total verrückten Geschichte gerne ein besseres Urteil ausstellen, doch leider strapaziert man zunächst über Gebühr die Geduld der Spieler und sorgt dann mittels einer sehr starren und eigenwilligen Kameraführung dafür, dass ich nicht richtig warm werden kann mit dem Rollenspiel. Das ist für mich persönlich sehr schade, doch ich kann für Trinity Universe keine Kaufempfehlung aussprechen.


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Testergebnis

URS: 4 von 10
4

Negatives

  • lange Ladezeiten