VLC-Player, GPL und App Store: Widersprüchliche Lizenzen, VLC-Rauswurf wahrscheinlich

rj, den 2. November 2010

An sich ist es einfach: der freie Medienplayer VLC steht unter der GNU Public License, die unter anderem die freie Weiterverbreitung jedes so lizenzierten Programms bzw. Codes vorschreibt. Mit iPhone/iPad-Apps aus Apples App Store ist das jedoch nicht möglich. Folglich verstößt die iOS-Version von VLC gegen die eigene Lizenz und muss aus dem App Store entfernt werden.

GNU-lizenzierte Software muss in allen ihren Abwandlungen frei weiterverbreitbar sein – eine Bestimmung, die mit den restriktiven Richtlinien des App Store nichts gemein hat. Dass GPL-lizenzierte Software aus diesem Grund nicht im Apple App Store angeboten werden kann, ist die Ansicht des VLC-Mitentwicklers Remi Denis-Courmont. Er rechnet mit der baldigen Entfernung von VLC aus dem App Store, nachdem nun der GPL-Verstoß öffentlich angesprochen wurde.

„Der VLC Media Player ist freie Software, ausschließlich unter der GNU-Lizenz veröffentlicht. Deren Bestimmungen sind widersprüchlich zu den Nutzungsbestimmungen des App Store, über den Apple Software für seine mobilen Plattformen anbietet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die verstoßende App noch verfügbar. Jedoch ist zu erwarten, dass Apple die Verbreitung bald einstellt, ebenso, wie es dieses Jahr bereits unter ähnlichen Umständen mit GNU Go geschehen ist.“

Denis-Courmont sieht das ganze gelassen: Schuld an der Misere hätten die Portierer von VLC auf iOS, denn dass die GPL mit den App Store-Lizenzbestimmungen inkompatibel seien, war lange bekannt. Tatsächlich befindet sich Denis-Courmont mit seiner Sicht in prominenter Gesellschaft: GNU-Vordenker Richard Stallman betont regelmäßig, wie wichtig die Durchsetzung der freien Lizenzbestimmungen ist, um die Weiterentwicklung offener, freier Systeme zu gewährleisten – die Portierung in geschlossene Umgebungen betrachtet Stallman regelmäßig als Anbiederung, die letzten Endes die geschlossene Konkurrenz stärkt und den Grundprinzipien der freien Software widerspricht.

VLC für iPad und iPhone wurde sehr positiv aufgenommen, überwindet es doch die unverständlich scheinenden Formatbeschränkungen, die Apple der eigenen Mediaplayer-Software auf den mobilen Gadgets überstülpt. Eben deswegen wird Apple nicht mit allzu hoher Begeisterung das OK zum freien Player auf iOS gegeben haben. Mit dem Lizenzverstoß, der nun angeprangert wird, wurden Apple die besten Argumente frei Haus geliefert, um die ungeliebte Konkurrenz zur eigenen Software zügig wieder loszuwerden.


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