Tales of Monkey Island – Adventure-Fortsetzung im Test: Verfluchte Karibik

Marco Gödde, den 2. Januar 2011

Neun Jahre mussten sich Adventure-Fans gedulden, bis Lucas Arts ein Einsehen  hatte und die Rufe nach einer Fortsetzung der wohl beliebtesten Abenteuerreihe der Computerspielgeschichte erhörte. Doch statt selber aktiv zu werden, ließ man erneut die Jungs von Telltale Games ran, die bereits mit Sam & Max einen anderen Lucas Arts-Klassiker in das neue Jahrtausend hievten. Und so erzählte man die Geschichte um Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat™, dessen Frau Elaine und seinem ewigen Erzfeind und Konkurrenten in Liebesdingen, LeChuck, in fünf Episoden weiter. Nun, ein Jahr später, zeigt der Publisher Daedalic ein Herz für deutschsprachige Spieler und veröffentlicht die erste Staffel komplett synchronisiert. Wir haben in unserem Review einen Blick darauf geworfen.

Es lebt

Guybrush hat es mal wieder vermasselt. Statt dem bösen Treiben des noch böseren Geisterpiraten LeChuck endlich ein Ende zu bereiten, stolpert er auf der Zielgeraden, verhunzt das Voodoo-Rezept für dessen Vernichtung und verwandelt ihn stattdessen wieder in ein lebendiges Wesen. Zu allem Überfluss hat er sich auch noch seine linke Hand mit Voodoo-Pocken infiziert, woraufhin diese ein bizarres Eigenleben entwickelt. Schließlich strandet er nach verlorener Schlacht auf Flotsam Island. Und so gilt es in den folgenden fünf Episoden einmal mehr die geliebte Elaine zu retten, LeChuck endgültig ins Jenseits zu befördern und sich selbst vom Voodoofluch zu befreien. Da das noch nicht reicht, muss sich Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat™, noch diverser anderer Verfolger erwehren.

Das geschieht wie gehabt in klassischer Adventure-Manier. Wir sammeln Gegenstände, kombinieren diese miteinander und/oder mit der Umgebung, führen Gespräche mit anderen Figuren und lösen so die verschiedensten Rätsel. Wobei sich das Niveau der Aufgaben eher an Einsteigern als an Fortgeschrittenen orientiert. Dabei geht die Bedienung mit der Maus leicht von der Hand. Lediglich die direkte Steuerung Guybrushs beim Gang durch die mit reichlich Karibikflair angereicherte Inselwelt, mit gedrückter linker Maustaste, ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Was aber zumeist nur in Situationen negativ auffällt, bei denen es auf das richtige Timing ankommt.

Unterwegs stolpert man über den einen oder anderen alten Bekannten. Fans der Serie dürfen sich unter anderem auf ein Wiedersehen mit Bootsverkäufer Stan freuen. Oder auch nicht. Schließlich vertritt Stan die Anklage in Episode 4, wo Guybrush der Prozess gemacht werden soll. Doch zur Geschichte wollen wir nicht allzu viel verraten. Schließlich ist die ja der Hauptunterhaltungsfaktor, begleitet von skurrilen Charakteren und witzigen Dialogen.

Es spricht

Diese gibt es nun auf Deutsch zu hören. Und das klingt sogar erstaunlich gut. Daedalic hat sich hörbar ins Zeug gelegt und konnte unteranderem Norman Matt gewinnen, der schon in den beiden Vorgängern Mr. Threepwood seine Stimme lieh. Auch die restlichen Sprecher gehen professionell und mit Leidenschaft zur Sache. Auch wenn der eine oder andere Wortwitz im Deutschen nicht ganz so gut rüberkommt wie im Englischen Original, kann man die Übersetzung getrost als gelungen und fast perfekt bezeichnen. Gerade im Vergleich zur letzten Sam & Max-Staffel. Lediglich bei der technischen Umsetzung wurde etwas geschlampt. So laufen immer wieder einige Texte aus den Gesprächsboxen, seltener sogar komplett aus dem Bild heraus. Das lässt sich aber verschmerzen, da dadurch keine wichtigen Informationen verloren gehen. Es sieht halt nicht schön aus.

Was man auch von der Grafik sagen könnte, wenn man kleinlich wäre. Zugegeben, aktuell ist die Grafik nicht mehr. Dafür zwingt sie aber auch schwächere Rechner nicht in die Knie. Den Figuren fehlen Details. So mancher Nebencharakter sieht geradezu hässlich aus, wie zum Beispiel der Zeitungsreporter Nipperkin, für den es auf Flotsam Island die ersten Aufgaben zu lösen gilt. Trotzdem wirken wichtige Figuren gelungen, wie der Marquis de Singe oder Guybrush selbst. Insgesamt passt die Comicgrafik jedoch zum humorigen Inhalt der Episoden und hat durchaus ihren Charme.

Fazit

Die Grafik veraltet. Die Rätsel zu leicht. Das könnte man über Tales of Monkey Island sagen, wenn man kleinlich wäre. Aber das bin ich nicht. Und so sage ich, die charmante Comicgrafik harmoniert bestens mit dem witzigen Spiel und der Schwierigkeitsgrad der Rätsel ist genau richtig, um den Spielfluss nicht unnötig zu bremsen. Vermutlich bin ich aber nicht gerade objektiv. Bin ich doch seit dem ersten Teil Fan von Guybrush und Co. Dessen Übersetzung setzt noch heute Maßstäbe. Und Daedalic gelingt das scheinbar Unmögliche.

Wer den witzigen Dialogen lieber auf Deutsch lauscht kann nun getrost zugreifen. Wer dennoch das Englische Original bevorzugt, kann ebenfalls zuschlagen. Die Ladenversion der kompletten ersten Staffel bietet auch die englische Version an, was den Download der einzelnen Episoden spart.


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