Touch & Travel iPhone-App: Bahn-Projekt um Barcode- und GPS-Standorterkennung

Redaktion Macnotes, den 5. Januar 2011
Touch & Travel iPhone-App
Touch & Travel iPhone-App

Die Bahn sucht 10.000 Testkunden: Für das seit der CeBT 2007 laufende Projekt „Touch&Travel“ bietet die Bahn nun eine iPhone-App an. Doch Vorsicht – besonders für Langstrecken kann das Verfahren teuer werden, die Bahn zielt auf Spontanreisende ab.

Touch&Travel ist ein Testlauf für Abrechnung per Near Field Communication (NFC) zwischen Berlin, Hannover, Frankfurt und dem Ruhrgebiet. Über einen Touchpoint bucht man sich normalerweise per NFC ein und aus, die Bahn errechnet anhand der Daten die zu zahlende Strecke und stellt sie einmal im Monat in Rechnung. Nun kommt weitere Bewegung in das Projekt.

Da das iPhone keinen NFC-Chip besitzt, aber dafür eine große Beliebtheit bei den Bahnkunden und eine generell gute Verbreitung in der Bevölkerung, erweitert die Bahn das Angebot nun um abfotografierbare Barcode-Aufkleber an den Touchpoints. Also weg vom NFC und hin zu QR-Codes?

Die Bahn wird das Touch&Travel-Projekt jetzt ausbauen und bietet eine kostenlose iPhone-App „Touch&Travel“ für das e-Ticket-Verfahren an. Mit der iPhone-App wird an Start und Ziel der Touchpoint auf dem Bahnsteig fotografiert und anhand der ermittelten Strecke monatlich abgerechnet. Mit der App wird die Anmeldemöglichkeit aber auch alternativ erweitert um Positionsbestimmung per GPS, sowie der Eingabe der Touchpoint-Nummer. Vorerst ist die Testphase bis zum 30.06.2011, auf wenige Strecken, und auf 10.000 Nutzer beschränkt.

Für wen ist die App bestimmt?

Nicht Jeder sollte jetzt die App laden und sich beim Pilot anmelden. Zwei Stolperfallen gibt es. Die Bahn sucht T-Mobile-Kunden, und die Bahn zielt nur auf Spontanreisende. In den Bedingungen steht folgender Passus:

„An Ihr Fahrverhalten im Pilotgebiet werden keine besonderen Anforderungen gestellt. Bitte beachten Sie, dass die Registrierung und Nutzung der Touch&Travel App im Pilotzeitraum für Nutzer ab 18 Jahren mit einem Telekom Deutschland GmbH Vertrag und einem iPhone ab der zweiten Generation (iPhone 3G) möglich ist.“

Außerdem lässt sich die App nur benutzen, wenn man sich zuvor bei touchandtravel.de registriert hat – mit Kundendaten, Kontonummer und so weiter. Wir verzichteten daher auf einen echten „Selbsttest“. Außerdem gibt es bisher am Bochumer Hauptbahnhof keine Touchpoints mit Barcode, und die freundlichen Bahnmitarbeiter waren selbst etwas ratlos.

Fazit

Eine gute Idee, um das Ticketkaufen zu erleichtern. Doch mit der derzeitigen Preispolitik für Otto-Normal-Bahnnutzer mit Köpfchen unbrauchbar. Wenn man außerdem erst einmal die spärlich-verteilten Touchpoints suchen muss, ist der Zeitvorteil auch schnell dahin. Falls die App mal zickt, oder man vergisst sich ein- oder auszubuchen, hat man wieder ein Problem, denn nachträgliche Änderungen sind nicht vorgesehen.

Vorteil: Man muss nicht erst Tickets an Schalter, Automat oder mit der Bahn-App buchen, sondern springt quasi nur am Bahnsteig zum Touchpoint, macht ein Foto und steigt in den Zug. Beim Aussteigen wieder schnell ein Foto gemacht und das war es.

Nachteil: Es gibt nur die Abrechnung per Normalpreis und keine Sonderrabatte für die Testteilnehmer. BahnCard-Rabatte können zwar erteilt werden, aber es gibt keine Möglichkeit, Sparpreise und Zeitkarten zu erwerben.

Einziger „Vorteil“ für die Kurzstrecken im regionalen Verbund. Einzeltickets werden automatisch zum Tagesticket, wenn es für den Kunden damit günstiger ist. Ansonsten kann es teuer werden, wenn man eine längere Fahrt macht. Frankfurt – Berlin kostet so zum Beispiel normal um die 80€; wer mindestens drei Tage im voraus buchen würde, kann dagegen Tickets für 29€ erhalten. Also lieber planen und sparen, statt spontan mit Touch&Travel reisen. Wirklich interessant ist Touch&Travel dann nicht. Man kann zum Beispiel ebenso gut freundlich beim Schaffner um die Nachlösung eines Tickets in der Bahn nachfragen. Vielfahrer auf gleicher Strecke sollten die Finger weglassen.

Im Juli wird es dann vielleicht interessant. Welches Verfahren letzten Endes am häufigsten verwendet wird, also NFC bei anderen Smartphones, QR-Codes, Standortbestimmung oder Stationseingabe, wird später das Rennen für Touch&Travel machen.


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