Geohot vs. Sony: EFF befürchtet nach PS3-Hack Folgen auch für andere Plattformen

rj, den 20. Januar 2011

Apples restriktive Haltung gegenüber Jailbreakern kann man beklagen, schlimmer geht indes immer. Sony scheint – so die Analyse der EFF – mit seiner weitaus drastischeren Vorgehensweise gegen iPhone-Enfant Terrible und PS3-Hacker George Hotz aka Geohot einen Präzedenzfall zu schaffen, dessen Auswirkungen auch bis ins Jailbreak-Lager im Appleland spürbar sein könnten.

Kurz zur Vorgeschichte: Geohot aka George Hotz hat sich nach diversen Jailbreak/Unlock-Entwicklungen auf der iPhone-Plattform an der PlayStation 3 von Sony versucht. nach anfänglichen Fortschritten wurde es ein wenig still an seiner PS3-Front, zum Jahresende 2010 wurde die Sony-Konsole dann jedoch quasi pulverisiert: auf dem 27C3 stellte die Gruppe fail0verflow den kompletten Hack der PS3 öffentlich vor.

Der Vortrag „Console Hacking 2010“ (Video-Download) wurde mit „PS3 Epic Fail“ untertitelt, die Vortragenden hatten die Lacher auf ihrer Seite, da einige der Schutzmaßnahmen Sonys extrem schlecht umgesetzt wurden. Ironie dabei: diese Schutzmaßnahmen haben laut Sony Millionenbeträge gekostet, entsprechend hoch sei der Schaden, den unter anderem Geohot mit dem PS3-Hack angerichtet habe. Sony geht juristisch gegen Geohot vor.

Geohot hat kurzerhand den bisherigen Schriftverkehr mit Sony auf seiner Webseite veröffentlicht, Keys und Links zu für den Hack notwendige Files sind nach wie vor online.

Nun meldet sich die Electronic Frontier Foundation zu Wort, die in der Sache einige Erfahrung hat – das „Hacken“ gekaufter Hardware gehört nach der Auffassung der US-Bürgerrechtler zu den grundlegenden Rechten, die ein Käufer besitzt, die Einschränkungen, die unter anderem mit EULAs und dem DMCA insbesondere in den USA gegenüber den Kunden durchgesetzt werden sollen, sind ihrer Ansicht nach rechtswidrig. Eine Haltung, die von der EFF auch erfolgreich gerichtlich durchgesetzt werden konnte: 2010 feierten die Bürgerrechtler einen bedeutenden Sieg über Apple, als der Jailbreak von Smartphones in den USA explizit für legal erklärt wurde.

Was bedeutet in diesem Kontext das Vorgehen Sonys gegen die Konsolenhacker? Laut EFF werden aktuell einmal mehr die schweren Geschütze ausgepackt, um zu zeigen, dass das Veröffentlichen von Sicherheitslücken und sogar das Analysieren und Modifizieren erworbener Hard- und Software illegal sei. Nicht nur mit dem Digital Millennium Copyright Act geht man dabei gegen die PS-Hacker vor, sondern auch mit Anschuldigungen, gegen den „Computer Fraud and Abuse Act“ zu verstoßen – Computersabotage wiegt nochmals etwas schwerer als die Copyright-Verstöße, die laut DMCA vorlägen.

Das Signal Sonys, nach Lesart der EFF: Lasst die Finger von unseren Geräten, auch wenn ihr sie legal gekauft habt und privat hacken wollt. Sucht keine Sicherheitslücken, veröffentlicht sie erst recht nicht. Macht nichts mit eurem Eigentum, was uns nicht gefällt. Andernfalls kommen wir mit der juristischen Keule.

Eine Haltung, gegen die man in Cupertino mit Sicherheit nichts einzuwenden hat – und somit ein denkbar ungünstiges Signal fürs Jailbreaklager, das nun hoffen kann, dass Sony mit seinen Versuchen, den Geist wieder in die Flasche zu bekommen, genau so scheitern wird wie Apple. Die, soviel sei zu Apples Ehrenrettung gesagt – niemals in vergleichbar aggressiven Stil gegen die iPhone-Hacker vorgegangen sind. Auf der Seite des Dev Teams zeigt man sich jedenfalls besorgt um die aktuelle Entwicklung und empfiehlt die Stellungnahme der EFF nachdrücklich zur Lektüre.


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