Test: Zagg Mate with Keyboard für iPad: iPad wird zum Alu-Netbook

rj, den 2. Februar 2011

Ein stabiles Case fürs iPad, eine Aufstellmöglichkeit, eine Bluetooth-Tastatur und damit letztendlich eine iPad-Netbook-Transformation. das ist das Zagg Mate with Keyboard fürs Apple iPad. Um das Testergebnis vorwegzunehmen: das Zagg ist eine großartige Umsetzung der naheliegenden Idee, aus dem iPad ein Netbook zu machen. Andererseits: Hat man ein Netbook, braucht man das Zagg nicht.

Denn um die hundert Euro wird man alleine für das Zagg Mate with Keyboard los. Das iPad kostet ein mehrfaches, und fürs gleiche Geld erhält man deutlich leistungsfähigere, „echte“ Netbooks. Wer bereits ein iPad hat und ein Netbook braucht, sollte definitiv weiterlesen, denn hier vor Ort machte das erste Hands On viel Freude.

Hardware

Knapp millimeterstark ist die Hülle aus Aluminium, die den typischen gebürsteten Alu-Look des iPad nachempfindet und dafür sorgt, dass man nicht sofort bemerkt, dass man es mit Hardware eines Drittherstellers zu tun hat. Ausgekleidet ist das stabile Case mit schwarzem Gummi, die integrierte Bluetooth-Tastatur wirkt solide, tippt sich angenehm und verfügt angesichts ihrer Flachheit über einen erstaunlich guten Anschlag mit spürbarem Hub. Neben einigen Sonderfunktionstasten findet die Tastaturbedienung über einen Schiebeschalter und einen Mini-Knopf ähnlich mancher Rechner-Reset-Buttons statt, drei kleine LEDs geben Aufschluss über den Betriebszustand des Zagg Mate with Keyboard.

Tastatur/Bluetooth des ZAGG Mate werden gespeist von einem 510 mAh-Akku, für den Zagg mehrere Monate Standby-Zeit sowie „einige Wochen Betrieb im normalen Gebrauch“ verspricht – was wir hier in der kurzen Zeit nicht selbst prüfen konnten. Nachdem die Akku-Betriebsdauer deutlich über der des iPad bleibt, dürfte jedoch die Akkukapazität des Zagg Mate vollkommen in Ordnung gehen. Geladen wird der Akku über USB, ein Mini-Port findet sich neben der Aussparung für den Dockanschluss des iPad.

Der „Klappständer“, an den das iPad im Hoch- und Querformat angelehnt werden kann, fällt als einziges Element qualitativ zurück – etwas wacklig und nicht wirklich wertig verbaut wirkt das hochklappbare Plastikteil. Im Gebrauch verrichtet die Klappstütze indes klaglos ihren Dienst. Gewicht des Case incl. Keyboard: keine 400 Gramm, genau genommen deren 370.

Case-Funktion und Inbetriebnahme

Das iPad passt wie angegossen in das Case, dank des gummierten Inlays wackelt nichts und bleibt das Display bestens geschützt. Tatsächlich ist die Trennung von Case und Tablet eine kleine Geschicklichkeitsübung, für die man auf Anraten ZAGGs beide Hände gebrauchen muss – ohne sanften Druck des iPads in Richtung Schmalseite des Cases ist das Tablet nicht aus der Hülle zu kriegen. Definitiv ein Pluspunkt – solider iPad-Schutz, einfaches Trennen, wenn man den Bogen raus hat.

Werden iPad und ZAGG-Tastatur verwendet, geht es nicht mehr ganz so wackelfrei zu: man klappt den Plastikständer auf und stellt das iPad in der dafür vorgesehenen Kerbe wahlweise im Hoch- oder Querformat ab. Insbesondere im Hochformat traut man der losen Stapelei dann aber nicht mehr unbedingt und ist mit einer stabilen, nicht wackelnden Unterlage besser beraten als dem „Lap“-Einsatz auf dem Schoß. Für letzteren sollte man mit dem Querformat vorlieb nehmen und beim Bewegen der Beine das Gerät im Griff behalten, eine irgendwie geartete Verbindung oder Verankerung gibt es nämlich nicht. Ausbalanciert sind beide Aufstellfunktionen, weiten „Kipp-Spielraum“ wird nicht geboten. Falls es ins iPad spiegelt, hat man damit möglicherweise schlechte Karten, denn verstellbar ist der Aufstellwinkel nicht.

Eingeschaltet wird die Tastatur mit einem Schiebeschalter, die Bluetooth-Verbindung muss noch mit einem weiteren Mini-Knopf gestartet werden, der etwas schwer bedienbar wirkt, aber mit dem Fingernagel angesichts der weichen Gummiumrandung leicht zu drücken ist. Auch auf dem iPad muss nun Bluetooth aktiviert und ein vierstelliger Sicherheitscode auf der Tastatur eingegeben werden, um das „Pairen“ von Tastatur und iPad zu ermöglichen.

Anwendung

Wien eingangs erwähnt: für den Formfaktor ist die Tastatur erstaunlich ordentlich. Netbook-Größe mit den üblichen Einschränkungen, wobei große Eingabe-, Backspace- und Shift-Tasten sehr positiv auffallen und nur die versetzten Pfeiltasten gelegentlich für Irritationen sorgen. Persönliche Spitze am Rande: Capslock hätte auch kleiner sein können. Hub und Druckpunkt gehen in Ordnung, die Sonderfunktionen sind praxisnah und gut gewählt – so kann der Bildschirm abgedunkelt, die Touchscreen-Tastatur eingeblendet, die iPod-App bedient oder eine Diashow gestartet werden, ebenso ist das „Durchschalten“ verschiedener installierter Tastaturlayouts per Tastendruck möglich.

Je nach Handhaltung werden Nutzer mit der nicht über die volle Breite verlaufende Aussparung des Case-Rands vor der Tastatur überhaupt keine Probleme haben oder sich am höheren Rand an den Ecken stören. Tipptechnisch ist die Zagg-Tastatur natürlich um Welten angenehmer als die Onscreen-Tastatur Apples. Unser Exemplar kam als US-Import natürlich mit aufgedruckter US-Tastaturbelegung an – bis deutsche Versionen erhältlich sind, haben Blindtipper selbstredend Vorteile, ansonsten könnte man sich von den abweichenden Tastaturbeschriftungen irritieren lassen.

Das Leichtgewicht iPad und das Leichtgewicht Zagg Mate with Keyboard: natürlich bringt das Ergebnis auch für Netbook-Verhältnisse erfreulich wenig auf die Waage. Kehrseite: die erwähnte Balance bringt das Zagg-Case mit, größere Abweichungen aus der Horizontalen sollten indes aber vermieden werden, auch besteht natürlich Kippgefahr. Das Tippen bei Vortrag oder Vorlesung ist so wunderbar möglich, die klassische „Einhand-Surferei“ auf dem Netbook wird hingegen schwieriger – dafür sollte man das iPad alleine einsetzen.

Einsatzzwecke, potentielle Nutzer

Hochsubjektive Vorbemerkung: Ich bin kein Freund solcher Hardware-Erweiterungen – was ist der Witz an einem Tablet, das man zu einem Laptop umfunktioniert? Für wenig höhere Beträge als für iPad plus Case bekommt man auch ein MacBook oder ein MBA, hat mehr Leistung bei gleichem Sperrigkeits- und Gewichtsfaktor in der Tasche und muss sich nicht mit den „natürlichen“ Beschränkungen des schnittstellenarmen iPads und dem abgeschotteten iOS herumärgern. Für das Zagg spricht „nur“ der Zugewinn an Laptop-Funktionalität, wenn ein iPad ohnehin schon im Haus ist und man sich das Macbook sparen will – was wiederum für viele Nutzer als Anschaffungsgrund vollkommen ausreicht und die Handlungs- und Nutzungsmöglichkeiten selbstredend erweitert. In dem Fall hat man für kleines Geld mit dem ipad nicht nur ein Tablet, sondern auch ein Netbook.

Kompromisse muss man dabei natürlich eingehen – so leicht wie ein Netbook ist die iPad/Zagg-Kombi beispielsweise auf den einschlägigen Web2.0-Veranstaltungen einfach nicht herumzutragen. Es sind eben zwei Geräte, die nicht fest verbunden sind und jeweils einzeln nicht fallen gelassen werden sollten. In Sachen Akkulaufzeit toppt iPad/Zagg Mate hingegen zumindest in seiner Gewichtsklasse praktisch jedes Netbook am Markt. An der iPad-Zagg-Kombi tippt es sich ebenso gut wie an anderen Netbooks dieser Größenordnung, statt traditionell zu kleiner und schlecht bedienbarer Trackpads hat man obendrein einen hervorragenden Touchscreen.

Nicht unterschätzen sollte man die solide Verarbeitung und die Vorteile des resultierenden „Vollmetall-Gehäuse“ fürs iPad – auch und gerade im mobilen Einsatz. Zu guter Letzt (und man wird’s hier sagen dürfen): Es sieht schlicht klasse aus.

Fazit

Viereinhalb von fünf Macs, mit leicht schlechtem Gewissen ob des Punktabzugs: wie man die kleinen Ärgernisse hätte besser machen können, ist schwer zu sagen. Ein stabilerer Stand des iPads wäre wünschenswert, der Sitz ist indes in Ordnung und eine festere Verankerung ist angesichts des iPad-Designs nicht leicht umzusetzen. Auf welcher Seite des schmalen Grats zwischen möglichst niedrigem Transportgewicht und solider, ausbalancierter Standfläche man sich bewegt, liegt ebenso im Auge (bzw. auf dem Schoß) des Betrachters. Der Bluetooth-Knopf zu guter Letzt: klein und fricklig irgendwie, andererseits tut er seinen Dienst und wird nicht versehentlich ausgelöst. Wer ohnehin schon ein iPad hat und gelegentliche Netbook-Funktionalität braucht: das Zagg Mate with Keyboard sollte zumindest in die enge Wahl. Lange Akkulaufzeit, die „üblichen“ Netbook-Funktionalitäten und ein Touchscreen obendrein – für diesen Preis ist das schwer zu schlagen.

Danke an Monika von Astrologos für die Leihgabe!


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