Google One Pass: Wie viel Potential hat Googles neues Paywall-Feature?

kg, den 17. Februar 2011

Google hat schnell auf Apples Abonnement-Funktion reagiert: Mit One Pass wurde ein vergleichbares Abonnement-Feature vorgestellt, das für Verlagshäuser etwas attraktiver ist – nicht nur finanziell, sondern auch in Sachen Funktionen. Doch wie erfolgreich kann Google mit dem Dienst werden und welche Chancen bieten sich für Verlage wirklich?

Einer der großen Kritikpunkte an Apples Prinzip, stets 30% aller Einnahmen für sich zu behalten, trifft auf Googles One Pass nicht zu: Google fordert lediglich 10% aller Einnahmen als „Aufwandsentschädigung“. Zudem gibt es für die Verlage eine direkte Möglichkeit, Informationen über die jeweiligen Kunden zu erhalten, bei Apple ist dies nur ein Opt-In-Feature, dem die Nutzer als Käufer zustimmen müssen – für den Nutzer selbst eine gute Sache, für die Verlage ein direkter Verlust, da sie nichts über ihre Kunden erfahren und damit auch Nachteile für das Marketing entstehen.

Zudem ist One Pass flexibler als Apples App Store-Lösung. Unter anderem wird den Verlagen die Möglichkeit eingeräumt, selbst zu entscheiden, was sie für ihre Angebote via One Pass verlangen wollen und wie genau die Angebote aussehen. So können zum Beispiel sich selbst verlängernde Abos oder auch Tagespässe (bzw. jeweils frei wählbare Laufzeiten festgelegt werden) eingerichtet werden. Bei Apple gibt es lediglich vorgefertigte Zeiträume, zwischen denen sich der Nutzer entscheiden kann, die Preisgestaltung ist semi-flexibel: Ein Abo darf außerhalb der App nicht weniger kosten als über den In-App-Kauf. Diesen Bereich entscheidet Google folglich für sich, sowohl auf Seiten der Verlage als auch auf Seiten des Nutzers, der mehr Optionen zur Auswahl hat.

Google bietet außerdem ein Mess-System an, mit dem man bestimmte Inhalte oder eine bestimmte Anzahl an Beitragsabrufen kostenlos anbieten kann, danach empfängt den Nutzer dann die One Pass-Paywall und man wird zur Kasse gebeten. Auch ist eine Option vorgesehen, mit der Bestandabonnenten kostenlosen, vollen Zugriff auf Webinhalte bekommen können. Dennoch ist unwahrscheinlich, dass Google mit dem Angebot die große Masse der Verlage erreichen wird: letzten Endes handelt es sich bei One Pass nur um eine weitere Paywall-Lösung, die es extrem vereinfacht, Geld von potentiellen Abonnenten zu erhalten. Auf der technischen Seite müssen die Verlage lediglich ein bisschen Code in ihren Seiten integrieren, um von One Pass Gebrauch machen zu können. Hierzulande werden die Axel Springer AG, Focus Online und Stern.de als erste große Partner One Pass einsetzen.

Google macht bei One Pass Gebrauch vom eher mäßig beliebten Google Checkout-Angebot, das über Mobil- und Desktop-Browser nutzbar ist – genau dies ist ein Grund dafür, dass Google One Pass so bald nicht in iPhone-Apps zu finden sein wird. Apple verbietet Apps ab Ende Juni den Einsatz direkter Aufrufmöglichkeiten für Abo-Angebote abseits des App Store, was unter anderem auch für Amazon noch für Probleme sorgen dürfte. In der Kindle-App können aktuell noch via Web innerhalb der App Inhalte gekauft werden, dies ist ab Juli dann nicht mehr möglich. Ab dann ist es nur mittels eines zusätzlichen Authentifizierungsmodul möglich, bereits außerhalb gekaufte Inhalte in die App zu holen.

Fraglich ist, ob Google One Pass nun der magische Schlüssel zum Erfolg der Verlage im Onlinebereich sein wird – bisher war es unabhängig vom gewählten Bezahlsystem immer schwierig, Geld für digitale Inhalte einzunehmen. Warum genau sollte es also mit One Pass einfacher werden, alldieweil es sich um ein recht weblastiges Konzept handelt, bei dem weite Teile des potentiellen Zahlcontents auch gratis zu haben sind, notfalls eben über andere Content Provider?

Etwas anders sieht die Lage bei den Apps aus, da diese oft einen Mehrtwert zu den regulären Webangeboten liefern, und sei es nur eine Nachrichten-Push-Funktionalität oder Lesezeichenfeatures. Wo genau da der Ansatzpunkt für kostenpflichtige Angebote z. B. im Android Market sein soll, darf man in Frage stellen. Erfahrungsgemäß laufen in der ebenfalls geschlossenen Umgebung des Android Markets kostenlose Angebote nach wie vor am besten. In der Beziehung hat Apple ganz klar die Nase vorn, und mit dem App Store definitiv das attraktivere Bezahlsystem am Start – und bei gleicher Preisgestaltung innerhalb und außerhalb der App dürften viele Nutzer bewusst das App Store-System nutzen, da es schlichtweg einfacher und nahtloser ist.


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