Thunderbolt: Was ist das eigentlich?

Alexander Trust, den 26. Februar 2011
Thunderbolt-Logo
Thunderbolt-Logo

Der Name Thunderbolt tauchte in den vergangenen Tagen mit der Vorstellung der neuen MacBook Pro von Apple zum ersten Mal auf. Tatsächlich handelt es sich bei der vorgestellten Technologie um die von Intel unter dem Codenamen „Light Peak“ entwickelte Universalschnittstelle. Doch was kann Thunderbolt wirklich? Was wird es dem Normal-Nutzer bringen, und wie funktioniert es?

Über Light Peak wurde schon im letzten Jahr viel spekuliert. Der Hintergrund aus Mac-Perspektive war immer, dass Apple auf die Fertigstellung des neuen Standards wartet, um ihm den Vorzug vor dem in der Theorie deutlich langsameren USB 3.0 zu geben; die große Verbreitung von USB hätte einen Übergang Dank der Abwärtskompatibilität erheblich vereinfacht.

Ebenso wie bei der Frage, ob Apple jemals noch Blu-ray-fähige Laufwerke in seine Computer verbauen wird, setzte sich die Sturheit am Ende durch: USB 3.0, bereits in Endgeräten verschiedener Hersteller zu finden, und im Prinzip flächendeckend erhältlich, findet sich bis dato in keinem Mac – denn dort wird nun auf Thunderbolt gesetzt.

Warum der Name?

Wer in den vergangenen Tagen die neueste Light-Peak-Videdemo von Intel angeschaut hat, wird bemerkt haben, dass die benutzten Stecker allesamt USB-Format haben oder diesem zumindest stark ähneln. In den neuen MacBook Pro von Apple wird allerdings ein Anschluss mit den exakt gleichen Abmessungen wie denen des Mini DisplayPort genutzt. Entsprechend handelt es sich um ein Apple-Branding, mit dem der Konzern aus Cupertino wahrscheinlich die Verbreitung der neuen Schnittstelle im eigenen Format vorantreiben möchte.

Der zweite Grund könnte die benutzte Art der Verbindung sein: Light Peak wurde von Intel in Kooperation mit Apple sowohl für die Verwendung optischer (Glasfaser) als auch elektronischer (Kupfer) Verbindungen entwickelt. Da die Herstellung von Kupferkabeln bislang noch erheblich preisgünstiger ist als optische Komponenten, setzen alle Hersteller – auch Apple – auf diese Variante. Außerdem ermöglicht die Kupferleitung gleichzeitig den Transport von Strom über dieselbe Leitung, was einen weiteren Vorteil ausmacht.
Der Name „Light Peak“ impliziert demgegenüber allerdings eine optische Funktionsweise, weswegen sich die findigen Marketingstrategen einen neuen Namen samt neuem Logo ausgedacht haben.

Was bringt Thunderbolt?

Der größte Vorteil der neuen Schnittstelle ist sicher ihre Fähigkeit verschiedene Arten von Daten gleichzeitig zu übertragen. So kann nicht nur auf üblichem Weg der Mini DisplayPort genutzt werden, um einen kompatiblen Monitor anzuschließen, sondern auch externe Datenspeicher und Peripheriegeräte problemlos gleichzeitig über den einen Ausgang am Mac betrieben werden. Unterstützt werden Daten-, Video-, Audio-, Strom- und Netzwerkdaten. Die Geschwindigkeit beträgt in der Theorie 10 Gigabit pro Sekunde, was einer Verzwanzigfachung der Übertragungsrate von USB 2 entspricht. Selbst, wenn diese Maximalwerte nicht erreicht werden, dürfte sich die Nutzung für alle Beteiligten also lohnen.

Thunderbolt verfügt über zwei Kanäle, die gleichzeitig genutzt werden können. Dementsprechend sind beispielsweise das Kopieren einer größeren Datei wie eines HD-Films auf einen externen Speicher und eine Datensicherung in die andere Richtung ohne Geschwindigkeitsverlust gleichzeitig möglich. Außerdem kann währenddessen ein Mini-DisplayPort-fähiger Monitor genutzt werden, um zum Beispiel einen HD-Film zu schauen, während die Übertragung läuft.

Über Thunderbolt angeschlossene Geräte fungieren als eine Art Hub für weitere, von ihnen ausgehende, Verbindungen. So können also per USB oder FireWire mit einem via Thunderbolt verbundenen Gerät vom Mac aus ebenfalls genutzt werden. Festplatte, Docks etc., die Thunderbolt unterstützen, können in Reihe verbunden werden und ermöglichen somit die Nutzung einer breiten Anzahl von Geräten über einen einzigen Anschluss am Computer. Ist ein langsameres Gerät dabei, funktionieren alle anderen, schnelleren Verbindungen ohne Leistungsverlust. Das ist ein weiterer Vorteil gegenüber bisher genutzten Technologien. Natürlich klappt das nur, wenn die Kette rein aus Thunderbolt-Verbindungen besteht, also die schwächeren Schnittstellen nur an den Zwischenstationen und nicht als ein Glied der Kette genutzt werden.

Gibt es auch Nachteile?

Wer jetzt zum nächsten Händler eilen möchte, um sich gleich eins der neuen Apple-Laptops zu sichern, sei zunächst zur Geduld angehalten: Noch gibt es so gut wie keine kompatiblen Geräte. Dies liegt daran, dass Apple mit der Technologie vorauseilen möchte und sie in dieser Form nunmal erst in dieser Woche vorgestellt hat. Das LaCie-Laufwerk aus dem Intel-Video ist ein Prototyp, erste fertige Festplatten mit Thunderbolt-Anschluss sind erst für den Sommer angekündigt.

Neben der aktuell noch schlechten Verfügbarkeit von entsprechenden Endgeräten ist ein weiteres (wenn auch lösbares) Problem, dass jedes angeschlossene Produkt über zwei Thunderbolt-Anschlüsse verfügen muss, um die Kette weiterzuführen. Das bedeutet nicht nur, dass eine Verbindung zwischen zwei Macs (während diese Möglichkeit bisher noch nicht offiziell bestätigt ist) zunächst keine weiteren Thunderbolt-fähigen Geräte mit einschließen kann. Insgesamt können sechs Geräte aneinandergekettet werden.

Ebenfalls muss ein Monitor mit Mini-DisplayPort entsprechend am Ende einer Kette stehen, denn die aktuellen Modelle haben nur einen MDP-Anschluss, der natürlich durch die fehlende Thunderbolt-Unterstützung keine weiteren Verbindungen zulässt (Apple-Displays kommen aktuell mit einem separaten USB-Anschluss).

Thunderbolt an iPad und iPhone?

Spekulationen hat es über einen Mini DisplayPort an kommenden Generationen des iPad gegeben. Nach der Einführung von Thunderbolt ist dies sehr unwahrscheinlich geworden, denn die neue Technologie baut auf der PCI-Express-Architektur auf. Thunderbolt ist also eine Schnittstelle, die die Vorteile von Apples DisplayPort-Technologie mit denen von PCI-Express kombiniert. Über PCI-Express sind zwar die meisten internen Komponenten aktueller Computer miteinander verbunden, doch wird die Technologie weder in iPhones noch in iPads verwendet. Eine Unterstützung in Apples Mobilgeräten ist somit nicht gegeben.

Zudem unterstützt der dort verwendete 30-Pin-Dock-Connector tatsächlich noch mehr Funktionen als der Thunderbolt-Anschluss. In der Vergangenheit wurde zwar schon oft ein Wechsel von Dock Connector zu breiter unterstützten Schnittstellen wie Micro USB gefordert, aber in Cupertino wurden diese Wünsche konsequent ignoriert. Die neue EU-Regelung, dass alle Mobilgeräte eine einheitliche Schnittstelle haben müssen, könnte daran aber bereits mit dem nächsten iPhone etwas ändern. Drei Anschlüsse, also Dock Connector, Micro-USB und Thunderbolt, würde Apple aber schon aus Designgründen sicher nicht verbauen.

Fazit: Die Zeit ist reif – bald

Während Thunderbolt mit der Einführung große Potenziale zeigt, deren Umsetzung dem Endnutzer nicht nur viel Zeit, sondern auch Kabelsalat sparen können, ist ein sofortiger Umstieg wie bei allen frischen Technologien keinesfalls nötig. Eine ganze Weile wird es noch dauern, bis flächendeckend unterstützte Geräte von vielen Herstellern erhältlich sind. Sollte sich der Markt auf Apples Umsetzung der Forschung an „Light Peak“ einlassen, könnte sich der neue Standard bereits im kommenden Jahr durchsetzen – Apples Einfluss auf den Computermarkt jedenfalls dürfte angesichts der Umsatz- und Gewinnzahlen mittlerweile groß genug sein.


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