Synology DiskStation DS211j: NAS (auch) für den Mac

rj, den 5. März 2011

Was macht ein Redakteur mit heterogener Arbeitsumgebung? Er stellt sich keine Time Capsule, sondern ein ausgewachsenes NAS in die Wohnung, um Macs, Windows-Rechnern und Linux-Netbooks gleichermaßen Zugriff auf Plattenplatz, iTunes-Server und einige Dienste mehr zu geben. Die Synology DiskStation DS211j macht viel zum vergleichsweise günstigen Preis und dürfte für Nicht-nur-Mac-Nutzer ein Tipp fürs heimische Storagemanagement sein. Filezugriff überall im heterogenen Netzwerk, zentraler Backupserver, iTunes-Medienstation und nette Dreingaben wie Streaming-Apps fürs iPhone: die DS211j macht auf den ersten und viele weitere Blicke Spaß.

Sinn und Zweck

Eine Mac-Monokultur mag eine schöne und angenehm wartbare Sache zu sein, die Regel ist sie indes nicht. Zu Hause steht neben den Arbeitsmacs noch die eine oder andere Windows-Daddelkiste und wird der abgelegte XP-Laptop noch zum Nachttischrechner oder Küchenbeschaller reanimiert – der Einsatzzwecke für Alt-, Zweit- und Drittrechner sind viele. Will man dann systemunabhängigen Zugriff auf stromsparend realisierte Serverdienste und Plattenspeicher, dann führt am NAS kaum ein Weg vorbei. Die Synlogy DS211j war mein Gerät der Wahl (bzw. der vor kurzem nebenan gehegte Wunschtraum in Sachen Setup), die folgenden Erfahrungen hoffentlich nützliche Entscheidungshilfe für User, die auch, aber nicht nur am Mac sitzen.

Zielvorgabe war ein NAS-System, welches leise und zuverlässig im Netzwerk sowohl interne als auch die bereits vorhandenen externen USB-Festplatten mit NTFS im Netzwerk zur Verfügung stellt. Clientsysteme: Mac OS X, Win XP, Vista und Ubuntu Linux. Musthave: Parallele Lese/Schreibzugriffe von allen im Netz vorhandenen Systemen. Nice to Have: iDevice-Unterstützung und weitere Serverdienste wie iTunes- und andere Medienserver.

Preis und Ausstattung

Knapp 190 Euro ließen wir bei Amazon fürs nackte NAS, nochmal 80 wurden für zwei Terabyte Samsung-Plattenplatz fällig. Ein Laufwerksschacht ist im NAS anschließend noch frei und ermöglicht späteres Nachrüsten von mehr Kapazität. Weiter können an die drei USB2.0-Ports der DS211j noch einige externe Platten angehängt werden. Kurz gesagt: die Hoffnung scheint berechtigt, mit der Storage-Knappheit wie mit der Storage-Organisation zumindest für die nächsten paar Jahre aufgeräumt zu haben.

Im Apple-Kontext erwähnenswert: Designawards wird die DS211j niemals gewinnen. Eine Rolle wird das kaum spielen – der Nutzen von Hardware wie dieser liegt in der Regel darin, dass man sie weder sieht noch hört.

Kurz noch die Hardfacts: Fürs Medienstreamen ist die ruckelfreie Netzwerk-Wiedergabe von 1080p Pflicht, die von der DS211j problemlos gemeistert wird. Die Kür: Transferraten von um die 50MB/Sec im Gigabyte-Ethernet, das selbstredend nur an die internen Platten. Extern kann FAT32, NTFS, ext3 und ext4 angestöpselt werden, Netzwerkprotokolle werden in beeindruckender Zahl unterstützt.

Aufbau und Installation

Das Öffnen der DiskStation verlangt ein wenig sorgsam dosierten Druck und ein herzhaftes Verschieben der Gehäusehälften gegeneinander, dann offenbart das Gerät seine Innereien. Undramatisch: zwei 3,5Zoll-Einschübe für die Festplatten, ein gut dimensionierter und leise laufender Lüfter, alles, was sonst an Elektronik in der DS211 werkelt, ist weitgehend verdeckt. Das Netzteil ist extern, ein Patchkabel liegt bei.

Wir hängen das Gerät an Strom und Router und starten die Setup-DMG auf dem Mac. Das Synology-Gerät holt sich anstandslos eine IP beim DHCP-Server ab, das Setup-Programm findet das (nicht vorinstallierte) NAS im Netzwerk und bietet uns an, selbiges einzurichten. Dafür verlangt das Installationsprogramm recht knapp eine Firmwaredatei – die finden wir neben anderen Images auf der Installations-CD im Ordner „DSM“ – wir wählen die .pat-Datei mit dem Gerätenamen im Dateinamen aus. Anschließend wird das Setup ausgeführt.

Nach der grundlegenden Einrichtung der Firmware macht sich das NAS an die Formatierung und Einrichtung der internen Festplatte. Mehrere Platten kann man in verschiedenen RAID-Leveln einrichten, die einzelne Platte lassen wir per benutzergesteuerter Installation als simples Volume bereitstellen.

Beim ersten Formatieren bietet die Synology einen Plattencheck an – was im Fall eines RAID sicher keine schlechte Idee ist, dauerte uns fürs Testen zu lange: lässt man 2TB durchchecken, sollte man die Prüfung über Nacht laufen lassen, eher acht als vier Stunden wird man veranschlagen können. Der Abbruch eines aufgenommenen Checks ist mit einem beherzten Griff zum Netzstecker und dem erneuten Start des Platteneinrichtungs-Assistenten möglich.

Anschließend ist man leicht erschlagen von der Fülle der Dienste und Möglichkeiten – vom simplen FTP über diverse Backuplösungen bis zum Torrentclient, Webcam- und Webradio-Server stehen Applikationen zur Verfügung. Wir beschränken uns im Folgenden auf einige wenige Dienste.

Time Machine

Vor der Möglichkeit, ein Verzeichnis auf dem NAS für Time-Machine-Backups auszuwählen, muss der entsprechende Dienst auf der DS211j gestartet werden.

Ein Zielordner wird ausgewählt, ist dieser zugangsbeschränkt, wird beim Auswählen des Backup-Ortes via Time Machine noch Benutzername und Passwort abgefragt.

Nach der Eingabe braucht Time Machine einige Zeit, um sich auf dem Backup-Speicherplatz einzurichten und verrichtet anschließend klaglos seinen Dienst.

iTunes-Medienserver

Aktiviert man den Dienst, werden die Ordner „music“, „photo“ und „video“ auf dem NAS angelegt. iTunes zeigt die Freigaben unter Mac und Windows automatisch an, in die Ordner transferierte Medien können problemlos abgespielt werden. Hübsch: für iPhone und iPad stehen Streaming-Apps zur Verfügung.

Kostenlos kann via DS audio-App Musik vom iTunes-Server gehört, per DS photo-App Bilder aus der Photobibliothek betrachtet werden und so weiter.

Die Sortierung der iTunes-Tracks ist je nach Client indes etwas abenteuerlich (was mit ordentlichem Tagging teilweise behoben werden kann). Während unter Linux oder in der iPhone-App die Beispiel-Alben ordentlich zusammengefasst wurden, weigerte sich ausgerechnet iTunes auf dem Mac, einen Albenview auch nur anzubieten.

Linux

Unter Ubuntu macht die Synology auch direkten Spaß ohne irgendwelche Nachinstallationen: in der Netzwerkumgebung findet sich die DS211j unter dem Freigabenamen, Verbindungen in die jeweiligen Ordner können mit Username/Passwort hergestellt werden, ohne selbige beim öffentlichen „gemeinsamen Ordner“. Die iTunes-Serverdienste erscheinen unter dem Ubuntu-Standardplayer Rythmbox ebenfalls automatisch und bringen – zumindest bei den hier aufs NAS geschaufelten Beispieltracks und -alben – ironischerweise gar eine bessere Albenansicht mit als unter iTunes auf dem Mac.

Auf dem kleinen Netbook-Bildschirm stößt der „Browser-Desktop“ der DiskStation auch zum ersten Mal an gewisse Grenzen: mit dem Scrollen und den Bedienfeldern haut es mangels Platz gelegentlich nicht mehr hin. Die Navigation via Tab-Taste verschafft hier Workarounds, die das Gröbste vermeiden helfen – auch wenn man mangels Sicht gelegentlich „Abbrechen“ statt „OK“ wählt. Schönes Detail, im Beispiel zu sehen: die Notifications, die von der DS211jj per Remote Desktop im Browser, Mail oder gar per SMS an den Nutzer ausgegeben werden können.

Windows

Darüber muss man nun nicht mehr viele Worte verlieren – analog zum Ubuntu sind die jeweils freigegebenen Ordner und Dienste auch unter Windows zugänglich und auch per Netzlaufwerks-Verbindung auf Zuruf vom Windows-Start an aktiv. Voraussetzung ist der Start der jeweiligen Dienste, Anmeldung auf dem NAS-Server und eine korrekt angegebene Arbeitsgruppe.

WAF

Der „Woman Acceptance Factor“ ist eine nicht mehr zu vernachlässigende Größe bei Heim-Netzwerkausstattung. Die Synology punktet hier in zweierlei Hinsicht – zum einen ist das Gerät selbst leise bis lautlos (wird nicht auf die DiskStation zugegriffen, schaltet sie interne wie externe Platten und den Lüfter ab und verursacht kein Betriebsgeräusch mehr) und gut irgendwo außer Sichtweite platzierbar. Hinstellen, anschalten, vergessen. Zum anderen räumt sie auch andernorts auf: die immer irgendwo herumliegenden externen HDs sind ebenso verschwunden wie die Mehrfachsteckdosen-Ballungen, die regelmäßig zusammen mit der Peripherie den Wohnraum heimsuchen.

Persönliches Fazit

Ich bin glücklich und wage zu behaupten, für erheblich weniger Geld eine deutlich vielseitigere Hardwarelösung als die von Apple angebotenen Storage-Alternativen gefunden zu haben. 2 TB Timecapsule kosten 450 Euro, Aufrüstung Fehlanzeige. Statt dem (ohnehin meist vorhandenen) WiFi-AP der Time Capsule hat man mit der Synology eine ganze Reihe weiterer Dienste und kann nebenbei nach Belieben intern oder extern HD-Speicher nachrüsten. Das Ding rockt, 4,5 von 5 Macs.


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