GarageBand für iPad im Test – komplettes Tonstudio auf dem Tablet

Stefan Keller, den 12. März 2011

Mit GarageBand aus dem iLife-Paket hat Apple schon viele Hobby-Musiker für Stunden am Rechner gehalten. Jetzt mit der iPad-Version will der IT-Riese aus Cupertino die Anwender auf die Couch locken. Ob das was wird, erfahrt ihr in unserem Review.

In der Keynote zum iPad 2 wurde nicht nur die zweite Generation des Tablet-Computers vorgestellt, sondern auch die eine oder andere App, die mögliche Anwendungsszenarien aufzeigen soll. Eine davon war GarageBand, das sogar auf dem iPad 1 ohne Tricks läuft.

Was ist GarageBand?

GarageBand ist Programm, das ursprünglich nur auf dem Mac verfügbar war und als Teil des iLife-Pakets auf jedem neuen Apple-Computer vorinstalliert ist. Mit einer Vielzahl mitgelieferter Samples lassen sich damit per Mausklick eigene Lieder komponieren und schließlich im Ganzen exportieren. Außerdem kann man eigene Instrumente an den Mac anschließen und selbst musizieren. Die iPad-Version bietet ganz ähnliche Funktionen; auch hier können Instrumente angeschlossen und eingespielt werden. Zusätzlich hat Apple aber für Tasten-, Saiten- und Schlaginstrumente eine Bildschirmsteuerung eingebaut, sodass der Besitz eines echten Instruments nicht unbedingt notwendig ist.

Klangkiste

GarageBand für iPad ist fast 370 MB groß – das lässt schon auf eine große Anzahl mitgelieferter Instrumente hoffen. Und dem ist auch so: Direkt in der Auswahl werden Piano/Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Sampler und Gesang angeboten, für die echten Instrumentengruppen zusätzlich noch einmal mit der Vorsilbe „Smart“. Bei den schlauen Ausführungen kann selbst der Laie kaum etwas falsch machen. Bei Piano, Gitarre und Klavier etwa werden Akkorde schon vorgegeben und müssen nur noch angetippt werden. Etwas Handlungsspielraum entsteht durch verschiedene Variationen. Die Autoplay-Funktion hat für Saiteninstrumente vier Vorgaben auf Lager, die in der vom Benutzer ausgewählten Tonart gespielt werden. Ganz und gar die CPU musizieren lassen kann man bei den Smart-Drums. Hier werden einfach Elemente eines Schlagzeugs in einer Matrix eingeordnet, die auf der Y-Achse die Lautstärke und auf der X-Achse die Komplexität des Spielens charakterisiert. Das Würfel-Icon sorgt für eine zufällige Anordnung – ein Rhythmus ist also mit sehr einfachen Möglichkeiten gegeben.

Für die meiste Klangvielfalt sorgt Apple aber bei den Tasteninstrumenten. Hierbei wird ein komplettes Keyboard nachgestellt, das allerlei Instrumente nachahmt. Von einem klassischen Piano über Orgeln bis hin zu Synthesizern ist eigentlich alles dabei, was der Hobby-Musiker in sein Lied einpflegen möchte.

Nur singen muss man weitestgehend alleine. Dafür kann man wahlweise ein Headset anschließen oder das im iPad integrierte Mikrofon nutzen. Für Abwechslung sorgen allerlei lustige Effekte, mit denen die Stimme verändert werden kann, beispielsweise eine Verzerrung wie durch ein Megafon.

Mitgelieferte und eigene Samples

In GarageBand für iPad enthalten ist neben realistischen Instrumenten noch eine Funktion, die von Keyboards bekannt ist. Wer in seinem Meisterwerk beispielsweise das Bellen eines Hundes einbauen möchte, kann hiervon Gebrauch machen. Von diesen Kuriositäten sind aber leider nur eine Hand voll enthalten, die dafür aber durch Aufnahme eigener Laute erweitert werden können.

Wie auch in der Desktop-Version liefert Apple zudem eine ganze Reihe von Audio-Loops mit, die bereits vorgefertigt sind und die Komposition unterstützen. Sie sind wahlweise nach Instrumentengattung oder Genre gegliedert und beinhalten auch Instrumente, die in GarageBand selbst nicht gespielt werden können wie Streicher und Blasinstrumente. Auch ein wenig Gesang-Loops für den Hintergrund-Chor ist mitgeliefert.

Komposition und Export

Sind alle Instrumente eingespielt, geht es daran, aus den Aufnahmen ein Lied zu kreieren. Dabei wird eine Übersicht genutzt, die audiophile Anwender bereits aus Programmen wie Audition oder GarageBand, aber auch aus iMovie kennen. Untereinander werden alle Instrumente aufgelistet und der Übersicht wegen in verschiedenen Farbtönen von einander getrennt. Um Spielpausen einzuhalten, werden die einzelnen Tracks einfach per Drag & Drop verschoben, die Zeitleiste am oberen Rand zeigt die Taktanzahl an. Währenddessen kann man selbst verständlich immer probehören, ob die Veränderungen das Ergebnis verbessert haben. Am Ende kann, vom Workflow her an beispielsweise Pages für iPad angelehnt, das Ergebnis per E-Mail verschickt oder in iTunes importiert werden. In jedem Fall wird eine AAC-Datei exportiert.

Beurteilung

GarageBand für iPad macht einfach Spaß. Apple hat einen wahrlich guten Spagat geschafft, Musik-Neulinge nicht zu verschrecken und fortgeschrittene ein wenig zu fordern. Freilich spielt sich eine Gitarre auf dem iPad nicht authentisch und auch beim Keyboard fehlen die physischen Tastenanschläge. Dennoch gibt die App ihr bestes, Musiker, die das wünschen, bei Fehlern zu bestrafen und bei präzisem Spiel mit gewünschten Ergebnissen zu belohnen. Durch die Intelligenz bei den smarten Instrumenten kommen aber gleichfalls Anfänger auf ihre Kosten, bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit gute Ergebnisse zu erzielen.

Auf dem iPad 1, auf dem wir GarageBand getestet haben, ist das Umschalten zwischen den Instrumenten mit einer gewissen Ladezeit verbunden, die durchaus kürzer ausfallen könnte. Wir halten Apple jedoch zugute, dass die App eigentlich für iPad 2 beworben wird und dennoch nicht künstlich darauf eingeschränkt wird. Sind die Ladezeiten überwunden, reagiert das ausgewählte Instrument hinreichend schnell.

Fazit

Auch auf die Gefahr hin, als Fanboy abgestempelt zu werden, gebe ich GarageBand für iPad guten Gewissens volle fünf von fünf Macs. Das liegt einfach daran, dass GarageBand hält was es verspricht, Erwartungen mehr als erfüllt und unglaublich Spaß macht. Man muss nicht unbedingt ein Instrument spielen, ein wenig Spieltrieb reicht bereits aus, ganze Nachmittage mit der App zu füllen. Ihr bekommt für knapp 4 Euro ein virtuelles Tonstudio, bei dem man wirklich lange nachdenken muss, um etwas zu finden, das verbesserungswürdig sein kann. Aber so richtig fällt einem da dann doch nichts ein, was nur einen Schluss zulässt: Kaufen!


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