Test: Bionic Commando Rearmed 2 der Nachfolger des Remakes auf Xbox 360

Stefan Keller, den 31. März 2011

Plattformer – ein totgeglaubtes Genre ist zurück. Vor zwei Jahren probierte Capcom es mit einem relativ einfachen Remake, nun kommt der Nachfolger dessen. Nicht mehr ganz an die Ketten des Originals gefesselt, gibt es vor allem eine Frage: Können moderne Plattformer heute noch überzeugen? Unser Review von Bionic Commando Rearmes 2 auf der Xbox 360 nimmt sich der Frage an.

Lang, lang ist’s her: In Japan schon im Sommer 1988 erschienen, dauerte es in Europa bis Oktober 1990, als Bionic Commando für den NES veröffentlicht wurde. 2008 schließlich folgte ein Remake auf PC, Xbox 360 und PS3. In diesem Jahr dürfen wir uns auf dessen Nachfolger freuen.

Trashige Story und passende Dialoge

Wer bei der Erzählung der Story von der Überspringen-Funktion Gebrauch macht, ist nicht wesentlich dümmer, als jemand, der die Schriftzüge liest. Die Story ist sehr skurril und insgesamt weit hergeholt. Immerhin haben es die Entwickler hinbekommen, dass die Dialoge das perfekt widerspiegeln. Die Akteure sind so von sich selbst eingebildet, dass es sich, zumindest was den Unterhaltungswert angeht, lohnt, die Texte zu lesen. Eine Sprachausgabe gibt es leider nicht. Es fällt auf, dass sich das Spiel wohl selbst nicht so richtig ernst nimmt. Das neutralisiert den Kritikpunkt der Hintergrundgeschichte locker. Im Grunde geht es darum, dass Terroristen angreifen und nur durch die Bioniker, die wir spielen, außer Gefecht gesetzt werden können. Das Spiel setzt ein paar Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers ein.

Spring doch, spring!

Wenn es im Vorgänger etwas nicht gab, dann war das eine Sprungtaste. Seit Bionic Commando: Rearmed 2 wissen wir, warum: Sie hätte nicht richtig funktioniert. Denn nun ist sie drin und frustriert jedes Mal aufs Neue. Die Akteure springen einfach nicht weit genug und vor allem nicht sehr präzise ab. An sich lohnt sich die Sprung-Funktion nur, um an Kisten hochzuklettern, denn ansonsten landet man mit großer Wahrscheinlichkeit eher nicht dort, wo man es wollte. Wer aber noch die Vorgänger gewohnt ist, bei denen man auf seinen Greifarm mit Ankerhaken angewiesen war, kann übrigens ein Achievement sammeln, wenn er ohne Springen auskommt.

Aber auch die sonstige Steuerung ist verbesserungswürdig: Sie verzeiht keine Fehler und ist dabei noch umständlich in der Bedienung.

Levels: Fluch und Segen

Die Spielabschnitte sind ein zwiespältiges Schwert. Einerseits sind sie sehr schön abwechslungsreich und gut designt. Dazu kommen die vielen versteckten Items und alternativen Routen. Auf der anderen Seite aber werden die meisten dieser Items nicht gebraucht, weil man die automatische Heilung bei Zeiten findet und die Pistole früher oder später alle Gegner umhaut (mit unendlich viel Munition). Dazu kommt, dass die Level zuweilen ein wenig unübersichtlich werden. Es hätte dem Titel gut getan, wenn man mal etwas weiter zur Seite hätte schauen können als eigentlich auf den Bildschirm passt.

Dumme KI, schöne Grafik, cooler Sound

Die Krone setzt dem Spiel die KI auf, insofern man sie so nennen darf. Die Gegner sind vergleichsweise dumm und vorhersehbar. Hinter Fässern verstecken sie sich zwar, aber bleiben dann für immer dort, wenn man sich ihnen nicht selbst zu sehr nähert. Eine Granate beispielsweise bekommen sie gar nicht erst mit – und dafür muss man sich nicht selbst bewegen. Anders sieht es bei den Bossen aus, die dann schon eher an alte Zeiten erinnern. Man muss die Schwachpunkte erst finden und dann geschickt ausnutzen – gar nicht so einfach, aber halbwegs fair.

Sehr schön geworden ist die Grafik. Sie bietet das Flair der 8-Bit-Konsolen, gepaart mit moderner Optik. Hier gibt es nicht viel zu sagen, da stimmt das Gesamtpaket einfach. Gleiches lässt sich über den Soundtrack sagen, der an die guten alten 8-Stimmen-MIDIs der frühen 90er angelehnt ist und dabei nicht nervt.

Fazit

Bionic Commando Rearmed 2 ist eigentlich ein ganz gutes Spiel, das an alte Zeiten erinnert und sie mit schicker HD-Grafik für kleines Geld ins nächste Jahrzehnt katapultiert. Wäre da nicht die etwas zickige Steuerung, die für den einen oder anderen Frustmoment sorgt. Wem aber aktuelle Spiele sowieso viel zu einfach sind und früher ohnehin alles besser war, der dürfte seine masochistischen Triebe wunderbar mit BCR2 befriedigen können.


Ähnliche Nachrichten

Testergebnis

URS: 6,5 von 10
6,5