Test: Tweetbot für iPhone

mz, den 14. April 2011
Tweetbot
Tweetbot

Die Entwicklerschmiede Tapbots ist bereits seit den Anfängen der iOS-Plattform für herausragend funktionierende und vor allem schön designte Apps bekannt. Seit zwei Tagen sorgt nun die neueste Errungenschaft der detailverliebten Programmierer für Aufsehen. Heute ist Tweetbot auch im deutschen App Store angekommen. Zeit für einen ausführlichen Test.

Tools wie Calcbot, Convertbot, Weightbot und vor allem Pastebot, mit dem die Zwischenablage zwischen iOS-Gerät und dem Mac hin- und herkopiert werden kann, beweisen, dass gute Apps nicht hässlich sein müssen. Nun bietet Entwickler Tapbots mit Tweetbot erneut eine schicke App: Tweetbot. Sie bietet dieselben dezenten Farben wie die anderen Topseller der beiden Entwickler Paul und Mark. Das iPhone-Display wird nach dem Start von dunklem Anthrazit dominiert, die Tweet-Zeitleiste glänzt silbern und wichtige Funktionen sind in leuchtendem Blau gehalten.

Was bietet die App?

Wichtig zu Beginn: Tweetbot ist Multi-Account-fähig. In den Kontoeinstellungen können über den „Edit“-Button beliebig viele Konten hinzugefügt und in ihrer Reihenfolge verschoben werden. Unter den einzelnen Konten geht es dann in die Einstellungen der App. Dort findet sich zuoberst ein zunächst ungewöhnlicher Punkt, der die Sounds der App betrifft. Darüber kann ausgewählt werden, ob Tweetbot nur Benachrichtigungen mit Tönen kenntlich machen oder aber die typischen Tapbot-Sounds von sich geben soll, wenn man sich zwischen zwei Menüebenen bewegt, oder das Konto wechselt.

Außerdem kann die Schriftgröße in drei Stufen angepasst werden; Der Benutzer kann sich aussuchen, ob die Autoren von Tweets mit ihrem richtigen oder ihrem Twitternamen angezeigt werden.

Während der Lektüre der neuesten Tweets lässt sich schnell zwischen verschiedenen Listen wechseln, sofern man seine Follower in solche eingeordnet hat. Ein Tipp auf den Avatar am oberen Bildschirmrand genügt. Links davon geht es zurück zur Kontoauswahl, das bekannte Symbol zur Rechten öffnet beim Antippen das Fenster für einen neuen Tweet. Neue Tweets werden am unteren Bildschirmrand durch eine blau hinterlegte zusätzliche Leiste angeküdigt. Dies gilt für die normale Timeline, sowie die @-Replies und Direktnachrichten. Wie in der offiziellen Twitter-App markiert ein Doppeltipp in Tweetbot auf das Icon alle Direktnachrichten als gelesen.
Die beiden verbleibenden Plätze auf der rechten Seite können je nach Gusto des Benutzers von zwei der vier verbleibenden Kategorien eingenommen werden: Retweets, Suche, Listen oder Favoriten.

Gibt es was Besonderes?

Eine ausgeklügelte Bedienung ermöglicht die schnellere und einfachere Navigation, so wie man sie sich von vielen anderen Twitter-Apps wünschen würde. Mit Tweetie 2 (heute Twitter für iPhone) hielten bereits einzigartige Funktionen Einzug in die iOS-Welt, die bisher vielfach kopiert wurden. Dort konnte man über einem Tweet nach rechts streichen, um weitere Optionen angezeigt bekommen. Besonders die Funktion, den Bildschirm zum Aktualisieren „nach unten zu ziehen“, ist vielfach kopiert worden und findet sich auch in Tweetbot.

Aber die Entwickler legen noch einen drauf: Wer weitere Aktionen zu einem bestimmten Tweet angezeigt bekommen möchte, tippt diesen einfach an. Darunter schiebt sich dann eine zusätzliche Leiste ins Bild, die es (von links nach rechts) ermöglicht, zu antworten, retweeten, als Favorit hinzuzufügen, sowie (hinter dem Zahnrad versteckt) den Link zum Tweet zu posten, ihn zu kopieren, per Mail zu verschicken oder zu übersetzen. Das Auge ganz rechts öffnet die Detailansicht. Hier lassen sich dann zusätzliche Informationen über den Autor, ähnliche Tweets oder bereits erfolgte Retweets einsehen.

Es gibt noch mehr einzigartige Features: Gehört ein Tweet zu einer Konversation, lässt sich diese komplett anschauen, indem man über dem Tweet nach rechts streicht. Streicht man nach links, werden ähnliche Tweets gesucht. In den Direktnachrichten werden die einzelnen Tweets zudem farblich voneinander abgesetzt.

Damit nicht genug: Befinden sich in einem Tweet weitere Objekte wie Twitternamen, Hashtags oder Links, können diese ohne Umweg über die Details per Doppeltipp sofort geöffnet werden. So spart man sich einen Schritt – auch beim Ansehen von Bildern.

Und um dem ganzen eine Krone aufzusetzen, gibt es zudem die Möglichkeit, eine Dreifach-Tipp-Geste zu konfigurieren. Vier verschiedene Verhaltensweisen stehen dafür zur Auswahl, nämlich antworten, retweeten, als Favorit markieren oder übersetzen.

Sicherlich finden sich in vielen Apps derart einfallsreiche Funktionen, allerdings gibt es keinen Twitter-Client mit einem so gut durchdachten Bedienkonzept. Im Test über einen Tag hatte ich mich sofort an die Abkürzungen gewöhnt und damit schnell ein bisschen Zeit gespart. Einen guten Überblick über die einzelnen Gesten liefert Tapbots selbst auf seiner Website.

Integration

Tweetbot bringt die volle Bandbreite an unterstützten Diensten mit: URL-Kürzung übernehmen wahlweise bit.ly, CloudApp, goo.gl, is.gd, j.mp, Linkyy, l.pr oder TinyURL, Fotos können über img.ly, Mobypicture, Plixi, Twitgoo, TwitPic oder yfrog und Videos über Mobypicture, TwitVid oder yfrog hochgeladen werden.
Die aktuelle Version des Push-Benachrichtigungsdienstes Boxcar unterstützt Tweetbot bereits, um Inhalte für später zu sichern, stehen Instapaper und Read it Later bereit.

Das Standard-Repertoire an integrierten Features darf selbstredend nicht fehlen: Verfasst man ein neues Statusupdate, können über das Zahnrad links über dem iPhone-Keyboard der aktuelle Aufenthaltsort sowie Fotos und Videos hinzugefügt werden. Außerdem gelangt man von dort zu den Entwürfen. Die App bietet Unterstützung bei der Suche nach Hashtags oder Followern, während man einen neuen Tweet verfasst. Allerdings gibt es dazu keine Buttons, wenn man sie nicht benötigt. Das bedeutet: Wer ein „@“ oder eine „#“ eintippt, dem erscheint direkt daneben ein PopUp, das einem bei der Suche behilflich ist.

Was fehlt?

Tweetbot ist ein sehr umfangreicher Twitter-Client, der kaum Wünsche offen lässt. Allerdings gibt es Funktionen, die fehlen: Die App funktioniert nur im Hochformat, was den meisten Twitterern sicher nichts ausmacht. Wer es aber bequemer findet, im Querformat zu tippen, sollte sich Tweetbot nicht zulegen. Wer darüber hinaus einen eigenen URL-Kürzungsdienst verwendet, wird mit der App nicht glücklich, denn diese Möglichkeit bietet sie nicht. Wie oben angesprochen, sind aber mehr als nur die gängigen Shortener dabei, die für die meisten ausreichen sollten.

Außerdem gibt es Tweetbot nicht nativ fürs iPad – wie die anderen Apps von Tapbots, mit Ausnahme von Calcbot. Auf eingebaute Push-Notifications müssen wir ebenso verzichten, allerdings gleicht die Boxcar-Integration das wieder aus.

Fazit

Eine App wie Tweetbot, die einen großen Funktionsumfang, ein cleveres Bedienkonzept und ein tolles Design so miteinander kombiniert, gibt es bisher noch nicht. Die Kleinigkeiten, die nicht enthalten sind, werden sich von den meisten Twitter-Fans verschmerzen lassen – erst recht, wenn sie die Stabilität der App erleben, die sich von der Konkurrenz wie Osfoora, TwitBird oder Echofon genauso absetzt, und die innovative Bedienung.

Die eierlegende Wollmilchsau ist Tweetbot aber auch nicht. Es gibt eine klare Kaufempfehlung für die 1,59 Euro App, die man im App Store als iPhone- oder iPod-touch-Nutzer mit Twitter-Account zurzeit kaum besser anlegen kann.


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